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Hüttengaudi

Hüttengaudi

Titel: Hüttengaudi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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wieder aufhob. Diese Hinduisten konnten ja wenigstens drauf bauen, im nächsten Leben auf einer höheren Ebene zu reinkarnieren. Vom Kellner in Partenkirchen zum Maharadscha.
    »Servas. Entschuldige. Ich bin zu spät.« Kathi nieste und knuffte Irmi leicht in die Schulter. »So richtig erholt schaugst du nicht aus.«
    »Danke, du auch nicht.« Sie war keine Woche weg gewesen, da erholte man sich nicht. Und man nahm auch nicht ab, vielmehr hatte Irmi das Gefühl, eher zugelegt zu haben. Konnte aber auch an dem Dauerschmerz liegen, der sich in ihrer Magengegend eingenistet hatte.
    »Ich hab mich da am Hausberg erkältet und war den ganzen Tag unterwegs wegen diesem Fischer. Da schaut man eben so aus. Jetzt bestellen wir was, und dann erzähl ich.«
    Was sie taten. Eine Platte voller Pakoras und Samosas. Papad mit Dips. Und Kathi orderte noch ein Hauptgericht.
    »Also, was ich bisher über diesen Fischer weiß, ist, dass er mit seiner Tochter in Ohlstadt gewohnt hat. Sauberer Hof, ein Mordsding. Muss Millionär sein, der Mann. Der alte Fischer, also sein Vater, hat in Garmisch Grund verkauft und den Erlös auf die drei Kinder verteilt. Die Schwester hat sich in Kanada eine Guest Ranch aufgebaut. Hab ich im Internet angesehen, das ist ein mondänes Ding, sag ich dir. Der Bruder hat sich in Burgrain den heimischen Hof ausgebaut und selber noch jede Menge Grund verkauft, und der Xaver ist zur Frau nach Ohlstadt. Die müssen echt Kohle haben, oder. Keine Ahnung, warum die noch arbeiten.«
    Tja, das war einer wie Kathi natürlich schwer zu vermitteln. Ein Landwirt blieb immer Landwirt. Bernhard hatte Kollegen, die waren wirklich reich. Diese Millionenbauern wären aber nie auf die Idee gekommen, zu privatisieren. Nichts zu tun, den Herrgott einen guten Mann sein zu lassen, das gab es nicht. Nein, man arbeitete weiter und lamentierte übers harte Landleben und die Subventionspolitik, wo sich auf der Bank die Schließfächer unter den Goldbarren bogen. Bei ihnen war das leider nicht der Fall, in Schwaigen gab es keinen Millionengrund.
    »Okay. Und weiter?«, fragte Irmi unter Kauen.
    »Ist so ein richtiger Kampftrachtler, der gute Xaver Fischer. Trachtenverein, Schützenverein, und beim Skiclub ist er seit Jahr und Tag, oder. Wie gesagt, beim Bruder war ich noch nicht.«
    »War«, sagte Irmi.
    »Hä?«
    »Na, er war ein Kampftrachtler, wenn er da oben rumgelegen hat, und das womöglich schon länger.«
    »Stimmt. Wurde auf jeden Fall nicht als vermisst gemeldet. Ich hoffe, dass wir morgen den Todeszeitpunkt wissen.«
    »Sonst noch was?«
    »Da oben ist so ein komisches Kreuz. Warte, ich hab ein paar Bilder gemacht.« Kathi holte ihre Digitalkamera heraus und zeigte Irmi die Schnappschüsse.
    Ein hohes Kreuz. Sphärisches Licht. Am Fuß lagen ein paar Blumen und ein Pferdchen. Wirklich seltsam. Beklemmend. Irmi schwieg dazu.
    »Ja, der Todeszeitpunkt wäre wirklich hilfreich«, sagte sie dann und musste an den toten Martin denken. Da wusste man den Zeitpunkt immerhin relativ genau.
    »Du schaust so komisch«, meinte Kathi und biss herzhaft in einen frittierten Blumenkohl.
    Irmi zögerte. »In Oberstaufen gab es auch einen Toten.«
    »Was?« Kathi verschluckte sich und begann wüst zu husten. Irmi hieb ihr ein paar Mal auf den Rücken. Dann begann sie zu erzählen.
    »Na, das ist ja mal ein Ding!«, meinte Kathi hinterher. »Auch ein Herzinfarkt, oder.«
    »Glaub ich weniger. Er war nicht mehr richtig gewickelt.«
    Kathi lachte. »Ja, viele sind nicht ganz richtig gewickelt. Du g’fallst mir: im Urlaub eine Kellerleiche. Was schaugst denn so? Uns geht das ja nichts an.«
    Irmi schluckte. »Doch, mich schon.«
    »Wieso? Bloß weil der in der Nebenkabine lag?«
    »Nein, weil es sich um meinen Exmann handelt.« So, nun war es raus. Irmi zuzelte an ihrem Strohhalm, der mittlerweile im zweiten Mango-Lassi steckte. Es kam nur selten vor, dass Kathi schwieg. Eigentlich hätte Irmi den Moment genießen und sich den Tag mit Rotstift im Kalender vermerken sollen.
    »Du warst mal verheiratet?« Kathi war fassungslos und flüsterte fast. Vor Ehrfurcht, Unglauben oder Entsetzen.
    »Ja, vor langer Zeit.«
    »Wieso weiß das keiner?«, rief Kathi viel zu laut.
    »Schrei nicht so rum, das muss ja nicht das ganze Lokal hören! Weil es kein Ruhmesblatt war. Weil Martin Maurer, so hieß mein Ex, für mich gestorben war.« Blöder Satz, weil er nun wirklich tot war.
    Bevor Kathi noch etwas sagen konnte, läutete ihr Handy. Kathi meldete sich,

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