Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)
wenn diese anderen die Menschen waren, die sie liebte? Sie wusste, dass Thomas und sie perfekt zueinander passten. Alles an ihm und alles an ihr. Sie gehörten zusammen. Es spielte keine Rolle, dass sie einander kaum kannten und dass beide Geheimnisse hatten. Ihr war ganz egal, dass seine Aura trüb war oder auf Verheimlichung hinwies. Vielleicht hatte er ein oder zwei Geheimnisse – aber die hatte sie auch. Darum ging es nicht.
»Ich weiß, dass Airiana und Lexi nichts gegen Hunde auf der Farm hätten, aber Blythe, Judith und Lissa haben sich weder so noch so dazu geäußert«, sagte Rikki.
»Ich bin restlos dafür«, sagte Blythe. »Ich hätte nichts dagegen, einen Hund zu haben, der mit mir laufen geht, und ich würde mich wahrscheinlich etwas sicherer fühlen.«
Judith zuckte die Achseln. »Ich bin nicht sicher, ob ich mir einen Hund zulegen würde – zumindest keinen großen Hund. Aber ich habe absolut nichts gegen Hunde für alle anderen auf der Farm.«
»Lissa?«, hakte Blythe nach, als diese weiterhin schwieg.
Lissas Gesicht schien blasser als sonst zu sein und ihr fester Körper schrumpfte ein wenig, als sie sich kleiner machte. Sie zuckte die Achseln, blieb stumm und trank den letzten Schluck von ihrem Tee.
»Du musst dich zu diesem Thema äußern, Lissa.« Blythe blieb hartnäckig. »Jeder sollte ein Mitspracherecht haben. Fürchtest du dich vor Hunden?«
Lissa zuckte wieder die Achseln. »Für mich klingt das so, als wollten alle Hunde haben, und daher werde ich mich, wie Rikki, daran gewöhnen.«
»Ich nehme an, es geht in Ordnung, sich an Hundehaare zu gewöhnen«, räumte Rikki ein. »Levi passt sich in mein Leben ein, ohne viel zu verlangen. Ein Hund würde uns Spaß machen … vielleicht.« Es klang nicht so, als sei sie sich da allzu sicher.
Und genau darin bestand das eigentliche Problem im Leben, folgerte Judith. Es gab in keiner Hinsicht Gewissheit. Rikki liebte Levi mit jeder Faser ihres Wesens, mit ihrer immensen Loyalität und mit ihrer Mentalität, für die es nur alles oder nichts gab, doch selbst das genügte nicht. Ihre geordnete Welt, die sie brauchte, um zu überleben, würde auf den Kopf gestellt werden, um ein Bedürfnis ihres Partners zu stillen.
Judith presste ihre Lippen fest aufeinander und schüttelte den Kopf. Das Leben hatte einfach nur eine hässliche Wendung genommen. Sie sah sich in dem Zimmer um, in dem die Frauen saßen, die mitten in der Nacht aus ihren Betten aufgestanden waren, um sie zu trösten. Sie hatten sie lange genug erfolgreich abgelenkt, um diesen ersten Ansturm von Schock und Entsetzen zu überstehen. Sie begriff, dass die Themenwechsel für sie da gewesen waren; Blythe hatte das Gespräch geschickt gesteuert und all ihre Schwestern waren jedem Wink bereitwillig gefolgt, um ihr Zeit zu geben, sich wieder zu fangen.
»Ich bin so froh, dass ich euch alle habe.« Ihre starken Gefühle für die Frauen wogten auf und ergossen sich in den Raum.
Lissa warf ihr eine Kusshand zu. »Ich glaube, ich weiß, was wir tun sollten, Schwesterherz: Wir sollten in Erfahrung bringen, warum Jean-Claude dich fünf Jahre lang hat beobachten lassen, denn das ist für mich nicht einleuchtend. Wenn er diesen Mann hier dafür bezahlt hat, in all der Zeit Fotos von dir zu machen, dann hat er viel Mühe und Ausgaben auf sich genommen. Er ist in Frankreich. Er muss jemanden gehabt haben, der Shariton gefunden und ihn beauftragt hat, er muss den Wärter bestochen und die Zahlungen arrangiert haben. Das kann vom Gefängnis aus nicht leicht gewesen sein.«
Judith unterdrückte ihr Zusammenzucken beim Klang seines Namens. Jean-Claude gehörte in ihr dunkles Studio, von Hass und Kummer umgeben und gefangen gehalten. Sie presste ihre Fingerspitzen auf ihre Augen. Vielleicht war sie ja diejenige, die gefangen gehalten wurde. Vielleicht war die ganze Zeit sie diejenige gewesen, die eingesperrt war. Dann war Thomas gekommen und hatte ihr die Augen geöffnet, obwohl sie nicht gewollt hatte, dass es dazu kam, und sie fühlte sich schuldbewusster denn je. Wenn sie sich von diesen Gefühlen löste, die sie über einen so langen Zeitraum sorgsam kultiviert hatte, wie konnte sie dann jemals wieder der Erinnerung an ihren Bruder ins Gesicht sehen?
»Jean-Claude hat mehr Geld, als sich eine von uns vorstellen kann. Mit Geld kann man eine ganze Menge Loyalität kaufen und er hat eine große, weit verzweigte Organisation. Er hat einen langen Arm, länger, als mir damals klar war.«
»Aber was
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