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Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Titel: Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Richner
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blickte sie in einen ziemlich unordentlichen Raum. Glaskolben, Phiolen, Behälter mit getrockneten Pflanzen oder zerstoßenen Steinen, Bücher und Schriftrollen bedeckten einen riesigen Tisch. Der junge Mann, der davor stand, drehte sich um und schaute die Kinder kurz an. Dann beugte er sich wortlos über seine Arbeit. In seinen langen Haaren hing eine winzige Fledermaus.
    „Kann er nicht sprechen?“, flüsterte Emily verwirrt.
    „Könnte er schon, will er aber nicht“, erklärte Emma leise. „Niemand weiß so genau, was mit ihm los ist. Er trifft sich nie mit Leuten, und eine richtige Familie hat er auch nicht, nur seinen Onkel Shaddock.“
    „Ziemlich einsam“, meinte Miki und musterte den jungen Mann.
    „Man sagt, dass er dieses Haus seit Jahren nicht mehr am Tag verlassen hat“, sagte Emma. „Seine Wohnung liegt unter dem Labor im Keller.“
    Emily schaute in die Ecke, in die Emma zeigte. Unter einem steinernen Bogen führte eine ausgetretene Treppe nach unten in die Finsternis. Sie verzog das Gesicht. Und dort wohnte Manley tatsächlich? Nun ja, seine Fledermaus fühlte sich in dem Gewölbe bestimmt wohl.
    In der Nähe der Treppe gab es einen weiteren steinernen Bogen. Emily konnte den Korridor sehen, der dahinter begann. Eigentlich müsste er direkt zu dem Raum mit dem Summen führen, überlegte sie und gab Emma ein Zeichen. Die begann gleich damit, Manley abzulenken.
    „Woran arbeitest du denn gerade?“, fragte sie sehr interessiert. Miki schob sich unterdessen so vor Manley, dass sein Blick auf Emily versperrt war.
    „Sieht jedenfalls spannend aus“, redete Emma weiter. Manley antwortete nicht und reagierte auch sonst in keiner Weise auf die Kinder. Er fuhr einfach damit fort, eine kohlschwarze Substanz mit einem kleinen Mörser zu zerstoßen, als wären sie gar nicht da. Und die Fledermaus in seinen Haaren schien seelenruhig zu schlafen.
    Emily bewegte sich vorsichtig in Richtung Korridor. Manley bemerkte nichts davon, dass sie rasch durch den steinernen Bogen huschte und um die Ecke verschwand. Das hatte jedenfalls geklappt, dachte Emily zufrieden.
    Im Korridor war es ziemlich düster. Sie tastete sich an den Wänden entlang und wäre mehr als einmal fast gestolpert. Überall lagerten Kisten, leere Flaschen und Holzfässer. Dann stand Emily vor einer Tür. Sie horchte, und schon hörte sie wieder das Summen, diesmal lauter. Sie zögerte nur kurz. Obwohl sie sich vor den Irrlichten fürchtete, musste sie einfach wissen, ob sich tatsächlich eines von ihnen in Manleys Labor befand. Hier fühlte sie sich mutiger als im Moor. Sobald sie auch nur den Schimmer eines Irrlichts sah, würde sie sich einfach umdrehen und weglaufen.
    Zuerst landete sie jedoch nur in einem Durchgangsraum. Die Wände dort waren bedeckt mit Gemälden von finster dreinblickenden Menschen, an den Decken hingen mehrere schlafende Fledermäuse, und einige schwere Truhen standen herum. Wieder blieb Emily stehen und lauschte. Das Summen war jetzt ganz deutlich zu hören, und Emily war sicher, dass sie hinter der nächsten Tür auf ein Irrlicht stoßen würde.
    Sie spähte durchs Schlüsselloch. Dieses Zimmer war noch unheimlicher als Manleys restliche Wohnung. Auf Tischen und Regalen standen unzählige Käfige, und Emily sah sehr seltsame Geschöpfe darin: geflügelte Schlangen, Hamster mit Säbelzähnen und Spinnen, deren Beine man gar nicht zählen konnte. Sie schauderte und rückte ein Stück zur Seite… und dann sah sie es. Manley hatte tatsächlich ein Irrlicht gefangen! Es schwebte in einem großen Glasbehälter und schimmerte in hellem Gelb.
    Hastig drehte Emily sich um und lief durch den Korridor zurück, so schnell sie konnte. Ein zweites Mal wollte sie wirklich nicht von einem Irrlicht hypnotisiert werden.
    Im Labor standen Emma und Miki noch immer neben Manley und schauten ihm beim Zerkleinern der dunklen Substanz zu. Als sie Emily sahen, sagte Emma:
    „Also dann, wir gehen mal wieder. Bis bald.“
    Manley drehte nicht einmal den Kopf. Emma zuckte die Schultern, und gleich darauf standen die drei Kinder wieder auf der Straße.
    „Und?“, fragte Miki.
    „Ich hab’s gesehen“, sagte Emily atemlos. „Er hat tatsächlich ein Irrlicht gefangen.“
    „Und du bist dir sicher, dass du nicht einfach eine seltsame Lampe oder so was gesehen hast?“, fragte Emma. Entrüstet starrte Emily sie an.
    „Ich glaube, nachdem mich ein Irrlicht entführt hat, kann ich die Dinger ziemlich gut von einer Lampe unterscheiden“,

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