Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)
„Eines besitzt Mr. Peeble, und seine Söhne fünf…“
„Und eines ist verschollen, das wurde einem seiner Söhne vor einigen Jahren gestohlen“, warf Finn ein.
Miki nickte. „Dann gibt es eines in der Bibliothek, das Emily entdeckt hat. Eines besitzen die Wächter, und das letzte steht im Parlamentsgebäude in Sieben-Drachen-Stadt.“
„Ich wette, die Wächter überwachen Linus die ganze Zeit mit Hilfe ihres Panoptikums“, meinte Emma.
„Ja, das glaube ich auch“, sagte Finn. „Ilja hat mir jedenfalls gesagt, sie wüssten ganz sicher, dass Linus sich irgendwo im Moor befindet. Also haben sie wahrscheinlich in ihrem Panoptikum die Luke und die Bäume darüber gesehen. Aber offensichtlich wissen sie auch nicht, wo sich dieser Raum befindet.“
„Wir müssen so oft wie möglich nachschauen, wo Linus und Shaddock sind, und wenn sie sich mal am selben Ort aufhalten…“
„… informieren wir sofort jemanden“, beendete Miki Emmas Satz. „Obwohl es ziemlich illegal ist, wenn wir das Panoptikum benutzen.“
„Wieso?“, fragte Emma.
„Na, überleg doch mal“, sagte Miki. „Fändest du es vielleicht angenehm, wenn jeder sehen könnte, was du gerade siehst?“
„Oh“, meinte Emma, als sie begriff. Finn grinste.
„Es ist übrigens klar, dass es nicht geklappt hat, als Emily Geist auf den Zettel geschrieben hat“, erklärte Miki weiter. „Das Panoptikum funktioniert nur bei Menschen, und nur dann, wenn man ihren wahren Namen aufschreibt.“
„Du meinst, der Geist ist gar kein Mensch?“, fragte Emma.
Miki zuckte die Schultern. „Wer weiß das schon.“
Emily hörte nur mit halbem Ohr zu. Das Bild des gefangenen Linus in dem trostlosen Raum ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Der bedauernswerte Junge war jetzt schon seit Monaten dort. Wenn sie doch nur endlich mehr herausfinden würden!
Die Nacht der Gaukler
Den ganzen Februar über blieb die Schneedecke über Arcanastra und der Ringstadt liegen. Selbst im März war sie noch nicht vollständig geschmolzen. Trotzdem wurde im Viertel der Gaukler der bevorstehende Beginn des Frühlings mit einem Fest gefeiert. Serafino hatte Emily und ihre Freunde dazu eingeladen, und natürlich hatten sie versprochen zu kommen. Vor Irrlichtern würden sie sicher sein. Die Gaukler hatten Ilja gebeten, das Viertel mit einigen seiner Leute für diese Nacht zu bewachen, und er hatte eingewilligt. Wie sie einen Schutzwall gegen die Irrlichter bilden und sie wenigstens für einige Stunden auf Abstand halten konnten, wussten die Wächter. Es war ihnen nur leider nicht möglich, die Irrlichter dauerhaft zu kontrollieren und zu vertreiben.
Emily hatte ihren Freunden vorgeschlagen, zu ihr zum Essen zu kommen, bevor sie am Abend zum Fest aufbrachen, denn ihre Großtante war noch immer in Sieben-Drachen-Stadt. Den ganzen Morgen lang überlegte sie, was sie kochen sollte, und bereitete alles vor. Allerdings ging das viel schneller, als sie gedacht hatte. Am frühen Nachmittag beschloss sie deshalb, zu den Ställen zu gehen und das Pferd mit den Sternenaugen zu besuchen.
Es streckte neugierig den Kopf aus seinem Verschlag, als Emily zu ihm trat.
„Na, wie geht’s dir?“, murmelte Emily und streichelte dem Pferd über das glänzende weiche Fell. Es schnaubte und stupste Emily auf der Suche nach etwas Fressbarem in die Seite.
„Hier, den magst du bestimmt“, sagte Emily. Sie holte einen Apfel aus ihrer Tasche und legte ihn sich auf die flache Hand. Mit weichen Nüstern schnupperte das Pferd daran und fraß den Apfel dann zufrieden.
„Hast du dir schon dein Lieblingspferd ausgesucht?“, rief jemand. Emily drehte den Kopf und sah Ilja und Aziz in den Stall kommen. Sie nickte.
„Sternenfänger ist eine gute Wahl“, sagte Ilja. „Wir haben ihn eines Tages im Moor gefunden. Wahrscheinlich hat er dort eine Weile wild gelebt. Wir haben nie herausgefunden, woher er kam, niemand schien ihn zu vermissen.“
Beeindruckt betrachtete Emily das Pferd. Es musste sehr einsam gewesen sein im Moor.
„Was meinst du“, sagte Ilja und schaute fragend zu Aziz, „kann sie uns begleiten?“
„Sicher“, nickte Aziz. An Emily gerichtet erklärte er:
„Wir machen einen Kontrollritt um die Stadtmauer. Willst du mitkommen?“
„Klar“, sagte Emily erfreut.
Ilja und Aziz halfen ihr dabei, Sternenfänger zu satteln, und machten für sich zwei weitere Pferde bereit. Dann brachen sie auf.
Es war ein wunderbares Gefühl, durch die verschneite Landschaft zu reiten. Unter den
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