Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hüttengaudi

Hüttengaudi

Titel: Hüttengaudi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
Vom Netzwerk:
war am Hausberg etwas Schreckliches passiert.
    »Heute ist Mittwoch. Hat er sich denn bei Ihnen gemeldet?«, fiel nun Kathi ein.
    »Nein, aber ich war selbst bis heute Mittag in Innsbruck. Was sollen diese Fragen?«
    »Sie wollen diese Hütte aber unbedingt haben, weil sie Teil Ihres Gesamtkonzepts ist, nicht wahr, Herr Zwetkow?«, übernahm Irmi.
    »Ich weiß zwar immer noch nicht, warum Sie das wissen wollen. Aber ja, ich wollte die Hütte haben, und ich werde sie auch bekommen.« Nun klang eine leise Drohung durch.
    »Einen Titus Zwetkow überbietet man nicht?« Irmi lächelte.
    »Frau … äh … Mangold war der Name? Was soll das alles?«
    »Ihnen ist bekannt, dass es noch einen Interessenten gab?«
    »Ja, aber wie gesagt: Ich habe den längeren Atem. Und nun würde ich die Damen bitten, mir endlich zu sagen, worum es geht. Sonst beende ich dieses Gespräch und verzichte gern auf ihre charmante Gesellschaft.« Er war offenbar auf der Hut.
    »Sowohl Ihr Mitbewerber als auch Herr Maurer sind tot«, sagte Irmi ganz ruhig.
    »Ach!« Zwetkow runzelte die Stirn und sah Irmi an. Tote Makler oder Kontrahenten konnten einen Titus Zwetkow nicht aus der Fassung bringen.
    »Herr Zwetkow, davon hatten Sie keine Kenntnis?«
    »Nein, ich habe bereits gesagt, dass ich selbst unterwegs war. Ich hätte morgen Kontakt zu Herrn Maurer aufgenommen.«
    »Wissen Sie denn, wer Ihr Mitinteressent war?«, fragte Kathi.
    »Nein, das interessiert mich auch nicht. Am Ende zählen die Zahlen.«
    »Wären Sie denn bereit gewesen, ins Endlose zu bieten? Gibt es bei einer Immobilie nicht auch eine Schmerzgrenze?«
    »Sicher, liebe Frau Mangold, aber Sie dürfen versichert sein, dass ich diese Grenze nie erreiche.«
    »Das leuchtet ein, vor allem, wenn die Mitbieter vorher tot sind.« Irmi lächelte souverän. Dieses Kranzbach inspirierte sie. Sie war sonst selten so cool.
    Er bewahrte die Contenance. »Ich kann Ihnen dazu leider nichts sagen. Bedauerlich, der Tod von Herrn Maurer, das war ein professioneller Mann.«
    »Herr Zwetkow, wo waren Sie denn am Freitag und Samstag?«, erkundigte sich Irmi.
    »Da müsste ich meine Agenda ansehen. Meine Assistentin müsste das auch wissen.«
    »Es wäre sehr schön, wenn wir das erfahren dürften.« Kathi sah ihn provozierend an.
    Er zückte sein Smartphone und scrollte ein bisschen hin und her. »Ich war am Freitag in der Früh hier und bin dann nach Chur gefahren. Samstagabend kam ich zurück, um am Montagmorgen nach Innsbruck zu fahren.«
    »Dafür gibt es Zeugen?«, hakte Kathi nach.
    »Brauche ich denn welche?«
    Nun war es offensichtlich, dass er sich lustig machte. Er nahm die beiden Landpomeranzen nicht ernst – mal ganz davon abgesehen, dass es ziemlich egal war, wo er gewesen war. Denn ein Titus Zwetkow räumte sicher niemanden höchstpersönlich aus dem Weg. Er hatte im Zweifelsfall Leute für solche Aktionen. An diesen Mann heranzukommen war quasi unmöglich.
    Oder vielleicht doch nicht? Es war eine Idee, die plötzlich durch ihren Kopf fuhr. Probieren konnte sie es. Irmi erhob sich.
    »Darf ich Sie einen Moment mit der Kollegin allein lassen? Ich müsste mal …« Irmi lächelte etwas unsicher. Dann ging sie in den hellen Restaurantbereich und verbarg sich hinter einer Säule. Es war ein plötzlicher Impuls gewesen, und sie hatte keine Ahnung, woher der gekommen war. Sie zog den kopierten Zettel heraus und wählte die Nummer, die darauf notiert war. Während es läutete, ging sie wieder hinaus. Zwetkow hatte ein weiteres Handy herausgezogen und sagte: »Hello?«
    Irmi kam näher und wedelte mit ihrem Handy. »Und da frage ich mich nur, warum sich Xaver Fischer Ihre Telefonnummer notiert hatte, Herr Zwetkow? Eine von wahrscheinlich mehreren Nummern, die Sie besitzen.«
    Zum ersten Mal war die Langweile aus Zwetkows Gesicht gewichen. Zum ersten Mal nahm er sie wahr. Als Gegnerin, nicht als plumpe Dorfpolizistin. Irmi wartete. Würde er sie nun mit einem »was weiß denn ich?« abspeisen?
    »Frau Mangold, ich möchte für den Moment von meinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machen. Ich bin morgen bei Ihnen im Büro, mit meinem Anwalt.«
    »Um halb zehn? Oder ist das zu früh?« Irmi hielt seinem durchdringenden Blick stand.
    »Da bin ich bereits seit gut vier Stunden wach. Ich arbeite. Von nichts kommt nichts. Heißt es nicht so?«
    Als sie das Hotel verließen, war Irmi so müde, dass sie kaum noch das Steuer halten konnte. Auch Kathi schwieg. Irmi setzte Kathi ab und fuhr dann bei Lissi

Weitere Kostenlose Bücher