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Hüttengaudi

Hüttengaudi

Titel: Hüttengaudi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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lassen dürfen!«
    »Herr Geipel, Johannes ist erwachsen. Er ist ein stabiler Junge mit intaktem Freundeskreis in München. Margit brauchte Ihre Hilfe. Sie haben doch alles ganz richtig gemacht!«, rief Irmi. Ihr wurde auf einmal ganz heiß, dann sehr kalt, und sie spürte, wie der Geschmack nach Schnaps mit einer Woge von Sodbrennen von irgendwoher aufstieg.
    »Nichts habe ich richtig gemacht. Ich habe falsch entschieden, wenn Johannes tatsächlich diese beiden …«
    »Ermordet hat? Mit Ihrem Insulin, Herr Geipel. Trauen Sie ihm das zu?«, fragte Kathi sehr leise.
    »Nein, natürlich nicht.«
    Irmi und Kathi schwiegen. Man traute jemandem nur selten einen Mord zu, das war ja das Problem ihrer Arbeit.
    Geipel war völlig am Ende. »Johannes hat Margit so sehr geliebt. Liebt sie noch. Er hat das nie verwunden. Johannes wurde völlig aus der Bahn geworfen, dann hat er Fuß gefasst in München. Alles schien sich einzurenken, aber wahrscheinlich wurde er tief drinnen immer verbitterter.«
    »Herr Geipel, momentan ist das alles nur eine Annahme. Würden Sie uns morgen gleich in der Früh nach Hause begleiten?«, fragte Irmi ganz sanft.
    »Sicher!«
    »Ich kann Ihnen nicht verbieten, dass Sie Johannes vorwarnen. Er ist momentan auf einer Exkursion und per Handy schwer erreichbar. Sie können es natürlich trotzdem versuchen. Aber falls Johannes wirklich etwas damit zu tun hat, macht jeder Fluchtversuch alles noch schlimmer«, sagte Kathi. »Ich kenne ihn, ich meine, auch privat. Ich traue ihm das nicht zu. Es wird sich bestimmt alles klären.«
    Selbst Kathi war völlig neben der Spur. Sie erfuhr gerade im ganz Kleinen, wie es ist, wenn jemand aus dem engeren Bekanntenkreis des Mordes bezichtigt wird. Irmi hatte solche Situationen schon öfter erlebt. Sie kannte diese innere Auflehnung, dieses: Das kann doch nicht sein …
    Irmi mischte sich ein: »Herr Geipel, die Kollegin hat recht: Je eher wir mit Johannes reden können, desto besser. Vielleicht erweist sich alles als Irrtum.« Ja, genau, und das Caninsulin suchen wir dann bei einem Hundebesitzer, dachte Irmi. Hans Fischer hatte einen Weimaraner und einen Dackel, vielleicht war einer von denen zuckerkrank. Sie fühlte sich wie auf einer Schiffsschaukel: Beständig wippte sie von einer zur anderen Möglichkeit. Sie konnte das Gefährt nur leider nicht anhalten.
    Geipel sah inzwischen aus wie ein Gespenst. »Ich will ihn nicht warnen. Ich weiß, dass er auf einer Exkursion ist. Seit Donnerstag. Er kommt morgen Mittag nach München zurück. Ich werde ihn nach Aidling bitten. Allerdings auch einen Anwalt, das ist doch korrekt?«
    »Sicher, das ist Ihr gutes Recht.«
    »Sie werden von mir nicht erwarten, dass wir im Konvoi fahren, oder?«, bemerkte er voller Zynismus.
    »Nein, Herr Geipel, wir sehen uns morgen gegen Mittag in Aidling. Ich muss allerdings veranlassen, dass Sie das Gebäude ohne uns nicht betreten dürfen. Damit Sie keine Beweise vernichten können.«
    Geipel starrte Irmi an. »Würden Sie nun bitte gehen?«
    »Sicher.« Als sie schon auf der Treppe standen, sagte Irmi: »Es tut mir aufrichtig leid.«
    Geipel schloss wortlos die Tür hinter ihnen.
    »Oh Scheiße!«, sagte Kathi.
    Im Dunklen fuhren sie ins Hotel zurück, das so üppig illuminiert wie eine Filmkulisse wirkte. Kathi war gefahren und Irmi hatte derweil Andrea angerufen, um sie zu beauftragen, zusammen mit Sailer Geipels Haus zu bewachen. Auch nachts. Andreas Einwände wegen der Staatsanwaltschaft oder irgendwelcher Polizeibestimmungen hatte Irmi abgewiegelt. »Gefahr in Verzug, ansonsten nehme ich alles auf meine Kappe.«
    »Oh Scheiße!«, sagte Kathi nochmals. »Und jetzt?«
    »Es hat keinen Sinn, jetzt noch nach Hause zu fahren. Wir fahren ganz früh. Außerdem müssen wir was essen.«
    »Im Hotel?«
    »Nein, ich glaube, das ist mir momentan zu nobel. Sind wir da nicht an so einem Lokal vorbeigekommen, das ganz gemütlich aussah. Eine Brauerei oder so?«
    »Meinst du das Gösser Bräu im Alten Rathaus?«
    »Ja, genau.«
    Schweigend liefen sie durch das abendliche Lienz. Im Wirtshaus bestellten sie sich einen steirischen Salat mit Kürbiskernöl und Speckwürfeln. Dazu tranken sie Gösser, Irmi drei an der Zahl, was definitiv zu viel war. Und Kathis zwei Marillenschnäpse waren sicher auch nicht der Weisheit letzter Schluss gewesen.
    In dieser Nacht schlief Irmi erstaunlich gut, sie erwachte nur ab und zu von Kathis leichtem Schnarchen. Das Hotel kredenzte ihnen schon um sieben Uhr

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