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Hütet euch vor Harry

Hütet euch vor Harry

Titel: Hütet euch vor Harry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der alten Frau rutschten ab.
    Sarah torkelte zurück.
    Ich hatte es besser. Mit meinem Gewicht preßte ich Jane nieder. Zudem war es mir gelungen, ihre Handgelenke zu erwischen, und da wurden meine Hände zu Schraubstöcken. Ich lag halb auf ihr und preßte ihren Oberkörper gegen die Matratze. Sie strampelte nur noch mit den Beinen.
    Dabei warf sie den Kopf von einer Seite zur anderen, ihre Augen waren verdreht, sie fauchte mich an, aber sie beschimpfte nicht mich, sondern warnte mich immer wieder vor Harry. Jane Collins war leider sehr gelenkig, und sie versuchte alles, um sich aus meinem Griff zu befreien.
    Sie strampelte nicht nur, sie zog die Beine auch an und riß die Knie ruckartig zurück, so daß sie in meinen Rücken hämmerten. Die dumpf klingenden Treffer schüttelten mich durch.
    Das konnte Sarah nicht mit ansehen. Was ihr an Kraft fehlte, mußte sie durch Schläue ausgleichen, und so griff sie zu einer List. Mit beiden Händen faßte sie nach der weggeschleuderten Bettdecke, rollte den Stoff zusammen, so daß er eine Wurst bildete, und huschte auf das Fußende des Bettes zu. Beim ersten Versuch verfehlte sie die Beine, beim zweiten klappte es besser.
    Es gelang ihr, in Höhe der Waden eine Schlinge um die Beine zu drehen und sie dann festzuzurren.
    Auch jetzt strampelte Jane, aber der Gegendruck war einfach zu groß.
    Die Treffer verloren an Wucht, und ich hielt noch immer die Handgelenke umfaßt, so daß ihr meine Griffe allmählich Schmerzen bereiteten und sie gezwungen war, loszulassen.
    Urplötzlich sackte sie zusammen. Weder die Beine noch die Arme bewegte sie. Hinter mir hörte ich die keuchende, abgehackte Stimme der Horror-Oma. »Ich glaube, wir haben es geschafft, John.«
    »Abwarten.« Ich traute ihr nicht so recht, lockerte die Handgriffe ein wenig und rechnete damit, daß Jane aufspringen oder mir die Fäuste ins Gesicht stoßen würde.
    Ich täuschte mich.
    Still blieb sie liegen. Doch schwer atmend und mit leicht verdrehten Augen.
    Ich richtete mich wieder auf. Die Anstrengung hatte mein Gesicht gerötet und mir den Schweiß aus den Poren getrieben. »Mein lieber Mann«, flüsterte ich, mich dabei der Horror-Oma zudrehend, »das war ziemlich knapp.«
    Lady Sarah nickte nur. Sprechen konnte sie noch nicht, weil sie der Kampf zu sehr angestrengt hatte.
    »Meine Güte«, keuchte sie dann, »was ist nur in sie gefahren? Welcher Teufel steckte…?«
    »Keiner, Sarah«, sagte ich und streichelte Janes Gesicht, die pumpend atmete. »Diese Warnung vor dem Bösen, vor Harry, die kam von innen. Sie muß verdammt tief in ihrer Seele gesteckt haben. Aber frage mich nicht, wer Harry ist.«
    »Keine Sorge.« Sie setzte sich auf einen Stuhl und wischte mit einer müden Bewegung über ihre Stirn.
    Ich blieb auf der Bettkante sitzen, wartete darauf, daß Jane etwas sagte, aber vorerst tat sie mir den Gefallen nicht. Schließlich bat sie um ein Glas Wasser.
    »Ich hole es.« Sarah stand auf. Sie verschwand in der kleinen Anbauküche. Kurze Zeit später kehrte sie zurück, in der rechten Hand ein mit Mineralwasser gefülltes Glas haltend.
    Jane konnte selbst trinken, auch wenn ihre Hände noch zitterten.
    Danach klärte sich ihr Blick, sie schaute mich an und lächelte verlegen.
    »Ich weiß zwar nicht genau, was passiert ist, John, aber einfach ist es nicht gewesen.«
    »Das kannst du laut sagen.«
    »Was habe ich denn getan?«
    »Du bist durchgedreht.«
    Sie zwinkerte mit den Augen. »Und warum? Was ist denn in mich gefahren?«
    Ich war skeptisch. »Weißt du das wirklich nicht?«
    Mit der gespreizten Hand fuhr sie durchs Haar. »Ja und nein. Ich habe da eine Erinnerung, aber sie ist zu tief vergraben, um sie jetzt hervorholen zu können.«
    »Harry«, sagte ich nur.
    Jane wiederholte den Namen flüsternd. Dann noch einmal. Plötzlich versteifte sie, als wäre ihr genau in diesem Augenblick die Erinnerung gekommen. »Ja, Harry, das ist es gewesen. Meine Güte, das ist furchtbar! Ich erinnere mich.«
    »Woran genau, Jane?«
    »An nichts Genaues, John, aber ich weiß sehr gut, daß es da ist. Ja, Harry ist da.«
    »Und wo, bitte?«
    »In der Stadt!« hauchte sie. »Er ist in der Stadt.« Sie weinte auf einmal laut und schluchzend, als wäre ihr etwas Fürchterliches widerfahren.
    »Jetzt kann uns nichts mehr retten, nichts mehr…«
    Ich blickte Lady Sarah an, sie schaute mir ins Gesicht. Beide wußten wir nicht, was wir sagen sollten. Lady Sarah tat das, wonach auch mir zumute war.
    Sie hob die

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