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Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)

Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Hüterin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keri Arthur
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es jetzt, wo das Mondfieber in seinen Adern brannte, egal, ob man ihn verletzt hatte, ihn interessierte keine Wut oder was auch immer. Aber sobald der Vollmond vorüber war, würde er die Verletzung spüren und es bedauern, schon wieder nachgegeben zu haben.
    Ich durfte das nicht tun. Ich musste standhaft bleiben. Egal wie.
    Verdammt, ein Wolf war an mir interessiert. Ein Wolf, der nicht mein Vertrauen oder meine Gefühle missbrauchte. Ein Wolf, der sich nach der gleichen Zukunft sehnte wie ich.
    Das musste doch reichen.
    Es war pervers, krank, mehr zu wollen.
    Und dennoch, tief in mir wollte ich mehr.
    »Hör zu«, sagte ich mit leicht gereiztem Unterton, der sich mehr gegen mich selbst als gegen ihn richtete, »wenn du hergekommen bist, um zu streiten, kannst du gleich wieder gehen. Ich bin nicht in der Stimmung.«
    »Nein. Ich will nur reden.«
    »Gut.« Ich stellte den Wasserkessel auf den Herd und griff nach oben, um den Kaffee aus dem Regal zu holen. Zum Glück war noch genug von meiner Lieblingssorte vorrätig. »Dann erzähl mir von dem Priester in der Gasse. Wer war das?«
    Er zögerte. »Mein Vater.«
    Nun, das erklärte die seltsamen Fragen. Der alte Mann hatte die künftige Frau seines Sohnes ausgefragt. »Dann weiß ich, woher du deine Sturheit hast. Dein Vater war genauso hilfreich wie du.«
    Er hob eine dunkle Braue. »Du hast mit ihm gesprochen ?«
    »Ja. Was ist er? Ein Geist? Ein Gespenst? Was?«
    »Er ist ein Geist. In gewisser Weise.« Er zögerte. »Er ist … war … der Torwächter. Der Priester, der dafür verantwortlich ist, dass die Wege aus der Geisterwelt in diese Welt verschlossen bleiben.«
    »Alle Wege?«
    »Die meisten. Die Priester sind überaus sensibel. Sie spüren, wenn ein neues Tor gebildet wird.«
    »Wieso hast du das hier dann nicht bemerkt, wenn du ein Priester bist?«
    »Weil ich nur eingeweiht, aber nicht ausgebildet bin.«
    Der Kessel begann zu pfeifen. Ich schaltete die Herdplatte aus und goss das Wasser in den Becher. »Bist du deshalb ein Vampir geworden? Weil du das ewige Leben brauchtest, um warten zu können, bis deine Schwester wieder auftaucht?«
    Er lächelte, und mehr noch als ich es sah, spürte ich tief in mir eine Wärme.
    »Und Henri hat dich verwandelt.« Das war geraten, aber ich war ziemlich sicher, dass es stimmte. Schließlich war er sein ganzes untotes Leben über mit Henri befreundet gewesen und hatte alle Regeln, Gesetze und mich selbst missbraucht, um seinen Mörder zu finden.
    »Ja. Er hat während der Blutlust auf mich aufgepasst.«
    Ich nickte. So langsam fügte sich eins zum anderen. »Was sind die Priester von Aedh genau? Was bist du?«
    »Ich bin … war … ein Mensch.«
    »Menschen können nicht fliegen. Vampire auch nicht, es sei denn, es sind irgendwelche Vogelwandler. Du bist vielleicht zum Teil ein Mensch, aber du hast vor einiger Zeit bereits zugegeben, dass du noch etwas anderes bist.«
    Seine dunklen Augen blitzten überrascht. »Du hast mich fliegen sehen? Wie?«
    »Ich habe dich nicht gesehen, ich habe dich gespürt. Jetzt beantworte meine verdammte Frage. Was bist du noch?«
    Er zögerte. »Die Priester waren keine Menschen im eigentlichen Sinn. Sie waren noch nicht einmal entfernt mit ihnen verwandt wie Werwölfe und Gestaltwandler. Sie bestanden eher aus Energie als aus Fleisch und Blut.«
    »Aber sie müssen in der Lage gewesen sein, menschliche Gestalt anzunehmen. Da du existierst, waren sie ganz offensichtlich fähig, sich zu paaren, und die menschliche Empfängnis setzt gewisse Bedingungen voraus.«
    Er lächelte, und meine Hormone führten wie üblich ihren verrückten Tanz auf. »Ja.«
    »Wie sahen sie aus?«
    »Sie waren groß, golden und hatten Flügel. In alten Texten werden sie oft als Engel beschrieben.«
    Ich hob erstaunt die Brauen. »Wo sind deine Flügel?«
    »Mischlinge haben keine Flügel.«
    »Nur die Kräfte?«
    »Ja.«
    Ich trank einen Schluck von meinem Kaffee und musterte ihn einen Augenblick. »Hast du den Geist von deiner Schwester verbannt, nachdem ich sie gefangen habe?«
    »Nein. Was du mit ihr gemacht hast, ist viel besser. Sie ist in einem toten Körper gefangen. Sie kann nie mehr entkommen.«
    »Fleisch verwest. Kommt sie dann nicht wieder frei?«
    Wieder lächelte er. Diesmal war nichts Warmes daran. Mir lief eine Gänsehaut über den Leib. Ich konnte nur hoffen, dass dieses Lächeln nie für mich bestimmt war.
    »Die Leiche wird mumifiziert, dann mit Silber umwickelt und mit Zaubersprüchen

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