Huff, Tanya
„Meister" befohlen worden, und seine Natur gebot
ihm, zu trinken. Nur der Angst, was ein Versagen bedeuten würde, gelang es, den
tödlichen Hieb abzulenken, zu dem er instinktiv ausgeholt hatte, so daß er
Knochen und nicht weiches Gewebe traf.
Seine Beute schrie und brach zusammen, still jetzt,
aber immer noch am Leben.
Es verlangte ihn danach, das warme Blut aufzulecken,
das die Nacht mit dem Geruch nach Nahrung füllte, aber er wußte, daß er, wenn
er einmal damit angefangen hatte, mit dem Trinken nicht mehr würde aufhören
können, und dies war nicht der Ort, der für den Tod bestimmt war. Er hob die
Beute auf, drehte sein Gesicht in den Wind und begann zu rennen, wobei er alle
drei freien Gliedmaßen benutzte. Er konnte seine Beute nicht mit in die Erde
nehmen, noch konnte er sich mit einer so schweren Last in die Lüfte erheben.
Daher mußte er sich auf Geschwindigkeit verlassen, um ungesehen zu bleiben.
Die Beute würde sterben. Er würde seinem
„Meister" gehorchen, aber er würde auch einem älteren Meister gehorchen,
und die Beute würde in dem Muster sterben.
Unbemerkt lag der zerdrückte rote Handschuh am Rand
der Lichter des Parkplatzes. Neben ihm war ein Fleck dunkleren Rots, der
bereits gefror.
Neun
„Wir wiederholen unsere Hauptmeldung: Die seltsamen
Todesfälle im Gebiet von Toronto wurden mit einer siebten Leiche fortgesetzt,
die heute am frühen Morgen von der Polizei in der Foxrun Avenue gefunden
wurde, genau südlich des Oakdale Golf and Country Club. Ermittler der
Mordkommission vor Ort haben bestätigt, daß der Tod nach einem heftigen Schlag
gegen die Kehle eingetreten ist, wollen aber keine Äußerung darüber machen, ob
dem Opfer ebenfalls das Blut ausgesaugt wurde. Die Polizei hält den Namen des
Opfers bis zur Benachrichtigung der Angehörigen zurück.
Das Wetter in Südontario wird kälter als für die
Jahreszeit normal und... "
Vicki streckte den Arm aus und schaltete das Radio
aus. Dann blieb sie einen Moment auf der Hantelbank liegen, lauschte den
Geräuschen der Stadt und überzeugte sich davon, daß das Rumpeln eines
entfernten Lastwagens nicht das Trampeln tausender Klauenfüße sei und das hohe
Wehklagen im Osten nur eine Sirene war.
„Bislang keine dämonischen Horden." Sie griff
nach unten und klopfte mit der Hand aufs Parkett. „Besser auf Holz
klopfen." Es sah aus, als bliebe ihr immer noch Zeit, das Arschloch zu
finden, das für diese Todesfälle verantwortlich war, und ihm jeden einzelnen
Knochen zu brechen...
Sie unterbrach den Gedanken, stand auf und ging ins
Wohnzimmer, wo sie den Stadtplan an die Wand geklebt hatte. Rache war ja gut
und schön, aber dabei zu verweilen stellte ein wenig das dringlichere Problem
in den Schatten: den Abschaum zu finden.
Die ersten sechs Todesfälle hatten sich an
Sonntag-, Montag- und Dienstagabenden ereignet, jeweils eine Woche auseinander.
Dieser Mord an einem Donnerstagabend brach das Muster. Vicki warf einen Blick
auf die Karte und zog einen Kreis um die Foxrun Avenue. Sie hatte keine
Vorstellung, wie oder ob überhaupt dies geographisch paßte oder ob es auch
dieses Muster durchbrach.
Sie schob ihre Brille die Nase hoch und zwang ihre
zusammengebissenen Zähne, sich zu lockern.
Henry konnte heute abend Verbinde die Punkte"
spielen, wenn er aufwachte; sie mußte anderen Hinweisen folgen.
Wenn Henry recht hatte und die Person, die den
Dämon rief, für jeden Mord gestohlene Güter erhielt, dann mußten diese als
fehlend gemeldet worden sein. Finde die Beute, finde den Dämonenbeschwörer.
Finde den Dämonenbeschwörer, und das Morden hört auf. Es war alles höchst einfach;
sie mußte nur alle Polizeiberichte der letzten drei Wochen studieren und
ungewöhnliche oder unerklärliche Diebstähle herausfiltern.
„Was", seufzte sie,.„mich nur ungefähr zwei
Jahre kosten sollte." Und so gesehen waren zwei Jahre der Suche unendlich
viel besser, als noch eine Sekunde lang hilflos auf ihrem Arsch zu sitzen. Aber
wo sollte sie bei achtzehn Revieren allein der Stadtpolizei nur anfangen?
Sie klopfte mit dem Bleistift auf die Karte. Im
Morgenbericht des 31. Reviers würden sich Einzelheiten über den Todesfall
finden, die im Radio nicht genannt worden waren. Einzelheiten, die Henry
vielleicht brauchen könnte, um den nächsten Schauplatz, den nächsten Mord zu
bestimmen. Außerdem kreuzten sich die Linien der sechs früheren Todesfälle im
31. Revier. Das mochte vielleicht bedeutungslos sein, aber es war immerhin
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