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Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Titel: Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Richner
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sitzen, den Kopf tief im Buch vergraben.
    Sophia hatte Emily eine Nachricht geschickt: Die Zusammenkunft des Parlamentes dauerte länger, sie würde in der nächsten Zeit noch in Sieben-Drachen-Stadt bleiben. Emily hatte tief geseufzt. Das leere Haus kam ihr schrecklich still und einsam vor ohne ihre Großtante, die ständigen Streitereien zwischen Katze und Ente zerrten an ihren Nerven, und sie freute sich auf den Moment, in dem Sophia endlich zurückkehrte.
    Mittlerweile war Arcanastra unter der weißen Schneeschicht beinahe vollständig verschwunden. Selbst an den Dächern der Straßenbahnen hingen jetzt dicke Eiszapfen, und es war bitter kalt. Emily ließ das Feuer im Kamin ständig brennen. Amethyst ging nur noch aus dem Haus, wenn sie ein dringendes Bedürfnis verspürte, und kam dann völlig durchnässt und schlecht gelaunt durch die Katzentür zurück.
    Noch nicht mal Mäuse jagen kann ich! An denen würde ich mir meine perfekten Zähne ausbeißen, so steif gefroren sind sie, murrte sie.
    Dann jag doch Vögel , schlug Emily abwesend vor.
    Vögel sitzen auf Bäumen! Hast du mal versucht, auf einen schneebedeckten Ast zu springen? Da landest du schneller in einem Schneehaufen, als du „huch“ sagen kannst. Und übrigens, was ist aus dem Majestät geworden?
    Du weißt doch, dass ich das lächerlich finde , antwortete Emily seufzend.
    Lächerlich, ja? Das werden wir ja noch sehen… mir ist übrigens gerade was eingefallen, was ich jagen könnte.
    Ach ja? Emily schaute ihre Katze argwöhnisch an.
    Aber natürlich ist diese dumme Quak-Ente nie zu finden, wenn man sie braucht, meinte Amethyst und leckte sich das Maul.
    „Amy! Du wirst diese Ente nicht fressen!“, rief Emily entrüstet.
    Wenn du meinst. Die Katze kniff die lila leuchtenden Augen zusammen und schnurrte unschuldig.
    „Ich muss noch weg“, sagte Emily. „Wenn ich wieder da bin und Samantha C. was zugestoßen ist…“
    Keine Angst. Ich werde der Ente nichts tun. Wahrscheinlich würde sie sowieso ziemlich zäh schmecken, so alt und tatterig, wie sie ist!
    „Na gut.“ Misstrauisch warf Emily einen letzten Blick auf ihre mörderische Katze, dann zog sie sich warm an und machte sich auf den Weg zur Bibliothek. Sie war einfach zu unruhig, um untätig zu Hause zu sitzen, während der Geist noch immer irgendwo dort draußen war.
    Es war schon spät, und die Bibliothek lag beinahe verlassen da. Rasch ging Emily zum Raum mit der Drachentür. Eine Weile starrte sie entmutigt auf die unzähligen Bücher, die sie noch durchsuchen mussten. Dann gab sie sich einen Ruck, zog das erste davon aus dem Regal und begann.
    Es war eine langweilige Arbeit. Buch um Buch blätterte Emily durch und schüttelte es zum Schluss, doch nirgends stieß sie auf eine lose Seite oder eine Notiz. Als ihre Arme von den schweren Büchern schmerzten und ihre Finger vom ständigen Blättern fast taub waren, seufzte sie und gab auf. Alleine war die Suche noch ermüdender.
    Emily ließ ihren Blick über den Tisch und die bequemen Stühle darum gleiten. Was besprachen die Bibliothekare hier während ihren Versammlungen wohl?
    In der Mitte des Tisches stand ein kleiner marmorner Löwe. Sein Maul war zum Brüllen aufgerissen, und die Mähne schien wild um den stolzen Kopf zu flattern. Vorsichtig strich Emily über die spitzen Zähne des Raubtiers. Als einer davon sich bewegte und im Kiefer des Löwen versank, zuckte sie erschrocken zurück. Einen Moment lang glaubte sie, sie hätte die Figur beschädigt, aber dann glitt der marmorne Zahn wieder an seinen ursprünglichen Platz zurück.
    Dafür bewegte sich nun eines der Regale. Es schwang lautlos zur Seite und gab den Blick frei in einen schmalen Korridor. Atemlos schaute Emily vom Löwen zu der Öffnung in der Wand mit dem dahinterliegenden Korridor. Offensichtlich hatte sie einen geheimen Mechanismus gefunden.
    Ob es wohl gefährlich war, den Korridor zu betreten? Emily war neugierig zu erfahren, wohin er führte. Zögernd machte sie den ersten Schritt hinein. Als nichts passierte, den nächsten. Und noch einen. Dann war sie beruhigt und ging schneller vorwärts.
    Der Korridor war so eng, dass ein Mensch gerade hindurch passte. In den Wänden gab es winzige runde Öffnungen, durch die man in verschiedene Räume der Bibliothek schauen konnte. Emily dachte unbehaglich daran, dass sie selbst vielleicht schon einmal aus einem solchen Korridor heraus beobachtet worden war, während sie in einem der Bücher gelesen hatte. Ein ziemlich

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