Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)
sagte Emily. Alle drehten sich zu ihr um. Und dann erzählte sie, was an diesem Abend geschehen war.
„Das also war sein Plan“, sagte Ilja. „Natürlich sind gleich einige Wächter in die Bibliothek gelaufen, nachdem Emma und Miki sie alarmiert hatten. Als sie dort ankamen, wart ihr jedoch schon weg.“
Dann trat Sophia zu Emily und nahm sie in den Arm.
„Du hast dich in große Gefahr gebracht“, flüsterte sie. „Aber es war mutig, was du getan hast. Linus verdankt dir viel.“
„Nicht nur mir“, wehrte Emily ab. „Ohne Amethyst hätte ich das alles nie geschafft. Und danach hat mich Nara gerettet.“
„Das war großes Glück“, sagte Madame Foucault nachdenklich. „Ich kann mir nicht erklären, weshalb der Geist keine Macht über sie hatte. Warum über alle Irrlichter, aber nicht über Nara?“ Dann richtete sie sich auf. „Nun, wir werden es vielleicht irgendwann herausfinden.“
Emily stellte die Frage, die sie schon die ganze Zeit im Kopf hatte.
„Was passiert jetzt mit Linus?“
Sophia warf Madame Foucault einen Blick zu, dann sagte sie:
„Ich denke, als Linus gesagt hat, er wolle kein Hüter mehr sein, hat das Buch der Auserwählten seinen Wunsch erfüllt. Es hat seinen Namen entfernt – er wird Arcanastra verlassen müssen.“
„Wir werden ihn finden und zu seinen Eltern nach Hause bringen“, versprach Ilja. Er redete leise mit einigen Wächtern, die daraufhin aus dem Stall eilten.
„Dieser Crispin Caligo… habt ihr schon einmal von ihm gehört?“, fragte Madame Foucault, doch alle schüttelten den Kopf.
„Wir werden nach ihm suchen müssen“, meinte Madame Foucault. „Sein Name steht im Buch, auch wenn er unter ungewöhnlichen Umständen dahin gelangt ist.“
„Aber dieser Crispin ist bestimmt gefährlich“, protestierte Emma. „Ich meine, es muss doch einen Grund geben, warum der Geist ihn in Arcanastra haben will.“
„Vielleicht gehört er auch zur Gilde“, vermutete Finn.
„Oder der Geist kommt in seiner Gestalt nach Arcanastra“, sagte Emily. Madame Foucault zuckte die Schultern.
„Das ist alles möglich. Doch was auch immer sein Plan war – er wird ihn nicht wie ursprünglich gedacht ausführen können. Der Geist hat nicht damit gerechnet, dass ihn jemand dabei beobachtet, wie er Crispins Namen ins Buch schreibt. Hätte Emily nicht alles gesehen, hätten wir keinen Verdacht geschöpft. Wir hätten geglaubt, dass das Buch einen anderen Jungen bestimmt, weil Linus einfach schon zu lange seine Aufgaben als Hüter nicht mehr wahrnehmen konnte. Jetzt aber werden wir diesen Jungen sehr genau überwachen, wenn er in Arcanastra ist.“
„Wir müssen die Parlamente informieren“, meinte Ilja.
„Ja, das werde ich noch heute tun“, nickte Madame Foucault. Dann klatschte sie in die Hände.
„So, genug Aufregung für heute. Ich schlage vor, ihr Kinder geht endlich schlafen. Ich werde Finns Eltern mitteilen, dass ihr Sohn wohlbehalten wieder aufgetaucht ist. Und morgen macht ihr euch einen schönen freien Tag.“
„Finn, wenn du möchtest, kannst du diese Nacht bei uns schlafen“, bot Sophia an. „Vielleicht brauchst du jetzt einen heilsamen Spinnweben-Tee und einige Karotten-Kekse. Was meinst du?“
Finn nickte dankbar.
„Könnten Emma und Miki dann nicht auch gleich…“, schlug Emily vor.
„Oh, natürlich, wenn sie gerne wollen“, meinte Sophia.
„Dann gute Nacht euch allen“, wünschte Madame Foucault. Ilja und Juno lächelten ihnen zu, und die Kinder machten sich gemeinsam mit Sophia auf den Weg nach Hause.
„Keine Sorge, du kriegst noch was Vernünftigeres als seltsamen Tee und Gemüsekekse“, flüsterte Emily Finn zu. „Du siehst ein bisschen verhungert aus.“
„Ich weiß.“ Finn verzog das Gesicht. „Viel zu essen gab es in letzter Zeit nicht gerade.“
Während Emma, Miki und Finn es sich im Wohnzimmer gemütlich machten, half Emily ihrer Großtante beim Kochen. Heimlich würzte sie die Suppe nach und fischte dafür die Kirschen wieder heraus, kippte ein halbes Glas Zucker in den Tee und überzeugte Sophia davon, dass Finn jetzt ein großes Stück Fleisch brauchte. So wurde das Mitternachtsessen doch noch ziemlich schmackhaft.
„Ich muss sagen, das Essen ist mir heute gut gelungen“, sagte Sophia zufrieden, als sie alle um den Tisch saßen. Emily kicherte.
„Ja, ist es wirklich“, nickte sie.
Finn leerte seinen Teller in weniger als einer Minute. Emily sah ihm halb belustigt und halb betroffen dabei zu. Erst nach
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