Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)
dass Hunde nach seinen Fersen schnappten.
Bist du sicher, dass wir das Richtige tun?
Lev zuckte die Achseln. Heute ist es für mich das Richtige. Ich bin hier zu Hause. Ich halte mich so weit wie möglich an das Gesetz. In dem Fall wird es einfach sein. Jonas ist ein gerechter Mann. Du musst eine Wahl treffen, Stefan. Wenn du dich dafür entscheidest, dich hier niederzulassen, werde ich dir helfen, aber wenn du fortgehst, tu es jetzt, bevor Judith verletzt wird.
Judith. Er könnte mühelos für sie töten. Aber die Demütigung zu erdulden, dass er jemandem gestattete, ihn gegen seinen Willen festzuhalten, selbst wenn es nur für kurze Zeit war – das war eine Bewährungsprobe, auf die er nicht vorbereitet war.
Zwei Streifenwagen bahnten sich einen Weg über das Gras, trennten sich voneinander und schlossen sie zwischen sich ein. Die Fahrzeuge kamen schleudernd zum Stehen, mit Blinklichtern und schrillenden Sirenen. Fahrertüren wurden aufgerissen und Waffen wurden hinausgestreckt.
»Auf den Boden. Ich will eure Hände sehen.«
Lev kam der Aufforderung sofort nach, kniete sich hin und hielt die Hände mit den Handflächen zu dem Beamten vor sich hingestreckt. »Ich bin bewaffnet, Jonas. Die Waffe steckt in dem Schulterhalfter und mein Messer steckt in meinem Stiefel«, rief er.
»Legt die Hände hinter den Kopf.«
Lev tat es und hakte seine Finger ineinander. Stefan zögerte. Der Beamte hinter ihnen hatte bisher kein Wort gesagt und er konnte ihn nicht gut sehen. Es gefiel ihm nicht, derart exponiert und angreifbar zu sein.
Runter mit dir, Stefan, zischte Lev.
Er kniete sich sehr langsam hin und streckte die Hände aus, um zu zeigen, dass sie leer waren. Seine Eingeweide schnürten sich zusammen. Er verabscheute diese Form von Erniedrigung.
Shariton kannte diesen Ablauf offenbar. Er rollte sich auf die Knie und mühte sich damit ab, die Hände zu heben.
»Ich werde euch Handschellen anlegen, Levi, um unserer und eurer Sicherheit willen.« Der Beamte – vermutlich Jonas – hielt seine Waffe mit sicherer Hand, ohne seine Position zu verändern.
Der andere Beamte näherte sich von hinten, griff nach Levs Handgelenken und zog erst das eine und dann das andere hinter seinen Rücken. Es war unmöglich, im hellen Scheinwerferlicht etwas zu sehen, denn es wurde bewusst eingesetzt, um sie zu blenden, doch Lev blieb passiv, während der Deputy die Waffe aus seinem Schulterhalfter und das Messer aus seinem Stiefel zog, ehe er ihn gründlich durchsuchte.
Stefan hatte seit seiner frühen Jugend nicht mehr zugelassen, dass jemand grob mit ihm umsprang. Er spürte das Aufbegehren seines Selbsterhaltungstriebs, und sein Drang zu kämpfen steigerte sich unbarmherzig. Einen Moment lang bekam er keine Luft und etwas Bedrohliches regte sich in ihm.
Es sind doch nur Handschellen, Stefan. Levs ruhige Stimme ertönte in seinem Kopf. Du weißt, dass du jeden von beiden töten könntest, wenn es nötig wäre, sogar mit Handschellen. Außerdem wärest du sie innerhalb von Sekunden los. Verhalte dich einfach kooperativ. Es wird nicht lange dauern.
Stefan unterdrückte die Erinnerungen an Prügel. An Verrat. Er war zwölf Jahre alt gewesen, als sie ihn in Sibirien ausgesetzt und zu ihm gesagt hatten, er solle sehen, wie er überlebte, und nur dann, wenn jeder einzelne der Männer, die ihn jagten, tot war, würde jemand zurückkehren, um ihn zu holen. Er hatte keine Ahnung gehabt, wie viele Männer vorhatten, ihn zu töten. Er hatte noch nicht einmal gewusst, ob dort überhaupt irgendwelche Männer waren. Eisregen kam herunter und die Temperaturen waren so kalt, dass ihm sein Blut wie Eiswasser vorkam, das durch seine Adern floss. Er hatte nichts zu essen und nur ein Messer, und er machte sich keine Vorstellung von der Größenordnung seiner Feinde oder davon, wann sie sich auf ihn stürzen würden.
Er durfte niemandem trauen. Wie kam er dazu, einem Mann zu erlauben, dass er von hinten auf ihn zukam? Der Atem brannte in seiner Lunge. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Er konnte den Deputy kaltmachen, der von hinten auf ihn zukam, aber da ihn die Scheinwerfer blendeten, konnte er den exakten Standort des Beamten hinter der Wagentür nicht ausmachen. Er hatte sich nicht gerührt, seinen Standort nicht verlassen und hielt seine Waffe mit sicherer Hand.
Sprich mit mir, Thomas. Was ist los? Ich kann fühlen, dass etwas nicht in Ordnung ist.
Es schockierte ihn, dass Judith sich in dieser heiklen Situation einmischte. Das Aufwogen
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