Hüter des Todes (German Edition)
Seesack. «Als sie Sie angesehen hat, haben Sie da eine bestimmte Empfindung von ihr gespürt oder ein Gefühl?»
Hirshveldt runzelte die Stirn. «Empfindung?»
«Sie wissen schon. Hat sie Ihre Anwesenheit zur Kenntnis genommen? Oder vielleicht einen Willkommensgruß ausgesendet?»
«Eigenartig, jetzt, wo Sie das sagen. Als ich sie zuerst draußen im Sumpf sah, schien sie irgendwie … traurig zu sein. Beinahe. Aber dann drehte sie sich um und entdeckte mich, und ich spürte etwas anderes.»
«Ja?», drängte Logan.
«Zorn. Richtigen Zorn.» Eine weitere Pause. «Ich weiß nicht, warum ich das gefühlt habe, keine Ahnung. Es war gleich wieder vorbei, und dann überkam mich ein eigenartiges Gefühl. Mein Mund wurde ganz trocken, und ich konnte nicht mehr schlucken. Ich sah kurz weg, wischte mir den Schweiß aus den Augen, und als ich wieder hinsah, war sie verschwunden.»
Logan dachte an den Fluch des Narmer. Seine Zunge wird an seinem Gaumen kleben. Er blickte sich in der zunehmenden Dunkelheit um und spürte, wie seine Haut kribbelte. Da war es wieder – das Böse, das er so deutlich gespürt hatte, als der Generator explodiert war. Es war beinahe wie eine physische Präsenz, ein bösartiges Flüstern im lauten Summen der Insekten.
Er drehte sich zu Hirshveldt um. «Ich glaube, es ist Zeit für uns, zur Station zurückzukehren. Ich danke Ihnen.»
«Kein Problem.» Hirshveldt schien es genauso eilig zu haben wie Logan, den Sumpf wieder zu verlassen. Er startete den Motor des Propellerboots und steuerte ihn in Richtung der Station und ihrer einladenden Lichter zurück durch den Sudd, genauso quälend langsam wie zuvor.
[zur Inhaltsübersicht]
24
Von Mark Perlmutters Aussichtspunkt aus betrachtet, im «Krähennest» auf Sektion Rot, sahen die beiden Gestalten im Propellerboot albern aus, wie sie über den gottvergessenen Sumpf hinweg zur Station zurückkrochen. Was zum Teufel hatten sie überhaupt da draußen zu suchen? Ein neues Malaria-Vakzin testen vielleicht?
Wie als Antwort auf seine Gedanken summte etwas dicht neben seinem Ohr, und hastig schlug er nach dem Insekt und verscheuchte es. Besser, ich bleibe in Bewegung, sonst bin ich selbst gleich ein einziger großer Moskitostich. Abgesehen davon ging es Perlmutter nichts an, was die beiden dort draußen trieben – das hier war erst seine zweite Expedition mit Porter Stone, doch er hatte bereits gelernt, dass viele scheinbar verrückte Dinge vorgingen und dass es keinen Zweck hatte, Fragen zu stellen.
Er wandte sich ab und richtete seine Aufmerksamkeit auf den Mast – die periskopartige Stahlkonstruktion, welche die verschiedenen Mikrowellen-Antennen enthielt sowie Teile der Sende- und Empfangsanlage, von denen die Station für ihre Verbindung zur Außenwelt abhängig war. Die niederfrequenten Radiotransmitter hatten neuerdings ein paar seltsame Aussetzer, und als Kommunikationstechniker war es Perlmutters Aufgabe, den ganzen verdammten Mast hinaufzuklettern bis zum Krähennest über der Tarnplane, die Sektion Rot überdeckte, und nach dem Rechten zu sehen. Wer hätte es denn sonst tun sollen? Fontaine bestimmt nicht, der Chef der Kommunikationstechnik und sein Vorgesetzter – mit seinen hundertdreißig Kilo kam der Kerl wahrscheinlich nicht mal über die ersten fünf Rungen hinaus.
Es wurde schnell dunkler, und Perlmutter schaltete eine Taschenlampe ein, um den Sender in Augenschein zu nehmen. Er hatte bereits die Verkabelung kontrolliert, die Platine und den Sendeempfänger unten im Kommunikationsraum und nichts gefunden. Jede Wette, das Problem lag beim Sender selbst. Und tatsächlich, nach einer zweiminütigen Inspektion entdeckte er einen korrodierten Draht, dessen Ende sich von der Baugruppe gelöst hatte.
Ein Kinderspiel. Perlmutter hielt für einen Moment inne, um sich mehr Insektenabwehrmittel auf Hals und Arme zu sprühen, dann griff er in seinen Werkzeugbeutel und nahm die schnurlose Lötpistole hervor, einen Wärmeableiter, Lötzinn und Flussmittel. Er balancierte die Lampe auf dem Mast, schnitt das beschädigte Ende des Drahtes mit einer Zange ab und applizierte, nachdem die Pistole heiß war, vorsichtig Flussmittel und Lötzinn.
Er legte die Pistole beiseite und kontrollierte seine Arbeit mit der Taschenlampe. Perlmutter war stolz auf seine Lötkünste – erworben in vielen Jahren als Amateurfunker in seiner Jugend –, und er nickte zufrieden vor sich hin, während er prüfend den sauberen, glänzenden Lötpunkt musterte. Er blies
Weitere Kostenlose Bücher