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Hüter des Todes (German Edition)

Hüter des Todes (German Edition)

Titel: Hüter des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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konnte sie die Stücke mit dem Zwirn zusammennähen und an den Stellen, wo der ursprüngliche Verband zerstört oder verwittert war, den bereitliegenden antiken Stoff verwenden. Am Kopf und an den Händen würde die Arbeit um einiges schneller vonstattengehen, und in drei, spätestens vier Stunden würde die Mumie stabilisiert sein und bereit für den Abtransport nach England.
    Sie legte das Skalpell nieder und tastete behutsam durch die Lagen von zerschnittenen Bandagen hindurch nach dem goldenen Brustpanzer. Das umgebende Gewebe war, wie sie zufrieden feststellte, angesichts seines unglaublichen Alters in ausgezeichnetem Zustand. Grau und ausgetrocknet und ohne jede Spur von Verflüssigung. Der Brustpanzer allerdings war schwierig zu justieren, und sie war gezwungen, mit vermehrter Kraft zu zerren. Schließlich bewegte er sich und löste sich mit einem trockenen Schmatzen von Narmers Körper.
    Amanda Richards hob ihn behutsam an, um ihn zurechtzurücken, doch dann hielt sie abrupt inne, wie erstarrt vor Schreck und Entsetzen.
    Nachdem der Brustpanzer aus seiner ursprünglichen Position entfernt war, lag Narmers Brust nackt und ungeschützt vor ihr. Und dort, im erbarmungslos kalten Fluoreszenzlicht des Labors, sah sie etwas, das faltig, verschrumpelt, vertrocknet und trotzdem unverkennbar eine weibliche Brust war.

[zur Inhaltsübersicht]
    48
    Stone trat vor die große Truhe aus Onyx, während der Rest der Gruppe ihm in andächtiger Stille zusah. Valentinos Arbeiter kamen rechts und links an seine Seite. Stone zögerte kurz, dann kniete er vor dem Sockel nieder und strich mit der rechten Hand behutsam über die Oberseite der Truhe. Seine Schultern bebten sichtbar. Er zog die Latexhandschuhe aus – Rush protestierte nicht dagegen – und liebkoste die Truhe erneut. Trotz seiner Schlussfolgerungen bezüglich des Inhalts der Truhe – der Antwort auf sämtliche Geheimnisse König Narmers – schien Stone es mit dem Öffnen plötzlich gar nicht mehr so eilig zu haben.
    Logan stand im Hintergrund und verfolgte das Geschehen. Er konnte verstehen, dass Stone zögerte. Er erinnerte sich deutlich an die Ansprache, die Stone vor der versammelten Mannschaft gehalten hatte: die Schilderung, wie er die indianische Siedlung entdeckt hatte, die allen anderen nicht aufgefallen war. Er erinnerte sich an das Glänzen in Stones Augen, als er ihm zum ersten Mal begegnet war an jenem Tag im Museum von Kairo, verkleidet als einheimischer Forscher, der ihn ermahnt hatte, so schnell zu arbeiten wie möglich.
    Im Verlauf seiner glanzvollen Karriere hatte Stone nahezu unwiderlegbare Beweise für die Existenz von Camelot gefunden. Er hatte Spuren von Hippolyta entdeckt, der Königin der Amazonen, die Historiker stets in das Reich der Märchen verbannt hatten. Doch mit der Entdeckung von König Narmers Grab hatte er sich selbst übertroffen. Logan wusste, dass Stone Flinders Petrie, den Vater der modernen Archäologie, wie ein unerreichbares Vorbild verehrte – und doch hatte er nun etwas erreicht, woran Petrie gescheitert war. Mit der Entdeckung von Narmers Krone würde er an die Spitze seiner Zunft aufsteigen. Seine Kritiker würden ein für alle Mal verstummen. Stone würde unwiderruflich und für alle Zeiten der größte Archäologe auf der ganzen Welt werden.
    Schweigend strich Stone mit den Händen über die Oberseite der Truhe, dann an den Seiten entlang, während er hier und dort mit flinken, schlanken Fingern die Oberfläche abtastete wie ein Phrenologe einen Schädel. «Tina», durchdrang seine leise Stimme schließlich die gebannte Stille. «Würden Sie mir bitte ein Skalpell reichen?»
    Christina Romero trat vor und reichte Stone die dünne, gerade Klinge. Er bedankte sich mit einem Nicken und setzte das Skalpell behutsam an den schmalen goldenen Streifen an, die die Truhe umgaben. Logan hatte angenommen, dass es sich dabei um eingelegte Verzierungen handelte – stattdessen schienen die Bänder aus kostbarem Metall als rituelle Siegel zu dienen, die die Truhe verschlossen hielten.
    Nachdem Stone die Siegel durchtrennt hatte, schälte er die Bänder herunter und legte sie behutsam zur Seite. Ein einzelnes goldenes Band verblieb und hielt das kunstvolle juwelenbesetzte Serech auf der Oberseite der Truhe; ein letzter, behutsamer Schnitt mit dem Skalpell, und Stone legte das Serech mit dem Band sowie das Skalpell beiseite.
    Dann erhob er sich und nickte den Arbeitern zu. Die beiden Männer postierten sich rechts und links der

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