Hütet euch vor Harry
vor. Ich werde oft mitgenommen.«
Sheila lächelte. Ihre Gedanken beschäftigten sich schon mit anderen Dingen. »Wenn du also Zeit hast, Harry, dann könntest du ja für einige Tage bleiben. Ich meine, du wirst London noch nicht kennen. Oder habe ich mich da geirrt?«
»So ist es.«
Sie räusperte sich. »Dann könnte dir Johnny London zeigen. Er kennt sich einigermaßen aus. Natürlich nur, wenn es dir nichts ausmacht, denn ich will mich nicht in deine Angelegenheiten mischen.«
Harry beugte sich vor. Plötzlich ging auf seinem Gesicht die Sonne auf.
»Ehrlich? Haben Sie das ehrlich gemeint?«
»Ja.«
»Das ist Wahnsinn, Mrs. Conolly. Das hätte ich nie gedacht. Irre finde ich das.«
»Dann bist du also einverstanden?«
»Ich ja«, sagte Harry, und das Strahlen lag noch immer auf seinem Gesicht. »Aber ich weiß nicht, was Johnny dazu sagen wird. Er hat bestimmt andere Pläne und…«
»Wozu soll ich etwas sagen?« Johnny hatte die letzten Worte gehört. Er ging über die Terrasse und hinkte dabei etwas, was aber nicht an seinen Beinen lag, denn er hatte am Körper einige leichte Prellungen abbekommen. Er trug einen bunten Jogging-Anzug, sein Haar war noch naß vom Duschwasser, und Sheila sprang auf, um ihn zu fragen, ob es ihm gutging. Als sie ihren Sohn in die Arme nehmen wollte, wehrte dieser hastig ab. »Mum, ich bin kein kleines Kind mehr.«
»Entschuldige.«
»Was war denn?«
Sheila erklärte es ihm. Bereits nach den ersten Worten leuchteten Johnnys Augen auf. »Mum, das ist echt super. Tierisch gut. Klar, ich werde Harry die Stadt zeigen. Mit einem so guten Leibwächter an meiner Seite kann mir nichts passieren. Wann soll es denn losgehen?«
»Ich weiß ja nicht, wie lange Harry bei uns bleiben möchte.«
»Mir ist das egal. Ich will Ihnen nur nicht zur Last fallen, Mrs. Conolly.«
»Das fällst du auf keinen Fall.«
»Drei Tage vielleicht…«
»Gut, einverstanden, wunderbar. Und du Johnny?«
»Meinetwegen auch länger.«
Harry lachte. »Nein, nein, so einfach ist das nicht. Ich will ja noch weiter.« Er berichtete Johnny von seinen Plänen, die dieser ausgezeichnet fand.
»Das werde ich im nächsten Jahr auch machen, Mum.«
»Okay.« Sheila schaute auf die Uhr. »Himmel, ich werde erst mal was zu essen machen.« Sie wandte sich an Harry. »Was ißt du denn gern?«
»Alles.«
»Auch Pizza?«
Er lächelte breit und strich über seinen Bauch. »Gehört zu meinen Lieblingsgerichten.«
»Okay, dann belege ich den Teig und schiebe einige Pizzen in den Ofen.«
»Nur nicht zu viel, Mrs. Conolly.«
Die blondhaarige Frau in den gelben Sommerjeans und der auberginefarbenen Seidenbluse lachte, als sie auf das Haus zuging.
»Keine Sorge, ich weiß schon, was ich mache.«
Johnny nahm auch Bitter Lemon.
Als er das Glas einschenkte und sich anschließend stöhnend setzte, hörte er Harry sagen: »Du hast aber eine tolle Mutter.«
Er nickte. »Sie ist auch stark. Ich komme gut mit ihr aus. Ebenso wie mit meinem Vater. Nur manchmal ist meine Mutter zu besorgt, da denkt sie noch, ich wäre ein Kleinkind.«
»Das denken sie immer, die Mütter.«
»Ja, kann sein.«
Harry lehnte sich zurück. Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf und fragte: »Und du kennst London?«
»Recht gut.«
»Wo gehen wir denn hin?«
Johnny lachte. »Fragen wir mal so: Was willst du alles sehen, Harry? Wir können Wochen unterwegs sein, und du wirst immer wieder etwas Neues entdecken.«
»Ja, das glaube ich auch.«
»Interessieren dich Museen?«
Harry verzog das Gesicht. »Dich etwa?«
»Kaum, aber ich kenne die meisten. Wir haben sie von der Schule aus besichtigt.«
»Ich brauche das nicht. Ich trampe durch England, bin mit der Schule fertig und werde bald anfangen zu studieren.«
»Wo denn?«
»Oxford.«
Johnny nickte und zeigte sich beeindruckt. »Eine starke Uni. Kommt auch nicht jeder hin.«
»Ich habe ein Stipendium bekommen.«
»Dann warst du aber gut.«
»Es geht so.«
Johnny fragte weiter. »Was willst du denn studieren?«
»Was Technisches. Physik und Geologie mit Blick auf den Umweltschutz. Das liegt mir.«
»Okay.«
»Findest du das gut?«
»Echt stark.«
»Meine ich auch.«
»Noch mal zu London«, sagte Johnny und beugte sich vor, verzog aber das Gesicht, weil die Bewegung doch zu heftig gewesen war. »Wenn wir mal die Museen außer acht lassen, hast du da bestimmte Wünsche? Das Wachsfigurenkabinett zum Beispiel oder…«
»Nein, ich überlasse alles dir.« Harry grinste. »Das
Weitere Kostenlose Bücher