Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)
gehören. Es wurde immer besser, sie zu küssen. Seine Faust schloss sich und hielt sie still. Ein Warnsignal in seinem Hinterkopf brachte ihn nahe genug an die Oberfläche, um ihn daran zu erinnern, dass Thomas Vincent sie niemals mit so viel Selbstvertrauen geküsst hätte. Er wäre nicht grob und fordernd gewesen. Er wäre niemals so aggressiv. Stefan schob die Warnung skrupellos von sich und nahm ihren Mund, erkundete, neckte, forderte. Rutschte bereitwillig in einen tiefen Abgrund.
Die Lust brodelte wie ein Vulkan und wand sich durch reine Leidenschaft, als seine Finger zärtlich ihr nacktes Zwerchfell streichelten und all diese zarte Haut in sich aufnahmen. Glut strömte durch seine Adern und legte den Grundstein zu einer entsetzlichen Sucht, von der er wusste, dass er sie nie mehr loswerden würde. Sie schmeckte zu gut. Und ihr Feuer konnte sich an seinem messen. Ihr Verlangen war ebenso groß wie seines. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten in seinem Haar und sie gab sich ihm hin, hielt nichts zurück, gab seinem Verlangen noch mehr Nahrung und brachte ihn um jegliche Selbstbeherrschung.
Das Wissen um ihre besondere Gabe war das Einzige, was ihn davon hätte abhalten können, sich unter den Stufen zu ihrem Haus das zu nehmen, wovon er wusste, dass es ihm gehörte. Sie war ein Geistelement. Diese Wahrheit war in jedem Moment ersichtlich – er hatte sogar schon vorher den Verdacht gehabt und im Moment steckten sie in fürchterlichen Schwierigkeiten, weil ihr Geist ihn über alle Maßen entflammte. Gemeinsam brannten ihr Verlangen und seines glühend heiß und zügellos, ein Feuersturm, der außer Kontrolle geraten war. Ihr Element verstärkte jede seiner übersinnlichen Gaben und trug noch mehr zu dem Verlangen und der Glut bei, die wie eine Feuerkugel durch ihn raste.
Er zwang sich, sich von ihr zu lösen, um seine Chancen bei ihr nicht restlos zu verspielen, falls er das nicht bereits getan hatte. Wenn er diese Frau nahm – und was zum Teufel dachte er sich –, dann würde es für immer sein. Alles, was er mit ihr erlebte, erlebte er zum ersten Mal. Er lehnte seine Stirn an ihre und sog seine Lunge voll mit Luft. »Ich könnte mein ganzes Leben damit verbringen, das mit dir zu tun.« Er rieb mit kräftigen Fingern ihren Nacken. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
Ihr Blick klammerte sich an seinen – von Verlangen und von Kummer erfüllt. Sie berührte mit zitternden Fingern ihre Lippen, die von seinen Küssen geschwollen waren. »Ich wusste nicht, dass ich so etwas empfinden kann.«
»Ich auch nicht«, antwortete er aufrichtig. Er holte wieder tief Atem. »Du bist ein Geistelement, stimmt’s?«
Sie sah ihm forschend in die Augen. »Du weißt etwas über Geistelemente?«
Er schlug die Vorsicht in den Wind und nickte bedächtig. Vielleicht wüsste Thomas etwas darüber, vielleicht auch nicht, aber heute war Stefans Tag und Thomas konnte sich, offen gesagt, zum Teufel scheren.
»Dann verstehst du, warum das nie passieren darf.«
Alles, was ihn ausmachte, und jede Zelle in seinem Körper wehrte sich gegen ihre Einschätzung. Es gab kein Zurück, denn sie hatten mit dieser ersten zarten Berührung ihrer Münder beide eine Grenze überschritten. Das musste sie doch auch wissen. Sie akzeptierte es bloß nicht. Sein Leben war für immer verändert. Er stand auf einer Abschussliste und würde für den Rest seines Lebens gejagt werden, und doch würde er ihr nicht den Rücken kehren. Er wusste nicht, wie er es schaffen würde, sie beide auf der Flucht am Leben zu erhalten, aber er würde sie nicht zurücklassen. Jetzt nicht mehr. Nicht, nachdem er Menschlichkeit und Zivilisation gekostet und endlich erkannt hatte, welche Macht die menschliche Komponente besaß.
Doch er sah das Grauen, das damit für sie verbunden war. In seiner langjährigen Berufspraxis hatte er intime Bekanntschaft mit der Furcht gemacht. Er konnte Furcht riechen. Sie sehen. Sie beinah schmecken. Er hatte diesen Ausdruck in den Augen seiner Beute gesehen und es war ihm verhasst, ausgerechnet ihr die nackte Angst anzusehen.
»Das verstehe ich ganz und gar nicht, Judith.«
Er senkte seinen Kopf zu ihren bebenden Lippen, denn er musste ihrer Angst mit jedem Mittel, das ihm zur Verfügung stand, Einhalt gebieten. Sie widersetzte sich nicht und sie wich auch nicht vor ihm zurück. Wenn überhaupt, dann kam sie ihm noch näher, öffnete bereitwillig den Mund für ihn, schlang ihm die Arme um den Hals und zog ihn eng an sich. Sein Kuss war
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