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Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Titel: Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Richner
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Finn gut tat, hier zu sein.
    Er wollte nicht mehr über die vergangenen Wochen sprechen. Deshalb erwähnten Emily, Emma und Miki den Geist nicht, wenn Finn dabei war. Über den rätselhaften Jungen – Crispin Caligo – redeten sie ebenfalls nicht. Emily hatte ihre Großtante nach ihm gefragt.
    „Wir suchen nach ihm“, hatte Sophia geantwortet. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir ihn finden.“
    Auch über Linus dachte Emily viel nach. Sophia hatte ihr erzählt, dass sie den Jungen in der Ringstadt gefunden hatten. Völlig verstört war er umhergeirrt. Er bereute seine Entscheidung nicht. Von einem Leben als Hüter in Arcanastra hatte er genug.
    Ein Windstoß wirbelte feinen Blütenstaub auf und ließ einige weitere silberne Blätter auf den Waldboden fallen. Emily sammelte sie auf. Ihr Korb war nun beinahe bis zum Rand gefüllt, deshalb sagte sie:
    „Ich gehe zur Presse.“
    Unterdessen hatte Signor Montague ihr beigebracht, wie man sie bediente. Emily schüttete die Blätter in einen Trichter, legte einige Hebel um und drehte an einem Rädchen. Fauchend und zischend begann die Pumpe zu arbeiten. Es dauerte nicht lange, bis ein silbern glänzender Saft aus einem Röhrchen in einen Behälter floss.
    „Oh, da bist du ja“, rief in diesem Moment Signor Montague. Mit einem Brief in der Hand kam er zwischen den jungen Silberbuchen hindurch auf sie zu.
    „Der ist für dich, Sophia hat ihn mir eben vorbeigebracht. Sie dachte, du möchtest ihn vielleicht gleich lesen“, sagte er lächelnd. Dann untersuchte er den ausgepressten Pflanzensaft und nickte zufrieden.
    Emily drehte den Brief um. Ihr Herz klopfte schneller, als sie sah, dass er von Serafino war. Rasch riss sie ihn auf und faltete das Papier darin auseinander.
     
    Liebe Emily
     
    Entschuldige, dass ich dir so lange nicht geschrieben habe. Wie geht es dir? Ich hoffe, mit den Silberbuchen ist alles in Ordnung.
    Wir sind zuerst nach Sieben-Drachen-Stadt gefahren. Du solltest auch mal dort hingehen – die Stadt ist riesig und ziemlich aufregend. An jeder Ecke könntest du überfallen werden… nein, ich mache Spaß, nur in bestimmten Vierteln. Der Rest der Stadt ist ziemlich sicher. Jedenfalls musst du sie unbedingt mal sehen.
    Hast du schon mal von einem Crispin Caligo gehört? Seit einiger Zeit wird überall nach ihm gesucht. In Sieben-Drachen-Stadt ist sogar ein Parlamentarier zu uns gekommen und hat uns gefragt, ob wir ihn kennen. Wir haben so getan, als ob wir keine Ahnung hätten, aber wir kennen ihn schon. Genau genommen lebt er sogar bei einem Vetter meiner Mutter. Die haben vor einigen Jahren ein Findelkind aufgenommen, und sein Name ist Crispin. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er es ist, den sie suchen. Aber da sollen sie ruhig selbst drauf kommen. Keine Ahnung, was sie von ihm wollen. Ich hoffe, er steckt nicht in Schwierigkeiten.
    Wir werden wahrscheinlich noch einige Zeit unterwegs sein. Wie es aussieht, kommen wir im September oder vielleicht im Oktober zurück.
    Na dann – ich werde dir bald wieder schreiben. Eine Antwort kannst du mir nicht schicken, weil wir ständig unterwegs sind. Ich kann mir ja einfach vorstellen, was du mir schreiben würdest.
    Bis bald
     
    Serafino
     
    Glücklich ließ Emily das Papier sinken. Serafino hatte tatsächlich an sie gedacht und ihr einen Brief geschickt, auch wenn es eine Weile gedauert hatte. Sie beschloss, ihm eine Antwort darauf zu schreiben, obwohl sie den Brief nicht losschicken konnte. Sie konnte ihn Serafino ja geben, wenn er wieder zurück war.
    Als Emma, Miki und Finn zur Presse kamen, steckte Emily den Brief schnell weg. Sie wollte keine Kommentare dazu hören.
    Ihre Freunde brachten noch einmal drei volle Körbe mit silbernen Blättern. Als sie diese auspresst hatten, fragte Finn wie jeden Tag:
    „Gehen wir noch zu Ilja?“
    Er übte so viel wie möglich, um seinen Rückstand aufzuholen. Seine Freunde hatten nichts dagegen, und so machten sie sich auf den Weg zum Trainingsgelände der Wächter.
    Ilja und Aziz übten sich gerade im Nahkampf, als die Kinder dort ankamen. Sie wirbelten ihre Stöcke so schnell durch die Luft, dass man die Bewegung kaum sehen konnte. Allerdings waren sie auch ziemlich gut im Abwehren… keiner schaffte es, den anderen zu Fall zu bringen.
    Als sie die Kinder bemerkten, unterbrachen sie ihre Übung.
    „Wollt ihr mitmachen?“, fragte Ilja. Emily schüttelte den Kopf, doch ihre Freunde gingen in die Ställe, um sich Schutzkleidung anzuziehen. In letzter Zeit

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