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Hüter des Todes (German Edition)

Hüter des Todes (German Edition)

Titel: Hüter des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Grabbeigaben gehört hatte.
    «Das ist Unsinn», entgegnete March. «Falls es sich tatsächlich um die Priester des ersten ägyptischen Patriarchen handelt, dann sind ihre Überreste von unschätzbarem Wert für die Forschung.»
    «Wir sind hier, um die Geheimnisse von Narmers Grab zu ergründen!», schnappte Christina Romero. «Und nicht, um die Priester zu plündern …»
    «Einen Augenblick», unterbrach Stone die beiden. Er hatte es eilig, Valentino neue Befehle zu geben, und keine Geduld für eine ideologische Auseinandersetzung. «Wir bringen sechs Skelette nach oben. Eins davon geht an Ethan Rush für seine Untersuchungen, obwohl er im Augenblick mit einer anderen Sache ziemlich beschäftigt ist. Die anderen fünf können Sie analysieren, Fenwick. Die umgebende Matrix aus Schlick sollte nach Schmuck und den Überresten von Kleidung und dergleichen durchsiebt werden, auch wenn ich bezweifle, dass wir etwas finden. Sobald Sie fertig sind mit Ihren Untersuchungen, werden fünf der sechs Skelette zurückgebracht. Wir behalten nur ein Skelett. Ist das akzeptabel?»
    Nach einem kurzen Augenblick nickte Christina. March folgte widerstrebend ihrem Beispiel.
    «Sehr gut. Landau, geben Sie die Anweisungen weiter?»
    «Jawohl, Sir», sagte Landau.
    «Danke sehr.» Porter Stone nickte jedem der Anwesenden kurz zu und eilte aus der Einsatzzentrale.

    Vier Stunden später herrschte in den archäologischen Labors in Sektion Rot ein kontrolliertes Chaos. Ein halbes Dutzend Gestalten in weißen Kitteln und mit Latexhandschuhen stand über Spülen und Untersuchungstischen und untersuchte braune Knochen. Ein weiteres halbes Dutzend Mitarbeiter arbeitete an Computern, markierte Artefakte mit Etiketten, nahm Fundstücke aus Behältern und legte andere wieder zurück. Stimmen redeten durcheinander, und über allem lag das ständige Plätschern von fließendem Wasser und das leise Surren von Mikrosägen. Fenwick March war in seinem Element. Er war überall zugleich, hielt hier inne, um einem Mitarbeiter ein Artefakt aus den Händen zu nehmen, und verharrte dort über einem Mikroskop oder sprach in einen digitalen Recorder, den er bei sich trug. Der Raum stank furchtbar nach Schlick und verrottender Vegetation – und noch etwas anderem, sehr viel Unangenehmeren.
    «Nicht waschen !», bellte March einen der Männer im Kittel an, dass dieser zusammenzuckte. «Abspülen, Tropfen für Tropfen, nicht waschen !» Er drehte sich zu einem anderen um. «Trocknen Sie diesen Bereich. Schnell, wir müssen ihn stabilisieren, bevor noch mehr abblättert. Beeilung, Mann, Beeilung!»
    Eine andere Mitarbeiterin sah von einem Stapel Beckenknochen und langer Oberschenkelknochen auf. «Dr. March, diese hier wurden vollkommen durcheinander nach oben gebracht, und es gibt keine Möglichkeit, sie passend zusammenzusetzen …»
    «Das können wir später noch», sagte March, indem er sich zu der Frau umdrehte. «Wichtig ist, dass wir sie säubern und katalogisieren und einscannen. Und zwar sofort, nicht erst morgen. Um die richtige Zusammenfügung kümmern wir uns später.»
    Vielleicht denkt March, dass Stone ihm die Knochen lässt, wenn er sie alle hübsch ordentlich säubert und katalogisiert, dachte Logan, als er vortrat. Es waren Momente wie dieser, in denen die wahren Interessen einer Person ans Licht kamen. March war Archäologe, kein Ägyptologe. Für ihn kamen die Knochen an allererster Stelle.
    March drehte sich um und bemerkte Logan erst jetzt. Er runzelte die Stirn, als missbilligte er Logans Eindringen in sein Reich. «Ja?», fragte er. «Was wollen Sie?»
    Logan setzte sein verbindlichstes Lächeln auf. «Ich hatte überlegt …», sagte er mit einem Kopfnicken in Richtung eines Schädels, der soeben über einem Spülbecken vom Schlick gesäubert wurde, «… ob ich vielleicht einen davon ausleihen könnte?»

[zur Inhaltsübersicht]
    26
    Logan saß in seinem kleinen Büro am Computer. Langsam und bedächtig tippte er seine Notizen ein. Es war spät in der Nacht, und in der Sektion Braun herrschte Grabesstille. Endlich hatte er eine Gelegenheit, seine restlichen Gedanken zu seiner Unterhaltung mit Hirshveldt festzuhalten sowie die zahlreichen Beobachtungen, die er während des kurzen Ausflugs in den Sudd gemacht hatte. Jetzt schloss er die Datei und öffnete eine andere, in welcher er die unerklärlichen und ominösen Vorfälle an Bord der Station sammelte, um neue Details über das Generatorfeuer und den Stromunfall des

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