Hütet euch vor Harry
die beiden Hundesöhne an den Armen festhielten, blieben ihm nur die Beine.
Mit dem rechten Fuß trat er zu. Der Skinhead stand günstig. Plötzlich brüllte er und hielt sich den Unterleib. Er taumelte zurück, warf das Bike um, holte keuchend Luft, und Tränen schössen aus seinen Augen.
Von diesem ersten Erfolg beflügelt, kämpfte Johnny weiter. Er wußte genau, daß er gegen die drei auf die Dauer nicht ankam. Wenn die wollten, machten sie ihn platt.
Seine Arme steckten noch immer wie in Zwingen. Johnny benutzte seine Beine. Er trat wütend um sich, blieb dabei nicht stehen, bewegte seinen Körper hektisch hin und her, rammte Knie gegen Hüften, zerrte, riß und wußte, daß ihm nur wenige Sekunden blieben. Wenn der Anführer den Tritt erst verdaut hatte, war es vorbei.
Die Skins versuchten alles, ihn festzuhalten, aber Johnny gab nicht nach. Er traf Knie und Schienbeine, er stieß mit dem Kopf, schaffte es, die harten Griffe zu lockern, und riß sich schließlich los.
Dabei taumelte er zurück, konnte sich noch auf dem Gehsteig fangen und gab Fersengeld.
»Holt ihn!«
Das war der Messerheld, der hinter ihm herschrie, aber Johnny wußte, daß seine Chancen gewachsen waren. Er gehörte zu den guten Sportlern auf seiner Schule. In der Fußballmannschaft war er einer der Schnellsten, und er glaubte nicht, daß die Skins ihn so leicht einholen würden.
Aber er rechnete nicht mit ihren bösen Tricks. Es war der Anführer, der sich gebückt und einen unterarmlangen Holzklotz erwischt hatte, der auf der Baustelle lag.
Den schleuderte er Johnny nach.
In den Rücken traf er ihn nicht, der Klotz sackte vorher ab, aber er hatte noch genügend Wucht, um über den Boden zu tanzen und Johnny zu erreichen.
Durch einen unglücklichen Zufall kantete das Holzstück so auf, daß es zwischen Johnnys Füße geriet. Er kam ins Stolpern, dann ging alles blitzschnell.
Noch einmal riß er die Hände hoch, als wollte er sich irgendwo festhalten, dann mußte er sie vorstrecken, um wenigstens einen Teil der Aufprallwucht abzufangen.
Er stürzte zu Boden, hörte hinter sich die Jubelschreie und spürte ein scharfes Brennen an seiner Stirn, auf der rechten Wange, ebenfalls am Kinn. An diesen Stellen hatte er sich die Haut aufgeschürft. Er hätte heulen können vor Wut.
Hinter sich hörte er die hämmernden Schritte der verdammten Skins. Sie würden ihn in wenigen Sekunden erreicht haben, so schnell konnte er nicht wieder auf den Beinen sein.
Die Typen erwischten ihn, als er sich fast aufgerappelt hatte. Eine Faust knallte in seinen Nacken. Der Schlag war gemein, hart und trieb ihn wieder auf den Boden. Johnny sah zunächst nichts, nur Sterne, die vor seinen Augen tanzten. Etwas Warmes strömte aus seiner Nase, und sehr bald schmeckte er das Blut auf seinen Lippen.
Jetzt würden sie ihn fertigmachen. Er hatte genug darüber gesehen, wie brutal diese Irren waren. Sie kannten nur die Gewalt und auch den Haß gegen Andersdenkende und gegen Ausländer.
Sie johlten. Harte Fäuste schleuderten Johnny, der seine Augen geöffnet hielt, auf den Rücken.
Sie standen neben ihm, glotzten auf ihn nieder. Die Gesichter wirkten wie aus Granit gehauen. Kein Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen, und auch die Augen waren kalt wie Eis.
Der Anführer spielte mit dem Messer. Er hatte das geschmolzene Eis von seiner Stirn entfernt, aber Reste klebten noch auf den Wangen und in den Augenbrauen.
Eigentlich bot sein Anblick einen Grund zum Lachen, aber Johnny hütete sich davor. Außerdem hatte er genug mit sich selbst zu tun. Wo ihm überall etwas weh tat, konnte er kaum feststellen. Sein ganzer Körper schien ein einziger Schmerzherd zu sein.
»Bist du schon mal zertreten worden, Arschloch?« fragte der Anführer.
Johnny schwieg.
»Wenn nicht, dann wirst du das erleben, darauf kannst du dich verlassen. Wir werden dich in die Mangel nehmen und danach in einen Eimer stopfen. Erst dein Kadaver, dann deine komische Fresse und…«
Johnny kassierte den ersten Tritt. Es traf ihn an der Hüfte. Er wüßte nicht, wer ihn getreten hatte, aber es tat verdammt weh, so daß er leise aufschrie.
Die Skins lachten.
Sie waren richtig in Form gekommen, sie wollten weitermachen, sie wollten…
»Darf ich mitspielen?« fragte plötzlich jemand.
Die Skins erstarrten. Keiner hatte den Sprecher gesehen. Er war erschienen wie ein Geist, und die drei Typen drehten sich gleichzeitig um.
Vor ihnen stand ein junger Mann, dessen Alter so um achtzehn Jahre liegen
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