Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)
versiegelt, die nur ein Priester rückgängig machen kann. Sie wird niemals entkommen. Sie wird nie mehr zurückkehren, um dieser Welt zu schaden.«
Sie musste bis in alle Ewigkeit in einem untoten Körper leiden. Das war ein grausames Ende, selbst für einen Geist, der versessen darauf war, die Welt von ihrem finsteren Meister beherrschen zu lassen. Dennoch hatte ich kein Mitleid. »Womit nur noch die Drachen und ihr Meister übrig wären.«
»Den ich entweder verbannen oder in einem Körper versiegeln kann, sobald wir seine Opferstelle gereinigt haben.«
»Wieso ist es so wichtig, seine Opferstelle zu reinigen?«
»Wenn wir uns für diese Variante entscheiden, kann ich ihn durch die Macht des Ortes zurückschicken und anschließend die Stelle reinigen, damit er niemals in unsere Welt zurückkehrt.«
»Ich dachte, deine Schwester wäre dafür verantwortlich, dass er hier ist?«
»Das war sie. Aber wenn das Tor nicht verschlossen ist, kann er immer wieder hindurchkommen.«
»Das ist nicht gut.«
»Nein.« Er zögerte, dann trat er ganz dicht vor mich. Seine Lust und sein Geruch umfingen und durchströmten mich, füllten meine Lungen, mein Herz und meine Seele. Ich hielt die Luft an, dann atmete ich schneller und musste meine gesamte Willenskraft aufbringen zu bleiben, wo ich war, und nicht einen Schritt nach vorn in seine Arme zu treten. »Sei vorsichtig heute Abend«, sagte er und sah mich besorgt und warm aus seinen dunklen Augen an. »Der Gott der Finsternis ist eine ziemlich mächtige Seele und hat viel Erfahrung darin, Unvorsichtige zu verführen.«
»Ich bin noch nie unvorsichtig gewesen.« Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Wieso stand ich sonst hier herum und atmete den Geruch von Sandelholz, Mann und Verlangen ein, bis ich nichts anderes wollte, als meine Arme um ihn zu schlingen und ihn festzuhalten? Wieso entfernte ich mich nicht so schnell und so weit wie möglich von diesem Mann und allen Problemen, die mit ihm verbunden waren?
Weil er meine Schokolade war. Es mochte pervers sein, es mochte krank sein, aber er war die eine Versuchung, der ich nicht widerstehen konnte.
Aber er hatte immer wieder gezeigt, dass er mir nicht guttat. Meinem Gefühlshaushalt.
Ich mochte ihn körperlich begehren, aber das reichte nicht mehr. Selbst kurz vor Vollmond, obwohl die Lust meine Sinne malträtierte, war ein Teil von mir das alles leid.
War die Kämpfe leid. War es leid, dass er ständig die Art der Werwölfe niedermachte. War es einfach leid, es zu versuchen. Wenn er nicht wenigstens bereit war, mir irgendwie entgegenzukommen – und so verhielt er sich absolut nicht –, wieso sollte ich dann überhaupt noch mit ihm zusammen sein?
Ich hatte einmal gesagt, dass Sex ein ziemlich guter Anfang für eine Beziehung war, und davon war ich immer noch überzeugt. Aber Sex war nicht alles in einer Beziehung, selbst für einen Werwolf nicht. Da musste mehr sein.
Man musste sich vertrauen.
Und ich vertraute Quinn nicht mehr. Mehr als alles andere, was er in den letzten Monaten gesagt oder getan hatte, war das tödlich für eine Beziehung.
Ich wich von ihm zurück.
Er runzelte die Stirn. »Riley …«
»Nein«, entgegnete ich leise. »Ich habe eine Aufgabe zu erledigen und muss dich bitten, jetzt zu gehen.«
»Ich habe nicht vor …«
»Aber ganz bestimmt hast du das vor«, erwiderte ich, und etwas von der Wut, die tief in mir brodelte, schwappte nach oben. »Erinnerst du dich an eine Dame mit Namen Eryn Jones?«
»Sie war meine vermeintliche Verlobte. Also ja. Aber was hat sie mit uns zu tun?«
»Weißt du noch, was du mit ihr gemacht hast?«
»Ich habe ihr gegeben, was sie verdient, aber ich verstehe immer noch nicht…«
»Sie hat dich unter Drogen gesetzt«, erwiderte ich knapp und wütend. »Und damit dein Denken und Handeln beeinflusst. Sie hat dich mit Drogen dazu gebracht, dich in sie zu verlieben.« Ich verschränkte die Arme und starrte ihn an. »Inwiefern unterscheidet sich das von dem, was du mit mir machst?«
»Das ist etwas anderes.« Er sprach sehr leise. Er wusste genau, worauf ich hinauswollte. Er wollte es nur nicht zugeben.
»Inwiefern?«, schrie ich. »Wie zum Teufel noch mal kannst du einfach dastehen und behaupten, das wäre etwas anderes?«
»Sie war nur hinter meinem Geld her und hat sich nicht für mich interessiert.«
»Und du meinst, weil du dich für mich interessierst, wäre es in Ordnung, dass du versuchst, meine Persönlichkeit zu beeinflussen, indem du in
Weitere Kostenlose Bücher