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Hütet euch vor Harry

Hütet euch vor Harry

Titel: Hütet euch vor Harry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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redeten flüsternd und zischend, und sie drangen aus der Dunkelheit, ohne daß sich die dazugehörenden Gestalten gezeigt hätten. Es waren eben nur die Stimmen, die aber zählten für ihn, und Harry preßte sich noch härter gegen die Wand.
    Sein Gesicht war bisher unbeweglich gewesen, nun aber verzogen sich seine Lippen zu einem breiten Lächeln, als hätte er allein eine wundersame Botschaft erhalten.
    Nur für ihn waren sie da. Und er war froh darüber, denn sie waren die einzigen, die ihm trauten, die sich über ihn freuten. Er hatte sich niemals die Frage gestellt, wo sie wohl hergekommen sein konnten. Sie waren da, und er hatte sie akzeptiert.
    Geisterstimmen…
    Aus der tiefen Finsternis an die Oberfläche gestiegen, unheimlich, nie laut, nur flüsternd und wispernd, so daß er Mühe hatte, ihre Worte zu verstehen.
    Anderen hätten die Stimmen Angst eingejagt, ihm aber nicht. Er mochte sie, weil er wußte, daß sie untrennbar mit ihm verbunden waren. Und niemals hatte er sie so laut gehört wie an diesem Tag, da er allein in der Dunkelheit stand und sich auf die Stimmen konzentrierte.
    Harry hielt die Augen weit offen. Er konnte nichts sehen. Das Licht erschien ihm so weit entfernt wie eine Insel im Meer. Es existierte für ihn nicht, nur die Stimmen waren wichtig.
    Sie lockten, aber sie erklärten ihm auch, daß jetzt die Phase erreicht war und er sich bestimmt darauf eingerichtet hatte, denn schon vorher war er gewarnt worden.
    Die Phase war nahe, sehr nahe…
    Er konzentrierte sich auch weiterhin auf das geheimnisvolle Wispern und lauschte jedem Wort nach. Da mußte ihm einfach die Botschaft immer und immer wieder übermittelt werden. Er konnte sie hören, er wartete auf ihre Befehle, und mit seinen Händen strich er über die Lumpen hinweg, die seinen Körper bedeckten.
    Ein altes, schmutziges Hemd, eine Hose, deren Stoff nur bis zu den Knien reichte. Schuhe trug er keine…
    Er konnte plötzlich seine Hände nicht mehr ruhig halten. Immer schneller bewegten sie sich über den Körper, die Finger krümmten sich, und die Nägel drangen plötzlich durch den Stoff.
    Er spürte sie auf seiner Haut. Sie waren so scharf geworden wie Messerspitzen.
    Sie hatten sich verändert…
    Krallen!
    Er atmete heftiger, während die Stimmen auf ihn einpeitschten. Obwohl sie flüsterten und zischelten, hörten sie sich laut an. Sie hatten ihn überfallen, er befand sich in ihrem Bann, sie waren einfach beherrschend, und sie sorgten dafür, daß sein Blut sich erwärmte und wie heiße Lava durch seine Adern rann.
    Es strömte in den Kopf hinein, breitete sich dort aus, so daß er Stiche und Explosionen spürte.
    Und seine Nägel wuchsen.
    Er konnte sie nicht mehr über seinen Körper gleiten lassen, sonst hätte er sich tiefe Wunden zugefügt. Er winkelte die Arme vom Körper ab, sie stießen gegen die Wand. Da er die Finger gekrümmt hielt, kratzten die Nägel darüber hinweg.
    Aber es blieb nicht bei der Veränderung seiner Hände. Auch im Mund tat sich etwas.
    Die Zähne schössen hoch, blieben aber im Kiefer stecken. Sie drückten nach vorn und wuchsen zu mehr als der dreifachen Länge an.
    Seine Haut brannte, als würden kleine Flammen innen und außen darüber hinwegstreichen.
    Als dies alles eingetreten war, da wußte Harry, daß ihn das Schicksal wieder eingeholt hatte. Sein Mund stand offen, die weit aufgerissenen Augen glänzten wie im Fieber.
    Er würde es schaffen. Er würde diesen Tag, diese Stunde genießen.
    Nichts konnte ihn davon abhalten.
    Er war nicht mehr er, er stand dicht davor, von dieser Welt zu verschwinden. Selbst die Ratten fürchteten sich nun vor ihm. Sie huschten in Deckung und trauten sich nicht mehr hervor.
    Von all dem ahnten weder Harrys Mutter noch deren Besucher etwas. In den letzten Minuten hatten sie leise miteinander gesprochen, denn Harry sollte nichts von dem brutalen, gemeinen und tödlichen Plan erfahren.
    Wie eine Klette hing die Frau am Hals des Mannes und bedeckte sein Gesicht mit Küssen. Sie hatte ihn zurück auf den primitiven Tisch gedrückt und fragte immer wieder: »Würdest du es tun? Wirst du es mir zu Gefallen tun, mein Lieber?«
    »Ja, ja…«, stöhnte der Mann, der schrecklich erregt war und mit seinen Händen schon das Kleid der Frau aufgerissen hatte, so daß ihre schweren, weißen Brüste wie Kugeln aus dem Ausschnitt sprangen.
    Sie entzog sich ihm mit einer hastigen Bewegung, ordnete ihr Kleid, lachte ihn an und sagte: »Geh, William, geh hinunter! Geh zu ihm. Und

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