Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)
er hat ihr gegenüber ausgeprägte Beschützertriebe. Er hilft ihr, ihren Radius etwas auszuweiten, und das ist gut so. Levi taucht auch. Sie passen gut zusammen.«
Levi. Fast hätte Stefan den Namen angewidert ausgesprochen. Lev, du bist ein solcher Dreckskerl. Es könnte sein, dass ich dich fast totprügeln muss. Er stellte fest, dass er wütend war, weil sein eigener Bruder es fertigbrachte, eine solche Schandtat zu begehen. Besaß er denn gar kein Ehrgefühl?
»Kommen alle deine Schwestern gut mit ihrem neuen Mann aus?«
Der Wagen holperte über den unebenen Weg. »Ich habe nicht gesagt, er sei neu hier.«
Er zuckte betont lässig die Achseln, aber es stand außer Frage, dass sie wachsam war. Er musste sich vor ihren Sensoren hüten. »Ich hatte aus deinen früheren Bemerkungen geschlossen, nur du und deine Schwestern hätten die Farm gekauft. Du hast nicht erwähnt, dass er gemeinsam mit euch arbeitet oder euch beim Bau der Häuser geholfen hat.«
Eine schwache Röte stahl sich in ihre Wangen. Sie zog an ihren langen Haaren, eine Geste, die ihre Nervosität verriet. Sie wollte nicht über den guten alten Levi reden. Dieser Schurke.
»Vermutlich nicht.«
Das sagte ihm nichts und doch alles. Sie würde ihm nicht sagen, wann Levi in ihrem Leben aufgetaucht war. Und das hieß, Lev hatte ihnen allen eingebläut, dass sein Leben in Gefahr war, und sie glaubten ihm. Ivanov war hergekommen und hatte auf der Farm herumgeschnüffelt; ihm wäre nicht entgangen, dass Rikki Seeigeltaucherin war. Irgendwie hatte sie den Eliminator so lange von seiner Fährte abgebracht, dass er einen Bericht geschrieben und Stefan als Köder angefordert hatte, um seinen Bruder aufzustöbern.
»Und was macht Blythe?«
»Sie spinnt Wolle und hat einen Laden in Sea Haven, in dem sie das Garn verkauft. Sie fertigt aber auch wunderschöne Decken und Pullover und alle möglichen erstaunlichen Dinge an. Ihre Garne sind auf der ganzen Welt gefragt.«
Wieder strömten Begeisterung und Liebe in ihre Stimme. Er achtete auf Details und ihm war sofort klar, dass Judith großen Respekt vor Blythe hatte. Ihre Zustimmung hatte für Judith den größten Stellenwert.
Auf allen Seiten waren sie nun von endlosen Reihen Gemüse umgeben. Er erhaschte einen Blick auf ein Haus in der Ferne, aber da sie ihm von sich aus keinerlei Informationen gab, ignorierte auch er das Gebäude. Die Straße beschrieb eine Kurve und vor ihnen lag eine bezaubernde kleine Wiese. Einige Meter von der Wiese entfernt konnte er einen großen Bewässerungsteich sehen. Eine Seite war abgeteilt und dort stand einladend ein blinkender John-Deere-Traktor.
»Das, was daran befestigt ist, ist ein Pflug«, sagte Judith hilfreich. »Lexi bereitet diesen Bereich für den Anbau vor.«
»Wie geht sie dabei vor?«
Sie hielt den geländegängigen Wagen mitten auf der unbefestigten Straße an, ließ ihn dort stehen und sprang hinaus. »Der Pflug bricht große Erdbrocken viel schneller auf, als wir es mit der Hand jemals tun könnten.« Sie blickte zu ihm auf. »Ich weiß nicht, wie viel du wissen willst, und ich möchte dich nicht langweilen.«
Er glitt aus dem Wagen und ging um ihn herum auf ihre Seite, beugte sich vor, packte eine Handvoll von diesem einladenden seidigen schwarzen Wasserfall aus Haar und gab ihm einen sanften Ruck, bis sie den unvermeidlichen Schritt auf ihn zuging. Sein Mund senkte sich auf ihre Lippen hinab und er hatte das ausgeprägte Gefühl, nach Hause zu kommen. Ihr Körper verschmolz mit seinem, ihre weichen Brüste pressten sich an seinen Brustkorb und ihre Arme schlangen sich um ihn, hielten ihn eng an sie gepresst und klammerten sich an ihn wie an einen sicheren Anker.
Bei ihm war sie nicht in Sicherheit – und er bei ihr auch nicht. Sowie sich sein Mund auf ihren legte, bebte die Erde. Glut flackerte auf. Die Welt veränderte sich. Er war äußerst geschickt, wenn es um Sex ging, und außergewöhnlich geübt in der Kunst der Verführung, einer kalten, kalkulierten Verführung, bei der er zu jedem Zeitpunkt alles vollständig unter Kontrolle hatte. Sein Gehirn funktionierte immer und seine Körperbeherrschung war vollendet. Doch sowie sich ihre Lippen unter seinem Mund bewegten, fiel all das restlos von ihm ab.
Das Küssen hatte ihm nie Vergnügen bereitet. Nicht so. Diesen schockierenden Verlust seiner selbst kannte er nicht, dieses Verschmelzen mit ihr, bis er nirgendwo anders mehr leben wollte als in ihr. Er traute spontaner Anziehungskraft nicht, und
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