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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 02 - Blutspur
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Tropfen und
Verdrehungen, denen ihre Augenärztin sie gerade unterzogen hatte, und jetzt
hatte sie sich auch noch 40 Quadratzentimeter Haut gegrillt. Und die Bahn kam immer noch nicht.
    „Scheiße. Ich kann
genausogut laufen, solange ich den Bürgersteig noch sehen kann." Sie
kickte im Vorbeigehen gegen den Zeitungsautomaten und trat auf die Straße,
wobei sie sich mit einem Camaro anlegte, der die Broadview bei Gelb überquerte.
Der Fahrer hupte, als sie der vorderen Stoßstange auswich, aber der Gesichtsausdruck,
mit dem sie ihn ansah, schloß seine Zähne über dem ordinären Kommentar, den er
hinzufügen wollte. Offensichtlich waren nicht alle jungen Männer, die
Camaro fuhren, lebensmüde.
    Sie überquerte die
Gerard-Street-Brücke in einem Nebel und kämpfte damit, ihre Gefühle unter
Kontrolle zu halten.
    Bis zu diesem Morgen
hatte sie geglaubt, die Augenkrankheit, die sie gezwungen hatte, bei der
Polizei aufzuhören, im Griff zu haben. Sie hatte sie nicht schweigsam duldend
akzeptiert, aber Zorn und Selbstmitleid waren nicht mehr die treibende Kraft in
ihrem Leben gewesen. Viele Menschen mit Retinitis Pigmentosa waren in einem
viel schlimmeren Zustand als sie, aber es war schwer, daran zu denken, wenn
sich ihr peripheres Sehvermögen im letzten Monat um zwei weitere Grad
verschlechtert hatte und das bißchen Nachtsichtvermögen, das sie noch besessen
hatte, fast verschwunden war.
    Die Welt nahm rasch
die begrenzten Dimensionen einer Diashow an. Klick auf die Szene vor ihr. Kopf
drehen. Klick auf die Szene vor ihr. Und könnte jemand bitte das Licht
einschalten?
    Welchen Nutzen kann
ich überhaupt für ein Rudel Werwölfe haben? Wie soll ich einen Mörder fassen,
den ich nicht sehen kann? Der rationalere Teil ihres Gehirns versuchte einzuwerfen,
daß die Werwölfe sie wegen ihrer Qualitäten als Detektivin und ihrer Erfahrung,
nicht wegen ihrer Augen engagiert hatten, aber sie glaubte nicht daran. Vielleicht
habe ich Glück, und einer von ihnen ist als Blindenhund ausgebildet.
    „Hey! Victory!"
    Finster blickte sie
sich um. Ihr Zorn hatte sie fast zur Ecke Parliament/ Gerrard gebracht, weiter
als sie gedacht hatte. „Was tust du denn in diesem Teil der Stadt?"
    Tony grinste, als er
näherkam. „Was ist mit: ,Hi, wie geht's dir?'"
    Vicki seufzte und
versuchte, ihre Wut über den Tag nicht an Tony auszulassen. Als sie ihn zu
Hilfe geholt hatte und sie zusammen Henry gerettet hatten, hatte ihre Beziehung
sich verändert, war von der Ebene Polizist und Teenager eine Stufe höher
gestiegen - nicht, daß er seit geraumer Zeit tatsächlich noch ein Teenager
gewesen wäre. Vor vier Jahren, als sie ihn das erste Mal verhaftet hatte, war
er ein magerer Unruhestifter von 15 gewesen. Im Laufe der Jahre war er zu
ihrem besten Paar Augen und Ohren auf der Straße geworden. Jetzt schienen sie
sich in Richtung Gleichgestelltheit zu entwickeln, aber alte Gewohnheiten sterben
nur langsam, und sie fühlte sich verantwortlich für ihn.
    „In Ordnung." Sie
schnippte sich einen Schweißtropfen vom Kinn. „Hi. Wie geht es dir?"
    „Wie kommt's",
fragte er im Plauderton und ging neben ihr her, „daß es, wenn du fragst: ,Wie
geht's dir', immer klingt wie: ,In welcher Scheiße steckst du nun
wieder'?"
    „In welcher Scheiße
steckst du denn?"
    „In keiner."
    Vicki wandte den Kopf,
um ihn anzusehen, aber er lächelte nur selig, ein Bild gekränkter Unschuld. Er
sah gut aus, das mußte sie zugeben. Seine Augen waren klar, sein Haar war
sauber, und er hatte sogar etwas zugenommen. „Gut. Und jetzt kommen wir auf
meine erste Frage zurück: Was tust du in diesem Teil der Stadt?"
    „Ich habe hier 'ne
Bude." Er ließ die Bombe mit all der einstudierten Nonchalance platzen,
die ein Mann von fast 20 aufbringen kann.

„Du hast was?"
Dieser Ausruf erfolgte Tony zuliebe, da er ihn offenbar erwartete. Ihr Stimmung
begann, sich unter dem Einfluß seines Vergnügens zu heben.
    „Es is' nur'n Zimmer
im Keller." Er zuckte die Achseln - nichts großartiges. „Aber ich habe
mein eigenes Bad. Ich hatte noch nie eins."
    „Tony, wie bezahlst du
das?" Er hatte schon immer gelegentlich eine Nummer geschoben, und sie
hoffte wie verrückt, daß er es nicht zu seiner Vollzeitbeschäftigung gemacht
hatte - nicht nur, weil es illegal war, sondern auch weil das Schreckgespenst
Aids jetzt über jeder Begegnung schwebte.
    „Ich könnt' sagen, daß
dich das nix angeht... " Als sie die Stirn runzelte, hob er
beschwichtigend die Hand. „Aber das werde

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