Huff, Tanya
sich in der sprichwörtlichen Keksdose eingeklemmt...
„Also, wie weiß man dann, was man bekommt? Ich
meine, wenn man einen Dämon beschwört, wie kann man dafür sorgen, daß man einen
Dämonenfürsten bekommt?"
Professor Leigh zog die Augenbrauen hoch. Dies
klang, als ob das Seminar die reinste Hölle werden würde. Buchstäblich. „Die
Rituale zur Beschwörung eines Dämonen sind sehr kompliziert, Norman..."
Norman unterdrückte ein höhnisches Lächeln. Die
Rituale waren ungenau, aber kaum kompliziert. Natürlich könnte er den
Professor niemals davon überzeugen. Professor Leigh glaubte, daß er alles
wüßte. „Wie unterscheiden sie sich von denen zur Beschwörung eines
Dämonenfürsten?"
„Nun, zuerst einmal brauchen Sie einen Namen."
„Wo kann ich einen finden?"
„Ich werde nicht Ihre Forschungsarbeit für Sie
machen, Norman." Der Professor nahm seinen Aktenkoffer, ging zur Tür und
erwartete, daß Norman ihm den Weg freimachen würde. Norman blieb genau dort, wo
er war. Angesichts dessen, daß er ihn mit Gewalt wegschieben oder nachgeben
müßte, seufzte Professor Leigh und gab nach. „Ich schlage vor, daß sie mit Dr.
Sagara in der Abteilung für seltene Bücher an der Universität von Toronto
reden. Sie könnte vielleicht etwas haben, das Ihnen weiterhilft."
Norman überdachte den Wert dieser Information für
einen Augenblick, nickte dann und trat einen Schritt in Richtung Tafel zurück.
Es war weniger, als er gewollt hatte, aber es war ein Anfang, und ihm blieben
noch zehn Stunden bis Mitternacht.
„Prima, ich werde Dr. Sagara anrufen und ihr sagen,
daß Sie vorbeikommen." Sobald er sicher draußen im Korridor war, grinste
der Professor. Er wünschte fast, er könnte dort sein und zusehen, wie die
unwiderstehliche Kraft auf das unbewegliche Objekt prallte. Fast.
Ein paar Schneeflocken klatschten ihm feucht ins
Gesicht, als Norman auf den Bus wartete. Er verlagerte sein Gewicht von einem
Fuß auf den anderen und war froh, daß er seine Turnschuhe anhatte -
Cowboystiefel verfügten, wie er herausgefunden hatte, über keine
Kälteisolierung. Die schwarze Lederjacke hielt ihn einigermaßen warm, obwohl
der Kragen ständig hochflatterte und ihm ins Genick schlug.
Als er den Bus kommen sah, trat er an den
Randstein, nur um von der wartenden Studentenmeute eingeschlossen und fast ans
Ende der
Schlange zurückgedrängt zu werden. All seine
Bemühungen, seinen Platz zu behaupten, waren vergeblich, und schließlich gab er
nach, schlurfte mit der Schlange langsam vorwärts und kochte vor Wut.
Wartet's nur ab... Norman verlagerte seinen
Aktenkoffer und ignorierte, wie er gegen die Schienbeine der Person neben ihm
prallte. Wenn ich meinen Dämonenfürsten habe, dann wird es keine Schlangen mehr
geben, keine Busse, keine spitzen Ellbogen. Er starrte auf den großen, mageren
jungen Mann, der zu dem fraglichen Ellbogen gehörte. Sobald er die Chance
bekam, würde dieser Typ auch auf der Liste landen.
Vicki ließ sich vom Strom der Studenten mitreißen
und durch die Hintertüren aus dem Bus herausdrängen. Intensives Lauschen
während der langen Fahrt hatte sie zwei Dinge gelehrt: daß sich nicht viel
verändert hatte, seit sie selbst zur Uni gegangen war, und daß das Verb
„sagen" aus dem allgemeinen Sprachgebrauch verschwunden zu sein schien.
„...und darauf mein Dad: wenn du den Wagen nimmst,
weiß ich schon, was du treibst, und..."
Und das wirklich Deprimierende dabei ist, daß sie
wahrscheinlich Englisch als Hauptfach hat. Als sie endlich draußen auf dem
Bürgersteig war, schloß Vicki ihre Jacke und blickte noch einmal kurz auf den
Bus zurück. Die Türen schlossen sich gerade hinter den letzten Studenten, die
vom Campus flohen, und während sie ihm nachblickte, rumpelte das schwerbeladene
Fahrzeug davon. Nun, das war's dann; für weitere vierzig Minuten konnte sie es
sich nicht mehr anders überlegen.
Sie kam sich ein wenig dumm vor, aber das war die
beste Idee, die ihr einfiel. Mit ein bißchen Glück würde der Leiter des
Fachbereichs Computerwissenschaften in der Lage - und bereit - sein, ihr zu
erzählen, wer möglicherweise das gestohlene Computersystem besitzen und
benutzen würde. Coreen hätte vielleicht Informationen gehabt, die ihr bei der
Suche nach der lebendigen Nadel im Heuhafen hätten helfen können, aber
als Vicki sie ungefähr um 8:30 in ihrem Appartement
angerufen hatte, hatte niemand abgenommen.
Sie schob ihre Brille die Nase hoch und überquerte
den Parkplatz,
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