Huff, Tanya
unterbindest du
es dann nicht?"
„Ich habe daran
gedacht."
„Während du darüber
nachdenkst - hier noch etwas. Wenn du weißt, daß er zu dem Baum zurückkommt,
warum hast du ihn nicht überwacht?"
„Wie? Du weißt,
daß ich nach Einbruch der Dunkelheit verdammt nochmal nichts sehe. Außerdem war
Henry draußen... "
„Du hast einen
Zivilisten geschickt!"
„Er hat sich
freiwillig gemeldet!" schnauzte Vicki und ignorierte die Tatsache, daß sie
selbst jetzt Zivilistin war.
„Hat er sich auch
freiwillig gemeldet, angeschossen zu werden?"
„Henry ist ein
erwachsener Mann. Er kannte die Risiken."
„Ein erwachsener Mann.
Klar. Das ist auch noch so etwas - laut seinem Führerschein ist Fitzroy erst
vierundzwanzig Jahre alt." Er nahm den Blick gerade lange genug von der
Straße, um sie wütend anzublicken. „Du bist fast acht Jahre älter als er, oder
ist das nicht... was ist so komisch?"
Obwohl die Vibrationen
schreckliche Dinge in ihrem Kopf anrichteten, konnte Vicki nicht aufhören zu
lachen. Acht Jahre. Ach Gott. Dann drang das eisige Schweigen auf der
anderen Seite des Wagens zu ihr durch, und es gelang ihr, sich zu beherrschen.
Acht ganze Jahre... sie nahm die Brille ab und wischte sich die Augen
mit der Schulter ihres T-Shirts. „Mike, du hast keine Ahnung, wie wenig das
eine Rolle spielt."
„Offenbar nicht",
knurrte Mike mit zusammengebissenen Zähnen.
„He! Werden wir
verfolgt oder sowas? Du hast gerade bei Gelb beschleunigt." Vicki warf
einen Blick auf sein entschlossenes Gesicht und befand, es sei Zeit, das Thema
zu wechseln. „Was könnte ich wissen, das es wert ist zu töten, um es zu
schützen?"
Es war nicht der
eleganteste aller Themenwechsel, aber Mike ging darauf ein. Plötzlich wollte
er nicht wissen, warum sie gelacht hatte. Er war volle zwölf Jahre älter
als Henry Scheiß-Fitzroy und glaubte nicht, daß sein Ego dem gewachsen wäre.
„Wenn ich du wäre, würde ich Biehn und seinen Neffen zur Befragung verhaften
lassen."
„Mit welcher
Begründung?"
„Jemand glaubt, daß du
ihm zu nah kommst, und sie sind die einzigen, mit denen du gesprochen hast, die
du nicht entlastet hast."
„Aber du bist nicht
ich." Vicki kratzte einen Mückenstich an der Rückseite ihrer Wade. „Für
den Fall, daß es dir entgangen sein sollte, dies ist nicht nur kein
Polizeifall, sondern wir können auch nicht die Polizei daran beteiligen."
„Sie ist schon
beteiligt, oder hast du vergessen, daß letzte Nacht eine Schußwunde gemeldet
wurde?"
„Queen Street. Bieg
hier ein. Barry wohnt in Nummer 321." Sie schob ihre Brille hoch und
ergänzte. „Die Polizei glaubt nur, sie sei beteiligt. Sie hat keine Ahnung, was
wirklich vor sich geht."
„Und du glaubst, daß
sie es nicht herausfinden wird?" fragte er, während er in weitem Bogen um
die Ecke fuhr, um einem Jungen auf einem Fahrrad auszuweichen.
Vicki breitete die
Hände aus. „Wie sollte sie? Wirst du es ihr sagen?"
„Sie wird
Untersuchungen anstellen."
„Klar. Die OPP wird
ein paar Wochen ein bißchen häufiger im Naturschutzgebiet herummarschieren,
und dann wird etwas wichtigeres passieren als eine Schußverletzung durch einen
Unfall, dem sie ihre Zeit widmen kann."
„Aber es war kein
Unfall", bemerkte Mike, der mit Mühe die Beherrschung wahrte.
„Das wissen die doch
nicht." Vicki zwang sich zur Ruhe. Zusammengebissene Zähne ließen nur
ihre Schläfe pochen und zeigten keinerlei Wirkung auf den Dickschädel neben
ihr. „Und sie werden es auch nicht herausfinden."
„Nun, die Polizei muß
eingeschaltet werden, wenn du herausfindest, wer die Morde begeht. Oder",
fuhr er sarkastisch fort, „hast du vor, einen Unfall zu arrangieren, der alles
löst?"
„Da." Vicki
zeigte hin. „321. Laut dem Schild ist der Besucherparkplatz dahinter."
Das Schweigen um die
Worte herum sprach Bände.
„Himmel, Vicki. Du wirst das vor Gericht bringen, oder?"
Sie musterte die
Spitzen ihrer Turnschuhe.
„Antworte mir,
verdammt!" Celluci trat heftig auf die Bremse, packte sie, fast noch bevor
der Wagen stand, an der Schulter und drehte sie zu sich herum.
„Vor Gericht?"
Sie riß sich los. Manchmal war er so begriffsstutzig. „Und was passiert
mit den Werwölfen bei einem Prozeß?"
„Das Gesetz... "
„Sie wollen nicht das
Gesetz, Celluci, sie wollen Gerechtigkeit, und wenn der Mörder vor Gericht
kommt, werden sie sie nicht bekommen. Du weißt so gut wie ich, daß das Opfer
zusammen mit dem Angeklagten vor Gericht steht. Was für eine
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