Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)
Bibliothekarin… es wäre logisch, dass sie in diesem Raum irgendeinen Hinweis versteckt hat.“
„Aber was ist der Hinweis?“, fragte Finn stirnrunzelnd. „Sagt dir das Gedicht das auch?“
„ War je ein Buch, das so gemeinen Inhalt enthielt, so schön gebunden?“, wiederholte Miki die restlichen Zeilen. „Vielleicht befindet sich der Hinweis in einem Buch. Der gemeine Inhalt , damit meint die Schreiberin wahrscheinlich, dass sie damit den Geist verrät.“
„Deswegen muss sie wirklich kein schlechtes Gewissen haben“, meinte Emma.
„Das perfekte Versteck für einen Hinweis: Ein Buch. Wir werden ewig lange suchen“, beklagte sich Finn.
„Wenigstens haben wir einen Plan. Also los, jetzt ist die Bibliothek bestimmt fast leer, dann beobachtet uns niemand“, sagte Emma.
Die Bibliothek war tatsächlich beinahe leer. Die vier Kinder mussten sich nur an Madame Foucault vorbei schleichen, die in der Nähe des Eingangs vor einem Bücherregal stand. Miki führte sie in einen abgelegenen Korridor.
„Da geht’s lang“, sagte er und hob einen Wandteppich an. Dahinter verborgen war ein Paternoster-Aufzug. Damit fuhren sie einige Stockwerke nach oben und stiegen in einem weiteren Korridor aus.
Vor einer hölzernen Wand blieb Miki stehen. Dort bildeten geschnitzte und gebogene Säulen ein Tor, auf dem ein schlafender Drache zu sehen war. Seine Schuppen glitzerten in blauen und grünen Farbtönen, dass es beinahe wirkte, als wäre der Drache lebendig. Eine Türklinke oder ein Knauf allerdings war nirgends zu sehen. Finn strich über das Tor.
„Und wie kommt man da rein?“, fragte er.
„So.“ Miki streckte schon die Hand aus, als Emily ihn zurückhielt und sagte:
„Aber wenn jemand im Raum drin ist?“
Miki schüttelte den Kopf.
„Hier habe ich noch nie einen Bibliothekar gesehen, außer am frühen Nachmittag. Dann gibt es manchmal eine Versammlung in diesem Raum. Ich glaube nicht, dass wir jetzt überrascht werden. Und außerdem ist der Drache nicht blaugrün, sondern rötlich gefärbt, wenn sich jemand im Raum befindet. Also können wir ruhig reingehen.“
Er tastete über einen der Drachenflügel und klappte eine Schuppe um. Ihre Rückseite glänzte feuerrot. Und dann begannen sich die restlichen Schuppen des Drachen von selbst umzuklappen, als hätte man ein Domino angestoßen. Es klang wie das Klackern und Klappern winziger Steinchen. Nur wenige Sekunden später schimmerte der Drache in kräftigem Rot und Orange, und das Tor schwang auf. Beeindruckt schauten die Kinder sich an.
„Ziemlich einfach zu öffnen“, meinte Finn.
„Ja, wenn du weißt, wie“, erwiderte Miki beleidigt.
„Ohne dich hätten wir es nie rausgefunden“, sagte Emily rasch und warf Finn einen vorwurfsvollen Blick zu, den dieser nicht einmal bemerkte.
Der Raum war kreisrund. In der Mitte stand ein schwerer hölzerner Tisch mit einigen Sesseln darum. Die Wände waren mehrere Meter hoch und bis auf den letzten Zentimeter mit Buchregalen bedeckt.
„Wonach suchen wir denn jetzt genau?“, fragte Finn.
„Na ja, vielleicht nach einer Notiz in einem Buch… oder einer losen Seite… oder so was Ähnlichem“, meinte Miki.
Emma runzelte die Stirn. „Und wo fangen wir an?“
Das war eine gute Frage. Der Raum war zwar nicht groß, aber sehr hoch. Hier mussten sich tausende von Büchern befinden. Emily seufzte.
„Jeder von uns übernimmt ein Regal“, schlug sie vor.
„Das wird ewig dauern“, meinte Finn, aber er zog das erste Buch heraus, blätterte es durch und schüttelte es auch noch.
„Nichts“, murmelte er und nahm das nächste Buch. Auch Emily und Emma machten sich an die Arbeit.
Nach einigen Dutzend Büchern war Emily so müde, dass sie kaum noch die Augen offen halten konnte. Finn, Miki und Emma sahen ebenfalls schrecklich müde aus.
„Hören wir auf?“, schlug Emily vor. Die Freunde nickten. Sie stellten die Bücher zurück und verließen den Raum. Dann klappte Miki die Schuppe um, und der Drache verfärbte sich allmählich zurück in schillerndes Blaugrün.
„Raum verschlossen“, sagte Miki zufrieden.
In den folgenden Wochen schlichen sie sich so oft wie möglich in den Raum. Buch um Buch zogen sie aus den Regalen, doch den Hinweis fanden sie nicht. Zudem war Miki nicht sehr hilfreich. Ständig entdeckte er in den Büchern irgendetwas Spannendes, das er unbedingt lesen wollte.
„Nur diesen Abschnitt, ehrlich. Geht wirklich ganz schnell“, beteuerte er jedes Mal und blieb dann stundenlang so
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