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Hüttengaudi

Hüttengaudi

Titel: Hüttengaudi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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unterdrücktes Glucksen von sich, Kathi war kurz vor der Explosion.
    »Wie heißt er?«
    »Xaver Fischer.«
    »Und weiter?«
    »Weiter heißt er nicht. Nur Fischer.«
    »Sailer! Was macht er? Woher kennen Sie den?«, brüllte Kathi.
    Sailer atmete tief durch. »Der Fischer kimmt aus einer alten Dynastie in Garmisch. Denen g’hört a großer Hof. Er wohnt aber in Ohlstadt draußen, auf dem Hof von der Frau.«
    Kathis wandte sich an den Arzt. »Sie sagten aber doch, der sei beim Lift?«
    Sailer lief zur Hochform auf und mischte sich ungefragt ein: »Is er auch. Im Winter.«
    Kathi überlegte. »Garmischer Dynastie. Zwei Höfe. Warum arbeitet der beim Lift?«
    Von Sailer kam so eine Art Grunzen. »Fräulein Kathi, des is oiwei so. Grund und Boden ham s’ zum Saufuadern, aber mit so einem winterlichen Beschäftigungsverhältnis bei der Bahn hot ma a Sozialversicherung.«
    Die Frage nach dem Todeszeitpunkt konnte ihr der Arzt nicht beantworten, er spekulierte aber, dass der gute Xaver hier schon zwei, drei Tage lag.
    Ehe Kathi sich auf den Rückweg machte, veranlasste sie den Abtransport der Leiche.

5
    Als sie wieder im Büro war, fror sie so, dass sie fast schlotterte. Sie musste niesen. Na toll, jetzt hatte sie sich auch noch erkältet. Sie griff zum Telefon und hoffte inständig, dass Irmi rangehen würde. Es war früher Nachmittag, was tat man denn bei so einer Schrothkur den ganzen Tag?
    Irmi saß im Blauen Haus. Eine alte Villa mitten in Oberstaufen, die jemand mit viel Geschmack und Gespür in einen skandinavischen Traum vom Landleben verwandelt hatte. Eine Kombination aus Café und Laden für skandinavisches Interieur, weiß, hell, schwebend, gemütlich.
    Wenn es so was in Garmisch gäbe, wäre das die Lizenz zum Gelddrucken, dachte Irmi. Vor ihr stand ein Salat mit warmem Schafskäse. Sie genoss das Essen und die Ruhe.
    Lissi hatte sich hingelegt. Irmi wusste, dass sie haderte und innere Kämpfe ausfocht. Sie wusste auch, dass man sie in solchen Situationen am besten in Ruhe ließ. Sie würde kommen, wenn sie Rat brauchte.
    Es war still, auch in ihr selbst. Irmi hatte sich ein bisschen beruhigt und die Gedanken an Martin verdrängen können. Plötzlich läutete ihr Handy. Warum hatte sie das dumme Ding eigentlich mitgenommen?
    »Servas, ich will dich ja eigentlich nicht stören, oder«, sagte eine bekannte Stimme.
    »Kathi, hier freut man sich über jede Störung. Die Tage ohne Essen sind lang«, meinte Irmi lachend. Nur der tote Martin war vielleicht ein bisschen zu viel der Abwechslung gewesen.
    »Ja, äh, also … wir haben einen Toten und …«
    »Was, ihr habt einen Toten? Ermordet?«
    »Das wissen wir noch nicht, oder.« Langsam begann Kathi zu berichten. Und sie schloss mit den Worten: »Mir kommt das alles so komisch vor. Dieses Kreuz. Also ich … ich … ich wär saufroh, wenn du bitte kommen könntest, oder.«
    Es musste Kathi ziemliche Überwindung gekostet haben, sie zu bitten, nach Garmisch zu kommen. Allein das Wort »bitte« aus ihrem Munde! Irmi fiel auf, dass Kathi ihr tirolerisches Unsicherheits-Oder besonders häufig verwendet hatte.
    Irmi stieß einen inneren Jubelschrei aus: Sie durfte heim!
    »Kathi, ja klar, ich komm. Hier gab es auch einen … äh … Zwischenfall. Ach was, das erzähl ich dir heute Abend.«
    »Kommst du gleich?«, fragte Kathi.
    »Ja klar, ich pack zusammen. Wir sehen uns gegen fünf in Garmisch. Oder noch besser: um halb sechs im Taj Mahal. Ich muss mal was essen, das scharf gewürzt ist. Wart ihr schon bei der Familie? Wo war das? Ohlstadt?« Irmi war schlagartig mittendrin. Und sie genoss es.
    »Ja, aber wir haben niemanden angetroffen. Die Frau ist verstorben. Dieser Fischer lebt mit seiner Tochter zusammen. Das muss eine ganz Wilde sein, fährt Lkw im Fernverkehr und ist immer mal länger weg. Ich hab ihr eine Nachricht an die Tür gepint.«
    »Aber nicht, dass der Vater tot ist?«, vergewisserte sich Irmi erschrocken. So was war Kathi zuzutrauen.
    »Nein, natürlich nicht. Nur dass sie in einer eiligen Polizeisache anrufen soll.«
    »Hast du keine Handynummer von ihr?«
    »Die Nachbarin hatte keine.«
    Gut, natürlich hätte man die Nummer ermitteln können, aber Irmi wollte nicht neunmalklug rüberkommen. »Und hat die Nachbarin den Fischer nicht vermisst?«
    »Na ja, ich glaub, die hatten wenig Berührungspunkte.«
    »Keine Viecher?«
    »Sie haben nach dem Tod der Mutter die Milchlandwirtschaft aufgegeben. Er besitzt aber wohl ziemlich viel Wald. Die Tochter

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