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Hüttengaudi

Hüttengaudi

Titel: Hüttengaudi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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vorbei, um die Tinktur abzuholen.
    »Jessas, schaugst du schlimm aus. Geh um Himmels willen ins Bett!«, rief Lissi.
    Irmi wollte noch nach Alfred fragen, aber auch dazu war sie viel zu fertig.
    Sie rieb die Tinktur ein und schlief wie ein nasser Sack. Sofern nasse Säcke überhaupt schlafen konnten.

    Am nächsten Morgen fühlte sie sich etwas besser. Das schöne Wetter von gestern hatte schon wieder aufgegeben. Aber so war es die ganze Zeit schon gewesen: einen Tag schön, am nächsten wieder Schmuddelwetter. Stabile Hochdruckgebiete waren wohl dem Klimawandel zum Opfer gefallen, ebenso wie der Altweibersommer. Und gerade der hätte ihr in ihrem Alter doch so gut getaugt.
    Zwetkow war pünktlich an diesem Donnerstagmorgen. Auf die Minute. Sein Gesicht glich einer Maske. Der Anwalt war ein schicker Typ in einem Designeranzug, der sicher ein Vermögen gekostet hatte. Er legte ein Papier vor, das dokumentierte, wo Zwetkow und er selbst am Freitag und am Samstag gewesen waren. »Das können Sie ja sicher nachprüfen.« Er verzog keine Miene.
    »Schön«, sagte Irmi nur.
    Der Anwalt fuhr fort: »Um gleich auf diese Telefonnummer zu kommen. Mein Mandant hatte das Gefühl, dass mit Martin Maurer etwas nicht stimmt. Mein Büro hat ein wenig recherchiert. Wir haben herausgefunden, dass Maurer wohl pokern wollte. Die Interessenten gegeneinander ausspielen. Ich habe diesen Xaver Fischer ausfindig gemacht, ihm den Fall geschildert. Er war ein wenig … äh … begriffsstutzig. Ich habe ihm erklärt, dass Maurer ein übles Spiel mit uns allen spielt. Zwar bin ich mir nicht sicher, ob er das begriffen hat, aber er hat sich Zwetkows Nummer notiert und wollte anrufen. Er schien in jedem Fall sehr verwirrt darüber, dass es noch einen Interessenten gab.«
    Zwetkow hatte seinen Anwalt reden lassen und machte auch nicht den Eindruck, als ob er den Mund wieder aufmachen wollte. Also wandte sich Irmi weiterhin an den Anwalt. »Aber gestern hat Ihr Mandant gesagt, er wisse gar nicht, wer der Mitbewerber sei.«
    »Das wusste er ja auch nicht. Ich habe mit dem Mann telefoniert.«
    Dagegen war wenig zu sagen. »Sie wollten die Hütte doch unbedingt haben!«, sagte Kathi mit Nachdruck.
    »Nicht um jeden Preis, falls Sie das meinen. Können wir nun gehen?« Der Anwalt ignorierte Kathi und sah Irmi an.
    Diese zögerte, ehe sie schließlich »Ja« sagte. Was hätte sie auch tun sollen?
    Kaum waren die beiden Gentlemen draußen, schrie Kathi regelrecht los: »Wie kannst du die gehen lassen?«
    »Wir haben keine Handhabe. Titus Zwetkow hat ein Alibi, genau wie der Anwalt auch.«
    »Aber das haben die sich alles über Nacht fein ausgedacht!«
    »Mag sein, Kathi. Aber genau das müssen wir beweisen.«
    »So einer hat Handlanger!« Kathi war außer sich vor Wut.
    »Mag sein, aber auch die müssten wir finden und zu einem Geständnis bringen.«
    »Du kotzt mich an mit diesem ›mag sein‹«, schrie Kathi und rannte hinaus.
    »Und du kotzt mich an mit deinem Gebrüll. Ich leite hier eine Mordermittlung. Dabei ermittle ich in alle Richtungen. Ich möchte den Herrn Hüttenwirt nicht vergessen und auch nicht, dass diese Stelle mit dem Kreuz einfach ein merkwürdiger Ort ist«, schrie Irmi hinter ihr her.
    Es vergingen etwa zehn Minuten. Irmi las ein paar Mails, war unkonzentriert und unzufrieden.
    Als Kathi wiederkam, war sie immer noch auf Krawall gebürstet: »Irmi, das muss ich dir jetzt schon mal sagen: Du bist völlig durch den Wind, seit dein Ex im Spiel ist. Wir haben zwei handfeste Verdächtige und werden schon noch was Belastendes finden. Was soll denn der Scheiß mit dem Kreuz? Das steht da halt. Es ging um diese Hütte. Die Leiche lag ganz in der Nähe der Hütte und zufällig halt unter dem Kreuz. So what? Echt, Irmi, ich glaub, du verlierst grad den Bezug zur Realität.«
    Kathi sah sie herausfordernd an. Irmi beherrschte sich, um nicht aufzubegehren, und fragte stattdessen Andrea, die hinter Kathi in ihr Büro gekommen war: »Und, Andrea, denkst du auch, es ist alles nur Zufall?«
    »Na ja, also …«
    »Was jetzt?« Das kam bissiger, als Irmi es eigentlich gewollt hatte. Und es traf Andrea, wo es doch Kathi hätte treffen müssen.
    »Also, ich wüsste auch nicht …« Andrea brach ab.
    Kathi mischte sich ein: »Das ganze Team meint, du solltest diesen Fall vielleicht besser abgeben.«
    Irmi starrte von Kathi zu Andrea und retour. Dann sprang sie auf, stieß Kathi fast aus dem Weg und rannte zum Parkplatz. Startete ihr Auto und fuhr

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