Huff, Tanya
Anspannung
aus ihren Schultern verschwand. Entweder verstand er, oder er war zu müde, um
ihr eine Szene zu machen. Mit beidem konnte sie klarkommen. Sie streckte die
Hand aus und nahm ihm die leere Kaffeetasse aus der Hand.
„Wann hast du das
letzte Mal geschlafen, Mike?"
„Dienstag."
„Und gegessen?"
„Äh... " Er
runzelte die Stirn und rieb sich mit der freien Hand die Augen.
„Richtiges
Essen", bohrte Vicki. „Nichts aus einer Schachtel, das mit Puderzucker
bedeckt ist."
„Ich weiß nicht
mehr."
Vicki schüttelte den
Kopf und ging in die Küche. „Zuerst ein belegtes Brot, dann Schlaf. Du hast
besser nichts gegen Roastbeef, denn das ist alles, was ich habe." Während
sie das Fleisch auf das Brot häufte, grinste Vicki. Fast wie in alten Zeiten.
Sie hatten einen Pakt geschlossen, sie und Celluci, vor Jahren, als sie das
erste Mal etwas miteinander angefangen hatten: Wenn sie sich nicht um sich
selbst kümmern konnten, würde der andere es tun.
„Diese Arbeit hat
genug Methoden, an deiner Seele zu nagen", hatte sie gesagt, als er ihr
die Verspannungen aus dem Rücken massierte. „Es macht Sinn, sich Unterstützung
aufzubauen."
„Du bist sicher, daß
du nicht einfach nur jemanden willst, vor dem du aufschneiden kannst, wenn die
Arbeit erledigt ist?" hatte er geschnaubt.
Ihr Ellenbogen hatte
ihn in den Solarplexus getroffen. Sie hatte zuckersüß gelächelt, als er um Atem
rang. „Auch."
Genauso wichtig wie
jemand, der verstand, wenn alles richtig lief, war jemand, der verstand, wenn
es schiefging. Der nicht eine Unmenge blöder Fragen stellte, auf die es keine
Antworten gab, oder Mitleid spendete, das nur Salz in die Wunden streute, die
das Versagen gerissen hatte.
Jemand, der einem ein
Brot machte, einen ins Bett brachte und dann in Ruhe ließ, während man die
letzten sauberen Bettbezüge zerknautschte und verschwitzte.
Sechs Stunden später
taumelte Mike Celluci ins Wohnzimmer und starrte verschlafen auf den Fernseher.
„Welches Inning?"
„Mitten im
vierten."
Er brach im einzigen
anderen freien Sessel im Raum zusammen, da Vicki sich im Liegesessel verschanzt
hatte. „Erzielte Tore?" fragte er und kratzte sich die Brust.
„Es sind Läufe, wie du
Arschloch sehr wohl weißt, und bis jetzt gab es noch keine."
Sein Magenknurren
übertönte hörbar den Lärm der Menge, die beim ersten ein einfaches Aus
bejubelte. „Pizza?"
Vicki warf ihm das
Telefon hin. „Es ist meine Wohnung, du bezahlst."
Ein einsames Stück
Pizza wurde in der Schachtel kalt, und den Jays war es gelungen, mit zwei
Läufen in Führung zu gehen und diese zu halten, als sie ihm erzählte, daß sie
nach London gehen würde.
„Nach England?"
„Nein, nach
Ontario."
„Ein neuer Fall?"
„Auf Anhieb
richtig."
„Worum geht es?"
Ich suche die
Person oder Personen, die eine Familie von Schafe züchtenden Werwölfen mit
Silberkugeln erschießen. Zumindest war es richtige Arbeit.
Wichtige Arbeit. „Das
kann ich dir jetzt nicht sagen. Vielleicht später." Vielleicht in einer
Million Jahren...
Mike Celluci blickte
finster. Vicki verbarg etwas. Er merkte das immer. „Wie kommst du hin? Mit dem
Zug? Oder mit dem Bus?" Er streckte ein Bein aus und stupste sie mit dem
nackten Fuß in die Seite. „Jogging?"
Sie schnaubte
verächtlich. „Ich bin nicht diejenige mit den Rettungsringen an den
Hüften."
Unwillkürlich zog Mike
den Bauch ein.
Vicki grinste, als er
versuchte, so zu tun, als hätte er es nicht getan, und sich zwang, sich zu
entspannen. Schade, überlegte Vicki, weil er gerade wieder anfängt,
verkrampft zu werden. „Henry bringt mich hin."
„Henry?" Mike
hielt seine Stimme sorgsam neutral. Sie hatte natürlich jedes Recht, ihre Zeit
mit jedem zu verbringen, mit dem sie wollte, aber da war etwas an Henry
Fitzroy, was Celluci entschieden nicht gefiel. Beiläufige Erkundigungen hatten
nichts erbracht, was ihn zu einem Sinneswandel bewogen hätte - angesichts
dessen, daß sie überhaupt nichts erbracht hatten. „Er ist an dem Fall
beteiligt?" Der letzte von Vickis Fällen, an denen Henry beteiligt gewesen
war, hatte damit geendet, daß sie halbtot zu Füßen eines Billigfilm-Monsters
lag. Celluci war nicht beeindruckt gewesen.
Vicki schob die Brille
hoch. Wieviel konnte sie ihm erzählen?
„Er ist ein Freund
meiner Auftraggeber."
„Wird er dort bleiben,
wenn er dich abgesetzt hat?" Er interpretierte ihre zusammengezogenen
Augenbrauen korrekt und fügte hinzu: „Beruhige dich. Wir wissen beide,
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