Huff, Tanya
der brennenden Kräuter einem Gestank
nach Fäulnis und das Wummern der Stereoanlage seines Nachbarn einem Geräusch
Platz machten, das unhörbar in seinem Hirn und seinen Knochen pochte.
Als der Dämon schließlich kam, war er menschengroß
und von vage humanoider Gestalt und aufgrund dieser schwachen Ähnlichkeit nur
um so abscheulicher.
Norman, der flach durch den Mund atmete, trat an
den Rand des Pentagramms. „Ich habe dich gerufen", erklärte er. „Ich bin
dein Meister."
Der Dämon neigte den Kopf, und seine Gesichtszüge
verschoben sich bei der Bewegung, als hätte er keinen Schädel unter der
feuchten Hautoberfläche. „Du bist Meister", stimmte er zu, obwohl das
fleischige Loch eines Mundes beim Sprechen nicht die Worte formte.
„Du mußt tun, was ich befehle."
Die großen, lidlosen gelben Augen suchten den
Umkreis seines Gefängnisses ab. „Ja", gab er schließlich zu.
„Jemand hat mich heute ausgelacht. Ich will, daß
sie mich nie wieder auslacht."
Der Dämon wartete schweigend auf weitere Anweisungen,
während seine Farbe sich von schlammschwarz zu grünbraun und zurück änderte.
„Bring sie um!" Er hatte es gesagt. Er ballte
die Fäuste, um seine Hände am Zittern zu hindern. Er fühlte sich drei Meter
groß und unbesiegbar. Endlich hatte er die Verantwortung übernommen und die
Macht akzeptiert, die ihm zustand! Das Pochen wurde noch mächtiger, bis sein
ganzer Körper vibrierte.
„Wen umbringen?" fragte der Dämon.
Der leicht amüsierte Tonfall holte ihn bebend vor
Zorn auf die Erde zurück. „LACH MICH NICHT AUS!" Er trat vor und verbog,
weil er sich gerade noch rechtzeitig daran erinnerte, seinen Fuß in einem unangenehmen
Winkel, um nicht ins Pentagramm zu treten.
Der Sprung, den der Dämon daraufhin machte, brachte
sie fast Nase an Nase.
„Ha!" Norman spie das Wort aus, während er
zurücktrat. „Du bist wie sie! Du hältst dich für so toll und mich nur für
Dreck! Nun, denk daran, daß du dort drin bist und ich hier draußen. Ich habe
dich gerufen! Ich beherrsche dich! ICH BIN DEIN MEISTER!"
Ungerührt von diesem Ausbruch ließ der Dämon sich
wieder im Zentrum des Pentagramms nieder. „Du bist Meister", sagte er
gelassen. „Wen umbringen?"
Die Belustigung, die immer noch in seiner Stimme
mitschwang, trieb Norman vor Wut fast in den Wahnsinn. Durch den roten Nebel
wurde ihm klar, daß Töte Coreen! zu brüllen nichts bringen würde. Er mußte
nachdenken. Wie konnte man eine Person in einer Stadt mit über drei Millionen
Einwohnern finden? Er stapfte zur gegenüberliegenden Wand und zurück, blieb mit
dem Absatz des rechten Stiefels hängen und fiel fast hin. Als er nach heftigem
Schwanken sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, beugte er sich vor und hob
das Stück scharlachroten Leders auf, das ihn fast zu Fall gebracht hatte.
„Hier!"
Der Dämon spießte den Handschuh in der Luft mit
einer fünfzehn Zentimeter langen Klaue auf, die losen Hautfalten, die zwischen
seinem Arm und seinem Körper hingen, strafften sich bei der Bewegung geräuschvoll.
Norman lächelte. „Finde den Handschuh, der zu
diesem paßt, und töte seine Besitzerin. Laß dich von niemandem sehen. Kehr ins
Pentagramm zurück, wenn du fertig bist."
Der Gestank nach Verwesung hing noch in der Luft,
als der Dämon schon verschwunden war, eine ekelhafte Nachwirkung, die erst mit
der
Zeit verschwinden würde. Norman saugte an dem
Finger, in den er gestochen hatte, stolzierte zum Fenster hinüber und blickte
in die Nacht hinaus.
„Niemand", schwor er, „wird mich je wieder
auslachen." Kein Spielzeug mehr, keine Klamotten, keine Computer; er hatte
heute nacht seine Macht ergriffen, und wenn der Dämon zurückkehrte, gelabt an
Coreens Blut, dann würde er ihn nach einem Symbol dieser Macht schicken. Etwas,
das die Welt zwingen würde, ihn zu respektieren.
Der pulsierende Rhythmus wurde lauter, und Norman
rieb sich an der Fensterbank, während seine Hüften sich im Takt bewegten.
Noch immer schäumend vor Wut fuhr Coreen auf den
Parkplatz von McDonald's. Norman Birdwell. Sie konnte nicht glauben, daß sie
überhaupt mit Norman Birdwell gesprochen hatte, ganz zu schweigen davon, mit
ihm in seine Wohnung zu gehen. Er hatte in der Kneipe so verdammt glaubwürdig
geklungen. Sie schüttelte den Kopf ob ihrer eigenen Leichtgläubigkeit.
Natürlich war ihr in der Kneipe nicht klar gewesen, wer er überhaupt war, aber
dennoch...
„Ich hoffe, daß du das zu schätzen weißt,
Ian", sagte sie in die Nacht
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