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Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)

Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Hüterin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keri Arthur
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ich da und irgendwie doch nicht da. Als würde ich neben mir stehen und zusehen, was vor sich ging, ohne selbst am Geschehen teilzunehmen. Selbst die Angst vor Gautier und dem, was er vorhatte, schien sich in Luft aufzulösen.
    Irgendwo in mir reifte eine böse Vorahnung, aber ich hatte noch nicht einmal die Kraft, mich genauer mit ihr zu befassen. Das schien mir zu anstrengend. Alles war zu anstrengend, außer hier zu sitzen und zu genießen.
    Das Dessert, ein schwerer Schokoladenkuchen, der beinahe so gut war wie ein Orgasmus, wurde serviert, und anschließend gab es Kaffee. Es war zwar kein Haselnusskaffee, aber er war ganz exquisit und schmeckte absolut göttlich.
    Nun kamen wir zu dem unterhaltsamen Teil des Abends. Sobald die blassen Frauen die letzte Kaffeetasse abgeräumt hatten, stand Kingsley auf, und die Anspannung, die ich schon vorher gespürt hatte, breitete sich sofort wieder in dem überheizten Raum aus. Aber sie war von Angst, Lust und Erregung durchwirkt. Angst und Verlangen kamen von Jan, die Erregung stammte von Jin, Marcus und der dünnen Gestaltwandlerin. Gautier wirkte genauso undurchschaubar wie üblich, doch in seinen Augen sah ich einen Glanz, bei dem mir Schauder über den Rücken liefen.
    »Wollen wir uns dem Unterhaltungsprogramm widmen?«
    »Oh, ja, bitte.« Jans Stimme war vor Aufregung ganz heiser.
    Marcus umarmte sie, und mein Magen krampfte sich zusammen. Vielleicht war es keine gute Idee gewesen, so viel Schokoladenkuchen zu essen. Nicht, wenn es sich bei dem Unterhaltungsprogramm um das handelte, was ich vermutete.
    Kingsley schritt durch den Raum zu einer weiteren Doppeltür, die ich bis jetzt noch nicht bemerkt hatte, und stieß sie auf. Der Raum dahinter war ebenso spärlich beleuchtet wie dieser, wurde von riesigen Schatten beherrscht und roch intensiv nach Blut, Angst und Tod.
    Als Kingsley in der Dunkelheit verschwand, streckte Jin mir seine Hand entgegen. Ich zögerte nur kurz, aber ich zögerte, und darüber war ein Teil von mir unendlich froh. Zumindest begab ich mich noch nicht vollkommen gedanken- und furchtlos in Schwierigkeiten. Wobei das zu diesem Zeitpunkt keinen Unterschied machte.
    Jeweils zu zweit betraten wir den Raum. Am anderen Ende wurde eine Lampe eingeschaltet, die mit ihrem blassen Licht diverse Instrumente aus Holz sichtbar machte, die mit dunklen Flecken übersät waren. Es handelte sich um eine weitere verdammte Folterkammer. Wie zuvor gab es eine Folterbank aus grobem Holz, von der Decke hingen Ketten mit Handschellen, und über einem tiefen Wasserbottich lag ein Holzrad. Grobe Seile waren an Ringen in der Mauer befestigt. Darüber hinaus gab es noch andere Folterinstrumente, die wirklich widerlich aussahen, mit Stacheln verkleidete Metallnischen und andere noch brutaler aussehende Sachen.
    Ich betrachtete sie irgendwie leidenschaftslos. Ich war zwar geschockt, aber das Gefühl war weit weg, als wäre ich durch eine Wand von ihm getrennt. Der Zustand, hier zu sein und doch nicht hier zu sein, schien mir seltsam, und zugleich war ich froh darüber. Wäre diese Distanz nicht gewesen, wäre ich womöglich schreiend aus dem Raum gelaufen.
    Oder sollte ich das vielleicht? Ich wollte meine Arbeit machen. Ich wollte diese Irren ein für allemal ausschalten.
    Das war der einzige klare Gedanke, der in dem Nebel in meinem Kopf aufblitzte.
    Aus der Dunkelheit tauchte Kingsley auf. Er hatte sein Jackett ausgezogen und die Krawatte gelockert. Die Spannung im Raum verstärkte sich blitzartig. Sie traf mich wie ein heftiger Schlag, und meine Knie wurden weich.
    Jin legte seine Hände um meine Taille und zog mich rücklings an sich. Ich spürte seinen heißen Atem in meinem Nacken, während er seine harte Erektion von hinten gegen meinen Körper presste.
    Kingsley blieb vor Jan stehen, hob eine Hand und strich sanft über ihre Wange. Bei seiner Berührung bebte sie, und der intensive, quälende Geruch von Verlangen und Begierde wirbelte um uns herum. In Reaktion darauf ging mein Atem schneller, und Jins leises Lachen strich über meine Haare.
    »Bald«, flüsterte er. »Bald.«
    »Weißt du, wieso du hier bist?« Kingsley ließ eine Hand an Jans Hals hinuntergleiten und begann, ihre Bluse aufzuknöpfen.
    Sie drängte sich gegen seine Hand und bot ihre kleinen Brüste seinem Blick und seiner Berührung dar. »Es ist ein Test«, erwiderte sie.
    »Ein Test, nicht das Ende. Verstehst du das?« Er öffnete den letzten Knopf, schob die Bluse zur Seite und entblößte ihre

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