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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 02 - Blutspur
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ich nich'. Ich hab' einen Job. Fange
Montag an. Henry kennt diesen Typen, der ist Bauunternehmer und der braucht'n
Larry."
    „Einen was?"
    „Einen Typen, der die
Drecksarbeit macht."
    „Henry hat dir Arbeit
besorgt?"
    „Ja. Er hat mir auch
die Bude besorgt."
    In all den Jahren, die
sie Tony kannte, war das größte, was er von ihr anzunehmen bereit war, eine
gelegentliche Mahlzeit und etwas Geld als Gegenleistung für Informationen
gewesen. Henry kannte ihn seit weniger als fünf Monaten und hatte sein Leben
umgekrempelt. Vicki mußte erst die zusammengebissenen Zähne lockern, bevor sie
sprechen konnte. „Verbringst du viel Zeit mit Henry?" Die Frage hatte eine
gewisse Schärfe.
    Tony musterte sie
abschätzend und blinzelte in der hellen Nachmittagssonne. „Nicht viel. Habe
aber gehört, daß du dieses Wochenende ein bißchen mit ihm heulen gehst."
Als sie die Stirn runzelte, lehnte er sich näher und intonierte in einer
exzellenten Imitation einer Monsterfilmmatinee: „Werrrrwölfe."
    „Und hat er den Fall
mit dir besprochen?"
    „He, er hat ihn nur
erwähnt."
    „Ich bin überrascht,
daß er dich nicht eingeladen hat mitzukommen."
    „Mensch,
Victory." Tony schüttelte den Kopf. „Mit dir ist einfach nicht zu reden,
wenn du so'ne Laune hast. Laß dich flachlegen oder so was und krieg dich wieder
ein, ja." Er winkte ihr unbekümmert zu und rannte los, um an der Ampel die
Straßenbahn zu erwischen.

Vickis Antwort ging im
Verkehrslärm unter, was wahrscheinlich ganz gut war.
    „Liegt es an etwas,
das ich gesagt habe?"
    Vicki machte sich
nicht die Mühe, den Kopf von der kalten Fensterscheibe des Autos zu heben. Die
Lichter der Autobahn waren als Beleuchtung mehr als nutzlos, also warum sollte
sie sich die Mühe machen, einen Mann anzusehen, den sie nicht sehen konnte?
„Was meinst du?"
    Ihr Ton war so
aggressiv neutral, daß er lächelte. Er konzentrierte sich einen Moment lang
darauf, den BMW durch eine gerade ausreichende Lücke zwischen zwei LKW zu
quetschen und dann auf der anderen Seite auf einem Stück freier Strecke
herauszukommen, wo es ihm tatsächlich gelang, sieben oder acht Autolängen lang
die erlaubte Höchstgeschwindigkeit zu erreichen, ehe er wieder in einem Stück
zähfließenden Verkehrs feststeckte. „Du hast keine zwei höflichen Worte mit mir
gewechselt, seit ich dich abgeholt habe. Ich fragte mich, ob ich etwas getan
habe, um dich zu verärgern."
    „Nein." Sie
setzte sich anders hin, trommelte mit den Fingern auf ihr Knie und holte tief
Luft. „Doch." Persönliche Differenzen durften den Fall nicht beeinflussen;
die Dinge würden auch so schon schwierig genug werden. Wenn sie sich jetzt
nicht damit befaßten, standen die Chancen gut, daß es zu einer viel
gefährlicheren Zeit hochkommen würde. „Ich habe mit Tony gesprochen."
    „Aha."
Eifersucht, begriff er. „Du weißt, daß ich von einer Reihe Sterblicher trinken
muß, Vicki, und du selbst hast ihn in jener Nacht gewählt, um... "
    Sie wandte ihren Blick
dem unbestimmten Umriß zu, den sein Körper vor dem Fenster bildete. „Was zum
Teufel hat das mit irgendwas zu tun?" Ihre linke Faust hieb auf das
Armaturenbrett. „Vier Jahre lang habe ich Tony nicht dazu gebracht, mehr von
mir anzunehmen als ein paar Burger und ein bißchen Kleingeld, und jetzt hast du
ihm eine Arbeit und eine Wohnung besorgt."

Henry runzelte die
Stirn. „Ich verstehe nicht." Er wußte, daß ihr Zorn echt war, sowohl ihre
Atmung als auch ihr Herzschlag hatten sich beschleunigt, aber wenn es nicht der
sexuelle Aspekt war, der sie störte... „Du willst, daß Tony von der Straße
wegkommt?"
    „Natürlich will ich
das, aber..." ... aber ich wollte diejenige sein, die ihn rettet. Sie
konnte es nicht sagen, es klang so kleinlich. Es war aber vollkommen
zutreffend. Abrupt wandelte sich ihr Ärger in Verlegenheit. „... aber ich weiß
nicht, wie du es angestellt hast", schloß sie lahm.
    Die Pause und die
emotionale Wandlung verrieten ihre Gedanken so eindeutig, als ob sie sie laut
ausgesprochen hätte. Da ihn 450 Jahre zumindest Diskretion gelehrt hatten,
reagierte Henry weise nur auf Vickis tatsächliche Worte. „Ich wurde dazu
erzogen, für meine Leute zu sorgen."
    Vicki schnaubte,
dankbar für die Gelegenheit, das Thema zu wechseln. „Henry, dein Vater war
einer der größten Tyrannen der Geschichte, er hat Protestanten und Katholiken
ohne Unterschied verbrannt. Widerspruch irgendwelcher Art, persönlich oder
politisch, führte zum Tod."
    „Ja",

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