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Hüttengaudi

Hüttengaudi

Titel: Hüttengaudi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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einfach so durch.‹ Dann lachte er und stapfte zum Garmischer Haus hinauf.«
    »Gut, für das Ausbleiben des Winters konnte er ja nichts«, meinte Irmi.
    »Nein, aber gefeixt haben sie alle.«
    «Die haben doch selber auch nichts verdient!«, rief Andrea.
    »Junge Frau, Sie haben eine naive Sicht auf die Welt. Sie glauben noch an das Gute im Menschen. Schlimmer noch: Sie glauben daran, dass dem Menschen Vernunft und Geist innewohnen!« Er lachte und ergänzte ein wenig leiser: »Ich hoffe, Sie können sich das bewahren, in Ihrem Job.«
    Irmi sah ihn an. Franz Utschneider war clever, gewandt, in jedem Fall sehr sympathisch. Er konnte mit Menschen umgehen, war aber sicher einer, der andere manipulieren konnte. So nett er wirken mochte – sie suchte einen Mörder, und die gab es leider auch unter den Netten. Das war etwas, was Andrea noch lernen musste. Sie gehörte zu jenen jungen Leuten, die wirklich etwas bewirken wollten. Die zur Polizei gegangen waren, um Gutes zu tun. Die einen Gerechtigkeitsfimmel hatten. Solche Kollegen waren ihr in jedem Fall lieber als jene, die ihre eigenen Unzulänglichkeiten mit einer Uniform kompensieren wollten. Die eine tief sitzende Aggression in sich trugen, die klein waren und als Polizist dann vermeintlich größer wurden. Ihr waren die Andreas dieser Welt deutlich lieber, es wäre nur auch die Aufgabe der Vorgesetzten, solche Leute aufzufangen und zu coachen. Denn die Andreas fielen schnell auf die Schnauze und aus allen Wolken.
    Irmi hoffte für Andrea, dass Franz Utschneider nichts mit dem Tod von Xaver Fischer zu tun hatte. Sie selbst hingegen musste auf der Hut bleiben. Jetzt erst recht.
    »Ach wissen Sie, es kommt drauf an, das richtige Maß zu finden zwischen gesundem Misstrauen und Vertrauen«, sagte Irmi mit einem Lächeln.
    »Schön, wenn Sie das können. Mir ist das etwas abhanden gekommen.«
    »Wie ging es denn nun weiter?«, wollte Andrea wissen.
    »Na ja, der Betrieb ging erst an Weihnachten los, und dann brannte die Luft. Natürlich kamen viele einfach aus Neugier, es ging echt rund. An so einem Tag in den Weihnachtsferien war plötzlich das Wasser weg. Keine Klospülung ging mehr, kein Wasser in der Küche und die Hütte voll bis zum Bersten. Hatten die uns das Wasser abgedreht. Das System war anfangs, bevor der Kanal kam, ziemlich kompliziert. Mit Wasser vom Garmischer Haus über Bergstation und Tanks. Ich will Sie auch gar nicht langweilen, jedenfalls war der Hahn zu, und auch zwei Stunden Telefonate brachten kein Ergebnis. Mitten im Chaos kam Xaver Fischer vorbei mit den Worten: ›Miassts hoit weniger scheißn und eiern teuren Wein saufn statt Wasser.‹ Am End haben wir in einem verwegenen System von Notleitungen Wasser aus dem Kreislauf für die Schneekanonen abgezapft. So ging es in einer Tour weiter. Mal kam die Lebensmittelkontrolle, dann das Finanzamt, dann wieder der Brandschutzinspektor – immer mitten rein ins Geschäft, doch sie alle konnten uns keine Fehler nachweisen, zum Ärger der Stänkerer brummte das Ding.«
    Sie schwiegen eine kurze Weile. Dann sah Irmi ihn durchdringend an. »Herr Utschneider, Sie erzählen das alles sehr kurzweilig, aber es muss Sie doch tierisch genervt haben. Und vielleicht auch in Ihrer Existenz bedroht?«
    »Ja, natürlich.«
    »Da kann einen doch der heilige Zorn packen, oder?«
    »Ja, aber wenn Sie damit sagen wollen, dass ich deshalb Xaver Fischer ermordet habe, muss ich ihnen entgegnen: Warum ausgerechnet den? Der war ja letztlich nur ein kleines Licht. Da hätte ich ja den halben Skiclub meucheln müssen. Und die Marktgemeinde hätte eine arge Ausblutung erfahren.« Wieder lachte er bitter.
    »Schon, aber der gute Xaver Fischer hat auch Ihre Sommeraktivitäten gestört, oder?«
    Franz Utschneider zog es vor zu schweigen, was Irmi bezeichnend fand.
    »Sehen Sie, ich war bei Fischers Tochter, und die wusste zu berichten, dass ihr Vater gerne mal im Sommer die Straße blockiert hat«, fuhr Irmi fort.
    »Die Brischitt? Ein Mordsweib. Die arbeitet mit ihren Gäulen im Holz und ist, glaub ich, so ’ne Art Pferdeflüsterin. Die laufen rum wie ferngesteuert. Fand ich faszinierend.«
    »Warum haben Sie Brischitt denn beim Stroafn zugesehen?«
    »Erstens mal, weil sie mir Bäume weggeräumt hat.«
    »Wie weggeräumt?«
    »Xaver Fischer hat ein paar Parzellen hier heroben, und da hat er einmal so Etliches herausgerissen an Stämmen und die so intelligent über den Weg verstreut, dass mein Busfahrer nicht mehr

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