Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)

Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)

Titel: Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
Vom Netzwerk:
wich aus ihm, als er erkannte, dass sie seine Unfähigkeit, Beziehungen zu verstehen, noch mehr akzeptierte als er. Judith würde zu ihm stehen. Der grässliche Aufruhr in seinen Eingeweiden legte sich und er merkte, dass er die Frau, die er liebte, vertrauensvoll anlächelte.
    Es war ein seltsames und erheiterndes Gefühl, vor den Augen der Einwohner von Sea Haven die Hauptstraße hinunterzulaufen und dabei Judith an der Hand zu halten. Auf der anderen Straßenseite spielte das Meer verrückt und die Wogen schlugen auf die Klippen ein. Von Felsen in die Höhe geschmettert stieg weiße Gischt hoch in die Luft auf, mit einem lauten Dröhnen, das der Wind auffing und landeinwärts trug. Schmale Dunstfetzen strömten auf die Gebäude und die Straßen zu, von der Brise, die vom Meer her kam, an Land gebracht.
    »Die meisten Leute hier stören sich mehr am Wind als am Nebel«, sagte Judith, »aber ich liebe den Wind und die Stürme hier. Es kommt mir immer so vor, als könnte niemand diesen Ort wirklich zähmen.«
    Stefan gefiel dieser Gedanke. Er war nicht der Typ Mann, der durch die Straßen schlenderte und kühn die Hand einer Frau hielt. Sein Blick bewegte sich unruhig über Dächer und tauchte in Gassen ein, obwohl ein Teil von ihm jeden Moment dieser neuen Erfahrung genoss. Es schien so, als erlebte er alles mit Judith zum ersten Mal. Er war ein Mann, der an die Rollen gewöhnt war, die er spielte, und er fühlte sich in Gesellschaft nur sicher, wenn er sich tarnte. Wenn er vorhatte, Thomas Vincent zu werden und sich in Sea Haven niederzulassen, würde er sich mit Judith vollständig in die Kunstszene einleben müssen. Sie unternahm Reisen und besuchte Galerien und Tagungen. Sie veranstaltete Kurse. Wohin Judith ging, dahin würde auch Stefan gehen, aber er würde immer die Wildheit dieses Ortes haben, die es ihm erleichterte, sich in seiner eigenen Haut wohlzufühlen.
    Er fühlte ein Rinnsal des Unbehagens in sein Inneres rieseln. Er sah sich schnell um. Der Nebel war dicht, ballte sich rasch zusammen und hüllte die Gebäude in graue Dunstschleier.
    Judith hob ihr Gesicht zu dem dichter werdenden Nebel und lächelte. »Ich liebe unser Meer hier. Es ist so wild und wechselt stündlich seine Stimmung. Heute Morgen war es wunderschön auf der Farm, und trotzdem fahren wir nur ein paar Meilen und schon strömt der Nebel so schnell und so dicht in die Ortschaft, dass man kaum noch die Hand vor den Augen sieht.«
    Stefan wusste, dass seine »Flitterwochen« mit Judith ihrem Ende zugingen. Er konnte die Anspannung, die sich in ihm aufbaute, so deutlich fühlen, wie er einen drohend bevorstehenden Tornado wahrnahm. Er wusste es immer, wenn sich Ärger anbahnte, und als sie sich der Galerie näherten, stellten sich die Haare in seinem Nacken auf, und jede Zelle seines Körpers schaltete auf Alarmbereitschaft. Ohne eine bewusste Überlegung ließ er Judiths Hand los und begab sich hinter ihr auf ihre andere Seite, um seinen Körper zwischen sie und die Gebäude zu bringen, statt sie gegen die Straße abzuschirmen. Er stellte seine Instinkte nicht in Frage, sondern reagierte schlicht und einfach darauf.
    »Lass mich vorausgehen«, ordnete er an, als sie sich dem schmalen Weg zwischen den Gebäuden näherten, wo sich der alte Bill heimisch eingerichtet hatte. »Bleib hinter mir, bis ich weiß, dass die Galerie sicher ist.«
    Judith blickte finster in sein grimmiges Gesicht, als sie seinen angespannten und sehr gebieterischen Tonfall hörte, doch sie erhob keine Einwände. Als sie an Bill vorbeikamen, blieb sie stehen. Der Veteran lag unter seiner Decke, hielt sich eine Hand über den Kopf und zitterte ein wenig in dem dichten Nebel.
    »Bill, brauchen Sie eine zusätzliche Decke? Was ist aus Ihrem Schlafsack geworden?«
    Die Welt war grau und trist, und dort, wo Ivanovs Wagen auf die Felsen hinabgestürzt war, schlug das Meer zornig gegen die Klippen. Stefan sah sich lange um, während Judith mit dem Obdachlosen sprach, doch selbst während er Dächer und Türme absuchte, nahm er bewusst wahr, dass Bill einen Versuch unternahm, sich aufzusetzen, hustete und sich wieder hinlegte.
    »Brauchen Sie einen Arzt?«, fragte Judith.
    Bill schüttelte den Kopf und wollte sie mit einem Wedeln verscheuchen; sein Unabhängigkeitsdrang war offensichtlich so groß wie sonst auch.
    Judith sah ihn mit finsterer Miene an. »Wenn es Ihnen morgen nicht besser geht, bringe ich Lexi zu Ihnen, Bill, und Sie wissen, was das bedeutet. Sie wird einen

Weitere Kostenlose Bücher