Hüter des Todes (German Edition)
Schreibtisch stellte. Schließlich holte er zwei eingerahmte Zitate hervor, die er mit Hilfe von Reißzwecken an die Wand hängte. Er schloss den Seesack wieder und wandte sich dem Laptop zu.
Er loggte sich mit seinem Passwort und der ID ein, die man ihm am Morgen bei der Aufnahme gegeben hatte. Das interne Netzwerk war relativ leicht zu navigieren, und er sah schnell, dass drei E-Mails auf ihn warteten. Die erste war ein allgemeiner Willkommensgruß, in der der Grundriss der Anlage sowie die Position wichtiger Einrichtungen (zum Beispiel Krankenstation und Cafeteria) beschrieben wurden. Die zweite Mail stammte von der Personalsachbearbeiterin, die ihn aufgenommen hatte, und enthielt ein paar allgemeine Verhaltensregeln (kein Entfernen von der Anlage, keine unautorisierten Satphon-Gespräche). Die dritte Mail stammte von einer Person namens Stephen Weir, Assistent von Porter Stone. Es war im Grunde genommen eine Zusammenfassung all der merkwürdigen, unerwarteten und unglückseligen Ereignisse, die sich zugetragen hatten, seit die Anlage vor gut zwei Wochen ihren Betrieb aufgenommen hatte – mit anderen Worten, der Grund, warum Jeremy Logan hier war.
Logan las die Aufzählung zweimal durch. Viele Punkte konnte er sogleich abhaken – flackernde Lichter, systemische Effekte, die Übelkeit oder Schwindelgefühl hervorriefen –, doch es blieb eine Reihe weiterer Begebenheiten übrig. Er startete die Textverarbeitung seines Laptops und machte sich daran, eine Liste zu erstellen.
Tag 2: Während einer routinemäßigen Aufklärungsfahrt spielt der Motor eines Jetskis abrupt verrückt und lässt sich nicht mehr abschalten. Der Fahrer muss über Bord springen, um sich zu retten, und bricht sich dabei ein Bein. Als der Jetski schließlich geborgen werden kann, lässt sich der Motor nicht starten. Am nächsten Tag funktioniert das Gefährt wieder normal.
Tag 4: Drei Personen, die sich bis spät in die Nacht in der Bibliothek aufgehalten haben, berichten von einer fremden, trockenen Stimme, die in einer unbekannten Sprache zu ihnen flüstert.
Tag 6: Einer der Köche meldet zwei aus dem Kühlhaus verschwundene Rinderhälften – beinahe einhundert Kilogramm. Trotz sorgfältiger Suchen bleiben die Fleischstücke verschwunden.
Tag 9: Cory Landau wird nach Einbruch der Dunkelheit außerhalb des Perimeters im Sumpf bei einem Spaziergang angetroffen. Darauf angesprochen, sagt er, er habe in der Ferne eine merkwürdige Gestalt bemerkt, die ihm zugewinkt habe.
«Hm. Vielleicht ist das die Erklärung», hatte Cory Landau vorhin zu Logan gesagt.
Tag 10: Jedes elektrische Objekt, Computer, Apparate, andere Gegenstände in Sektion Grün schalten sich spontan um 15:15 Uhr ab. Versuche, sie wieder zu starten, sind zunächst erfolglos. Um 15:34 Uhr nehmen sie ihre normale Funktion wieder auf. Eine Erklärung kann nicht gefunden werden.
Tag 11: Christina Romero berichtet, dass aus einem Schrank in ihrem Labor die Garderobe einer ägyptischen Hohepriesterin verschwunden ist.
Tag 12: Mehrere Augenzeugen in Oasis, der Lounge, berichten, dass sie eigenartige bunte Lichterscheinungen dicht über dem Horizont bemerkt haben, begleitet von einem ominösen Singen, so leise, dass es kaum hörbar war.
Tag 13: Ein Arbeiter im Kommunikationsraum meldet eigenartige Geräusche und eine Maschine, die plötzlich anfängt zu arbeiten, obwohl sie ausgeschaltet war.
Tag 14: Ein Maschinist meldet eine fremde Frau in ägyptischer Garderobe, die in einiger Entfernung in der Dunkelheit über den Sudd wandelt.
Tag 15: Ein bisher ungeklärtes technisches Problem zwingt einen Taucher zu einem Notaufstieg, wobei er schwere Verletzungen erleidet.
Logan blickte vom Bildschirm auf. Den letzten Zwischenfall hatte er selbst miterlebt.
Seine Gedanken trieben zum Fluch von König Narmer. Ein jeder Mann, der es wagt, mein Grab zu betreten, wird von einem schnellen und sicheren Ende ereilt … Sein Blut und seine Gliedmaßen werden sich in Asche verwandeln, und seine Zunge wird an seinem Gaumen kleben … Ich, Narmer der Unsterbliche, werde ihn und die Seinen foltern, bei Tag und bei Nacht, im Wachen und im Schlaf, bis Wahnsinn und Tod zu seinem ewigen Tempel geworden sind. Die Zwischenfälle hatten eine Gemeinsamkeit. Mit Ausnahme des Jetski-Fahrers und des Tauchers, die beide in Panik geraten waren, hatte es keine Verletzten gegeben. Das passte nicht zusammen mit den grausamen Details des Fluchs.
Natürlich hatte bis jetzt niemand das Grab gefunden oder es
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