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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 01 - Blutzoll
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Wandschrank, um den Hibachi und
den Kunststoffmilchkasten herauszuholen.
    Den kleinen Grill stellte er so nahe wie möglich am
Ventilator auf. Er baute eine Pyramide aus drei Briketts, sprühte sie mit
Brennflüssigkeit ein und ließ ein Streichholz hineinfallen. Der Ventilator und
der starke Wind um das Gebäude herum wurden fast mit dem gesamten Rauch fertig,
und da er seinen Rauchmelder und die anderen vier im Flur des 9. Stockwerks
ausgeschaltet hatte, machte er sich um den Rest des Rauchs keine Sorgen. Er
ließ das Feuer herunterbrennen, während er die farbige Kreide holte, um das
Pentagramm zu zeichnen.
    Auf bohnerfreiem Fliesenboden hält Kreide nicht
gut, daher benutzte Norman Pastellkreide. Es schien keinen Unterschied zu
machen. In allen fünf Zacken des Pentagramms stellte er zwei Kerzen auf: eine
schwarze von zweiundzwanzig Zentimetern Höhe und eine rote von fünfzehn
Zentimetern Höhe. Er hatte sie von dreißig beziehungsweise zwanzig Zentimetern
zurückschneiden müssen und festgestellt, daß einige der schwarzen in
Wirklichkeit dunkelpurpurn waren. Das schien aber auch egal zu sein.

Nachdem die Kerzen brannten, kniete er vor den
jetzt glühenden Kohlen nieder und begann mit den Schritten, um den Dämon zu
rufen.
    Er hatte in einem Laden in Chinatown fünfzehn
Zentimeter einer achtzehnkarätigen Goldkette gekauft. Mit einer Nagelschere
knipste er drei oder vier Glieder davon ab und ließ sie in das rotglühende Herz
der Holzkohlebriketts fallen. Norman wußte, daß der Hibachi unmöglich genügend
Hitze liefern konnte, um selbst dieses kleine bißchen Gold zu schmelzen, aber
obwohl er jedesmal die Asche durchsiebte, fand er darin nie einen Schimmer
Metall.
    Der Weihrauch kam aus einem angesagten
Lebensmittelladen in der Bloor Street West. Er hatte keine Ahnung, wofür andere
Leute die leuchtend orangefarbenen Flocken verwendeten - er konnte sich nicht
vorstellen, sie zu essen, obwohl er vermutete, es könnte sich dabei um ein
Gewürz handeln. Die halbe Handvoll, die er in die Glut warf, entzündete sich
langsam und brachte dichten, beißenden Rauch hervor, mit dem der Ventilator kaum
fertig wurde.
    Hustend wischte er sich mit dem Handrücken über
seine tränenden Augen und griff nach der letzten Zutat. Die Myrrhe stammte aus
einem Geschäft, das auf ätherische Öle und die Herstellung persönlichen
typ-orientierten Parfüms spezialisiert war. Sie war im Gewichtsvergleich teurer
als das Gold gewesen. Vorsichtig verwendete er den Plastikmeßlöffel, den seine
Mutter ihm beim Auszug mitgegeben hatte, und streute einen achtel Teelöffel
davon über die Kohlen.
    Der schwere Duft des Weihrauchs wurde noch stärker,
und die Luft in der Wohnung nahm einen bitteren Geschmack an, der die
Innenseite von Normans Mund und Nase überzog. In der ersten Nacht, als er dies
ausprobiert hatte, hatte er fast bei der Myrrhe aufgehört, da er beinahe nicht
über das Gewicht der Geschichte, die ihr anhaftete, hinwegkam. Jahrhundertelang
war Myrrhe benutzt worden, um Tote einzubalsamieren, und all diese
Jahrhunderte an Tod wurden jedesmal freigesetzt, wenn das Öl über die Kohlen
gegossen wurde. Beim zweiten Mal hatte er die Toten mit einem Achselzucken
abgetan, da er wußte, daß noch Schlimmeres kommen würde. Diesmal, bei seiner
siebten Beschwörung, lenkten sie ihn nicht länger von der bevorstehenden
Aufgabe ab.
    Die sterilen Nadeln, identisch mit denen, die das
Rote Kreuz benutzte, um den ersten Blutstropfen von Spendern zu nehmen, hatte
er in einem Haus für Chirurgenbedarf gekauft. Gewöhnlich haßte er diesen Teil,
aber heute trieb der Zorn ihn hindurch. Der winzige Schmerz breitete sich von
seiner Fingerspitze aus, bis er das Pochen zwischen seinen Beinen traf, und
die plötzliche sexuelle Spannung riß ihn fast aus dem Ritual heraus. Sein Atem
ging stoßweiße, aber irgendwie gelang es ihm, die Kontrolle zu behalten. Drei
Tropfen Blut auf die Kohlen, und mit jedem Tropfen, der fiel, ein Wort der
Beschwörung. Die Worte hatte er in einem Text gefunden, der in der Vorlesung
für vergleichende Religionswissenschaften benutzt wurden. Er hatte das Ritual
selbst erfunden und es teils auf Nachforschungen, teils auf gesundem Menschenverstand
aufgebaut. Jeder könnte es, dachte er selbstgefällig. Aber nur ich allein habe
es getan. Die Luft über dem Zentrum des Pentagramms zitterte und veränderte
sich, als drücke etwas von innen heraus sie weg. Norman stand auf und wartete
mit finsterem Blick, während der Geruch

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