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Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Titel: Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Richner
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würde.
    Als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung sah, drehte sie den Kopf. Ein schwarzer Blitz tauchte hinter einer Säule auf und schoss durch die Luft, direkt auf das Netz zu. Amethyst packte es mit ihren Reißzähnen, als wäre es ein Vogel, den sie jagte, und riss es im letzten Moment von Emily weg. Sie zog es ein Stück weit in den Korridor und ließ es dort liegen. Dann kam sie zurück.
    Los, beweg dich. Ich glaube nicht, dass er noch lange so rumsteht , hörte Emily Amy sagen. Noch immer starrten sie und der Geist auf die Katze und versuchten zu begreifen, was gerade geschehen war.
    Emily reagierte zuerst. Sie duckte sich seitlich neben dem Geist durch und lief der Katze nach. Etwas versteckt neben der Säule, hinter der Amethyst aufgetaucht war, befand sich ein Eingang in die Katakomben. Emily hatte ihn vorher nicht gesehen. Auf diesem Weg war Linus also jeweils in die Bibliothek gelangt, unbemerkt von den Wächtern, und hierhin hatte er sich eben auch in Sicherheit gebracht. Emily hoffte, dass er sich in den Katakomben nicht verirrte.
    So schnell sie konnte, rannte sie durch das finstere Labyrinth. An dieser Stelle war sie noch nie gewesen, und sie hätte sich schon nach wenigen Abzweigungen hoffnungslos verirrt und wahrscheinlich nie wieder herausgefunden, aber Amy schien sich hier unten gut auszukennen. Immer wieder gab sie Emily Anweisungen, wo es durchging.
    Schneller , drängte sie. Hier nach links .
    Während dem Laufen lauschte Emily angestrengt. Der Geist war ihnen gefolgt und befand sich dicht hinter ihnen. Sie konnte seinen keuchenden Atem hören.
    Wohin gehen wir? , dachte sie.
    Irgendwohin , antwortete die Katze. Hauptsache, wir hängen ihn ab.
    Emily hätte nicht sagen können, wo sie waren oder in welche Himmelsrichtung sie gingen. Sie folgte einfach ihrer Katze und lief, so schnell sie konnte. Immer wieder zweigten sie ab, kamen durch breite Gänge und dann wieder durch sehr schmale. Es gab kaum Licht. Nur ab und zu steckte eine Fackel in einer Halterung und warf ihre vorwärts jagenden Schatten an die Wände. Für Amy war das kein Problem. Ihre Augen waren so gut, dass sie auch im Halbdunkel mühelos den Weg fand.
    Irgendwann bekam Emily Seitenstechen. Sie rannte nun schon seit Ewigkeiten, und noch immer konnte sie die Schritte ihres Verfolgers hinter sich hören.
    Hier, stoß diese Tür auf, befahl Amy auf einmal. Sie führt ins Moor… nicht die beste Idee, aber er hat uns sonst gleich eingeholt.
    Emily blieb stehen und tastete über die Wand. Sie fand einen eisernen Riegel, drehte ihn und öffnete die Tür. Rasch traten sie und Amy hindurch, und Emily schloss die Tür wieder. Dann schaute sie sich um.
    Der Mond schien und spendete genügend Licht, um die Umgebung erkennen zu können. Emily und Amy standen auf einer kleinen Lichtung, die von dichten Büschen und einigen moosbewachsenen Felsen umgeben war. Auch die Tür befand sich in einem solchen Felsen. Emily warf ihr einen nervösen Blick zu. Hatte der Geist bemerkt, dass sie die Katakomben verlassen hatten?
    Dort entlang , dachte Amy und schlüpfte zwischen zwei Felsen hindurch. Ungeduldig wartete sie auf Emily, die über den Felsen klettern musste, da sie zu groß war für den schmalen Durchgang. Auf der anderen Seite sprang sie hinunter. Ein dürrer Ast zerbrach unter ihren Füßen.
    Beeil dich, vielleicht folgt er uns , drängte Amy.
    Schon gut. Wie kommt es eigentlich, dass du dich so gut auskennst? , fragte Emily, während sie der Katze nachlief.
    Na, ich bin schließlich eine Katze , antwortete Amy leicht verschnupft, als würde das alles erklären. Beeil dich!
    Glaubst du, er kann das Giftnetz noch benutzen? Als du es aus der Luft gefangen hast, ist es in der Mitte halb auseinandergerissen , überlegte Emily.
    Bei einem Erwachsenen wäre es wahrscheinlich nicht mehr tödlich, aber du bist – offensichtlich – noch ein Kind. Und mich hat es wahrscheinlich gerade eins meiner kostbaren neun Leben gekostet , meinte Amethyst. Pssst, ich höre was. Er kommt!
    Amys Ohren waren viel feiner als ihre eigenen. Emily hörte erst einige Augenblicke später das Knacken von morschem Holz und ein leises Plätschern, als etwas in ein Wasserloch fiel.
    Weiter , drängte Amethyst. Sie führte Emily geschickt zwischen Bäumen, Felsen und wassergefüllten Gräben hindurch, immer tiefer hinein ins Moor. In dieser Gegend war Emily noch nie gewesen. In der Ferne konnte sie Arcanastra erkennen, und sie schätzte, dass sie sich ziemlich genau

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