Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)
und hätte jeden einsamen Fleck in mir ausgefüllt. Ich sollte dem nicht trauen, das weiß ich verstandesmäßig selbst, aber es scheint so, als könnte ich ihm einfach nicht widerstehen.«
»So etwas kann passieren«, sagte Blythe. »Und vielleicht war er von vornherein für dich bestimmt, wie du es sagst, und ihr seid Seelenverwandte, aber sieh dich vor, Judith.« Sie beugte sich näher zu ihr vor und sah ihr eindringlich in die Augen. »Schätzchen, vorsichtig solltest du trotzdem sein. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass selbst dann, wenn alles in dir mit absoluter Sicherheit weiß, dass er der Richtige sein sollte, dass er der Richtige ist , nicht immer alles so ausgeht, wie es sollte.«
»Wenn ich mit ihm zusammen bin, fürchte ich mich nicht vor mir selbst, und es kommt mir so vor, als könnte er mich sehen. Er kann in mich hineinschauen und er fürchtet sich nicht vor meiner Kraft«, platzte Judith heraus, denn sie wollte, dass sie alle es verstanden, aber insbesondere Blythe. Es war wichtig, dass Blythe sie verstand, denn sie befürchtete, wenn sie Thomas wiedersähe, würde sie, möge ihr Gott beistehen, von Neuem von dieser Klippe fallen. Selbst wenn sie alle der Meinung waren, sie sei verrückt, und es ihr auch sagten, würde sie trotzdem springen.
Sie sah Blythe mit einem gequälten Blick in die Augen. Sie brauchte es, von ihr verstanden zu werden. Die Frauen, die mit ihr in diesem Zimmer waren, waren die Menschen, die sie liebte, ihre Familie – alles, was ihr auf der Welt geblieben war. Wenn sie einen furchtbaren Fehler machte, würden sie es ihr sagen, weil sie sie liebten, aber sie wusste nicht, ob sie die Kraft aufbrachte, ihm zu widerstehen, wenn er noch einmal zu ihr kam.
»Geh es langsam an, Kleines«, sagte Lissa. »Stell ihn uns vor.«
»Blythe hat ihn schon kennen gelernt«, verteidigte sich Judith eilig und kam sich dann albern vor. Sie biss sich auf die Unterlippe. »Da seht ihr es. Ihr braucht euch doch nur anzusehen, wie ich mich benehme. Und selbst wenn er alles ist, was er zu sein scheint, der perfekte Mann für mich, was ist mit Jean-Claude? Ich weiß, wozu Jean-Claude fähig ist. Findet ihr es etwa richtig, dass ich Thomas in Gefahr bringe? Jonas hat mir gesagt, diese Fotos von Thomas und mir seien bereits ins Gefängnis geschickt worden.«
»Dann nehmen die Dinge ohnehin ihren Lauf, oder etwa nicht?«, sagte Lissa. »Sag deinem Thomas die Wahrheit und lass ihn entscheiden, ob er das Risiko eingehen will oder nicht. Du bist nur für dich selbst und für deine Entscheidungen verantwortlich, Judith. Thomas muss seine eigenen Entscheidungen treffen und Jean-Claudes Sünden sind ganz allein seine.«
»Wenn du das sagst, klingt es ganz einfach, dabei ist es in Wirklichkeit so kompliziert«, sagte Judith.
»Weil du Angst hast«, sagte Rikki und schockierte Judith mit diesen Worten.
Rikki zuckte die Achseln und stellte ihre Teetasse hin. »Ich weiß, dass du Angst hast, weil ich selbst Angst hatte. Es ist sehr beängstigend, einen neuen Mann in dein Leben einzulassen, zumal du weißt, dass du ihn auch in das Leben von uns allen hineinziehst. Das hier ist unser Zuhause. Würde er hierher passen? Würde er seinen Teil beitragen und diesen Ort und uns alle lieben? Selbst wenn die Beziehung brandneu ist, ist es erschreckend, wenn du weißt, dass dein Leben anders und kompliziert sein wird und dass du diejenige sein wirst, die auch das Leben aller anderen komplizierter macht.«
»Wie wahr«, gab Judith zu. »Und ich bin ein Feigling. Ich will nicht verletzt werden. Als ich dahintergekommen bin, was Jean-Claude war, ist mir klar geworden, dass ich eine Illusion geliebt habe, nicht den Mann. Er war restlos in meine Liebe zur Kunst und in die romantischen Vorstellungen verstrickt, die man sich von Paris macht, und ich war in dieser Phantasie gefangen. Thomas ist für mich real, und obwohl ich ihn noch nicht lange kenne, bin ich in seinem Geist gewesen, und ich fühle ihn in mir. Ich war in seinem Innern und wir passen zusammen. Ich fürchte, wenn er mir das Herz bricht, werde ich nicht in der Lage sein, wieder auf die Füße zu kommen.« Sie sah Blythe in die Augen.
Blythe nickte, doch in ihren Augen standen Tränen. »Ich verstehe dich, Judith. Geh es langsam an. Vergewissere dich, dass er der Mann ist, von dem dein Herz dir sagt, er sei es.«
14.
J udiths Herz machte einen Satz, als eine harte Hand auf ihren Mund schlug. Sie riss die Augen auf und starrte in das vertraute Gesicht,
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