Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 02 - Blutspur
Vom Netzwerk:
beantwortete das Knurren.
    Das Tier sah
überrascht aus.
    Und noch überraschter,
als eine Sekunde später sein Rückgrat gegen den Waldboden gepreßt wurde, und Henry
sich mit beiden Händen tief in seinem Nackenfell festklammerte. Es kämpfte und
schnappte und trat mit allen Pfoten nach dem, der es gefangen hatte. Obwohl es
weiterknurrte, gab es keine lauteren Geräusche von sich. Als es merkte, daß es
sich nicht befreien konnte, wand es sich, bis es ihm gelang, mit der Zungenspitze
Henrys Handgelenk zu lecken.
    Vorsichtig ließ Henry
los.
    Es schüttelte sich
heftig, kratzte sich ausgiebig und setzte sich, den Kopf zur Seite gelegt, um
dieses seltsame Wesen zu mustern. Es rümpfte dabei

die Nase und runzelte
die Stirn, was so sehr einem verblüfften Gesichtsausdruck ähnelte, daß Henry
sich ein Lächeln verbeißen mußte - wenn er in diesem Augenblick seine Zähne
gezeigt hätte, hätte das Ganze nur von vorn begonnen.
    Nachdem die
Vorherrschaft entschieden war, klopfte sich Henry den schlimmsten Schmutz von
seiner schweren Arbeitskleidung und fuhr sich mit einer Hand unter das Hemd, um
den Segeltuchbeutel zu prüfen, der um seine Taille gebunden war. Er wußte, daß
die Dokumente sicher waren, aber das schwache Knistern von Papier beruhigte
ihn dennoch.
    Er würde den größten
Teil der Nacht brauchen, um das Dorf zu erreichen, wo er seinen Kontaktmann im
holländischen Widerstand treffen würde, und da er trinken mußte, ehe er ankam -
es machte die Arbeit mit Sterblichen erträglich -, sollte er sich besser auf
den Weg machen. Er überprüfte die Richtung auf dem Kompaß, den er vom
britischen Militärgeheimdienst bekommen hatte, und machte sich auf in Richtung
Nordosten. Er hörte einige Zeit, wie es sich hinter ihm durchs Gebüsch bewegte;
seine Bewegungen waren von den unzähligen Geräuschen des nächtlichen Waldes
kaum zu unterscheiden. Als er Geschwindigkeit zulegte, verschwand selbst diese
Spur. Er war nicht überrascht. Ein ausgewachsener Wolf hätte Schwierigkeiten
gehabt, Schritt zu halten. Ein Hund, ungeachtet seiner Abstammung, hatte keine
Chance.
    Die deutsche
Patrouille kreuzte seinen Weg ungefähr drei Stunden vor Sonnenaufgang, nicht
weit vom Dorf entfernt. Als sie an ihm vorbeiging, während er bewegungslos
wenige Zentimeter entfernt neben dem Weg stand, lächelte Henry grimmig
angesichts des Totenschädels auf der Vorderseite jeder Mütze. Totenkopf. Eine
SS-Einheit.
    Der Nachzügler war ein
junger Mann mit gewölbter Brust, dem es trotz der vorgerückten Stunde und der
Bodenbeschaffenheit gelang, großspurig zu marschieren und der die Einstellung
„Ich gehöre eher der Herrenrasse an als du" ausstrahlte. Man konnte davon
ausgehen, daß seine Kameraden ihn absichtlich ein wenig hatten zurückfallen
lassen; offenbar gab es Grenzen, selbst in der SS.
    Henry hegte eine
gewisse Sympathie für die gewöhnlichen Soldaten in der deutschen Armee, aber
überhaupt keine für die Nazis unter ihnen. Er schnappte sich den jungen Mann
von hinten mit wilder Effizienz, die ihn vom Weg holte und zwischen einem
Atemzug und dem nächsten zum Schweigen brachte. Solange das Herz noch schlug,
war der Schaden am

Körper unwesentlich.
Rasch, denn er war verwundbar, während er trank, riß Henry das linke Handgelenk
auf und neigte den Kopf, um zu trinken. Als er fertig war, griff er nach oben,
legte eine langfingrige Hand über den Schädel des Soldaten, drehte ihn und
brach ihm das Genick. Dann erstarrte er, denn er merkte, daß er beobachtet
wurde.
    Der Wald erstarrte mit
ihm. Selbst der Wind schwieg, bis das einzige Geräusch das leise Plätschern des
Blutes war, das langsam auf vermodernde Blätter troff. Immer noch über der
Leiche kauernd, die Muskeln gespannt und bereit, drehte Henry sich um und
blickte in Windrichtung.
    Der große Hund
beobachtete ihn noch ein paar Sekunden, dann verblaßte er, bis nicht einmal
mehr die Augen des Vampirs ihn von den huschenden Schatten unterscheiden
konnte.
    Der Hund hätte nicht
in der Lage sein dürfen, ihn aufzuspüren. Düstere Vorahnungen jagten Henry
kalte Schauer über den Rücken. Rasch stand er auf und ging zu der Stelle, wo
das Tier verschwunden war. Einen Herzschlag später blieb er stehen. Er spürte,
daß die Patrouille zurückkam, zweifellos auf der Suche nach dem fehlenden
Soldaten.
    Er würde sich ein
andermal um den Hund kümmern müssen. Er packte die Leiche an Hemd und Hose und
hob sie in eine Astgabel, wo er sie gut über Augenhöhe festklemmte. Mit

Weitere Kostenlose Bücher