Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)
»Nein. Hast du dich schon wieder geprügelt, Mädchen?«
»Nichts regt die Hormone so sehr an wie ein guter Kampf. Das weiß doch jeder.« Ich grinste und stellte mich auf die Zehenspitzen, um einen flüchtigen Kuss auf seine Wange zu hauchen. »Ist jemand da, den ich kenne?«
»Kellen ist vor einer halben Stunde gekommen und hat nach dir gesucht.«
Ah, gut. Ich hatte gehofft, dass er hier war, dann musste ich ihn nicht erst anrufen und herbitten. Jimmy öffnete die Tür, und ich rauschte hinein. Es roch intensiv nach Lust und Sex. Ich atmete tief ein und ließ die Atmosphäre in meine Poren dringen, in jeden Muskel und jeden Knochen. Die Lust, die in meinen Venen pochte, erhielt neue Kraft, und auf einmal konnte ich mich gerade noch beherrschen, mir nicht das Kleid vom Leib zu reißen, meine Tasche fortzuschleudern und mich in die schwitzende, leidenschaftliche Menge zu werfen, die sich auf der Tanzfläche drängte.
Ich liebte diesen Laden. Schon immer. Aber in den letzten Monaten war ich nicht so oft hier gewesen wie sonst, und als ich nun dort stand, fragte ich mich, wieso eigentlich nicht. Quinn hatte überaus deutlich zum Ausdruck gebracht, dass er die Lebensart der Werwölfe nicht mochte, dass er nichts mit unserer offenen und ungezwungenen Haltung in Bezug auf Sex anfangen konnte, obwohl er von dieser Haltung durchaus profitierte. Er fand es schrecklich, wenn ich einen Club besuchte, solange er in der Stadt war.
Aber erst jetzt begriff ich, wie sehr ich meine wilde Seite für ihn unterdrückt hatte.
Das Problem hatte ich jetzt wenigstens nicht mehr. Ich konnte es treiben, mit wem ich wollte und wann ich wollte. Ich legte kurz den Kopf in den Nacken, betrachtete die Hologrammsterne, die an der nachtblauen Decke funkelten, und blinzelte ein paar Tränen weg.
Fahr zur Hölle, dachte ich, und stieg die Treppe hinunter. So nah an der Tanzfläche mischte sich lustvolles Stöhnen und das Geräusch aneinanderklatschender Körper in die sinnlichen Klänge der Musik. Das Fieber in meinen Adern stieg bis zum Siedepunkt. Mein Atem ging unregelmäßig und schnell. Ich wollte, ich musste dort hinein. Wollte mich inmitten dieser schwitzenden, sich windenden Menge verlieren und an nichts mehr denken als an Lust und Verlangen.
Noch einmal widerstand ich der Versuchung, einfach meine Sachen auf einen Tisch zu schleudern, und ging stattdessen in eine der Umkleidekabinen. Ich duschte schnell und wusch Schweiß und Blut von meiner Haut, kämmte meine feuchten Haare mit den Fingern und verstaute meine Sachen in dem Spind. Nachdem ich den Schlüssel an einer Kette um meinen Hals befestigt hatte, verließ ich die Kabine.
Der intensive Duft von Lust und Verlangen umfing mich wie etwas Lebendiges, raubte mir den Atem und steigerte das Ziehen in meiner Mitte. Dennoch blieb ich stehen und ließ den Blick über die ausgelassene Menge gleiten. Das Mondfieber brannte zwar in mir, aber heute Nacht begehrte ich nur einen. Jemand, der in jeder Beziehung das Gegenteil von Quinn war. Jemand, der warm und fürsorglich war und am allerwichtigsten: zuverlässig.
Jemand, der mich nicht nur ganz genauso sehr begehrte wie Quinn, sondern der mich wollte, wie ich war, nicht so, wie ich sein könnte, wenn ich doch nur ein bisschen anpassungsfähiger wäre.
Mein Blick konzentrierte sich auf einen braunen Wolf, der mit diversen Frauen am anderen Ende der Tanzfläche tanzte. Voll freudiger Erwartung drängte ich mich in die Menge, flirtete, tanzte, spielte mit meinen Reizen und genoss das Gefühl von so viel Haut um mich herum. Ich blieb jedoch nicht stehen und ließ den Hauptgewinn nicht aus den Augen.
Als ich in seine Nähe kam, tanzte er nicht mehr, sondern wanderte eher abwartend umher, als dass er wirklich am Geschehen teilnahm. Der Gedanke veranlasste meine Hormone zu einem fröhlichen kleinen Tanz. Ich küsste ihn auf das Schulterblatt und atmete seinen Geruch ein, der so würzig und intensiv und so männlich war. Dann ließ ich meine Hände um seine Taille gleiten und presste meine Brüste gegen seinen erhitzten Rücken. Während ich mich seinen Tanzbewegungen anpasste, strich ich mit den Fingern über seine Bauchmuskeln, genoss das Beben seiner Muskeln und spürte einen plötzlichen Energiestoß, als er sich mit dem Rücken fordernd und herausfordernd an mich drückte. Ich ließ die Hände tiefer gleiten, streichelte zunächst Haare, dann Haut. Sein Glied war groß und steif und pochte vor Verlangen. Ich streichelte ihn und reizte ihn
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