Huff, Tanya
während sie nach schwarzen Lederjacken Ausschau hielt. Wie
Celluci bereits erklärt hatte, gab es sowohl bei Männern wie bei Frauen jede
Menge davon. Vicki wußte sehr wohl, daß äußerliche Merkmale nichts mit der Fähigkeit
zu tun hatten, ein Verbrechen zu begehen, aber sie suchte dennoch danach.
Bestimmt mußte ein Dämonenbeschwörer nach außen hin irgendeine Manifestation
dieser Art von Bösem zeigen.
Norman drängte sich auf den ersten freien Platz.
Seine verletzte Hand allein hätte ihn zu einem Sitzplatz berechtigen müssen,
sobald er in den Bus einstieg, aber nicht einer seiner selbstsüchtigen,
egozentrischen Kommilitonen dachte daran aufzustehen, obwohl er sie alle
miteinander angestarrt hatte. Immer noch schmollend fischte er seinen
Taschenrechner aus der Hemdtasche und begann die Zeit zu berechnen, die er in
der Stadt würde verbringen müssen. Im Augenblick verpaßte er gerade seine
Vorlesung in Analytischer Geometrie. Es war die erste Vorlesung, die er je
geschwänzt hatte. Seine Eltern würden Zustände kriegen. Es war ihm egal. So
sehr er auch jede einzelne Eins und Eins Plus gehortet hatte - er hatte eine
komplette Liste aller Noten, die er jemals bekommen hatte -so war ihm doch in den
letzten paar Tagen klar geworden, daß manche Dinge wichtiger waren.
Dinge liebten es, im Gleichgewicht zu sein.
Als der Bus schließlich in die U-Bahn-Station
keuchte, war Norman tief in eine herrliche Phantasie versunken, wie er die Welt
neu ordnete, so daß die Sportskanonen dort landeten, wo sie hingehörten, und er
die Aufmerksamkeit und die Frauen bekam, die er verdiente. Mit erhobenen Kinn
stolzierte er zu den Zügen und war sich der gehobenen Augenbrauen und des
Kicherns bewußt, das ihm folgte. Eine von Norman Birdwell
geleitete Welt würde so eingerichtet sein, den Wert
von Norman Birdwell anzuerkennen.
„Dr. Sagara?"
,,Was?"
Norman war ein wenig überrascht über die Heftigkeit
in der Stimme der alten Dame. Er hatte sie noch nicht einmal um etwas gebeten.
„Professor Leigh sagte, daß ich mit Ihnen sprechen sollte."
„Worüber?" Sie blickte über ihren Brillenrand
zu ihm hoch.
„Ich arbeite an einem Projekt über Dämonen..."
„Denjenigen im Aufsichtsrat?" Sie kicherte, dann
schüttelte sie über seinen völligen Mangel an Reaktion den Kopf. „Das war ein
Witz."
„Oh." Norman blickte auf sie herab, verärgert
über den Mangel an Licht. Es war schon schlimm genug, daß die Abteilung für
seltene Bücher so dunkel war - ein paar Leuchtstoffröhren wären für den Anfang
nicht schlecht, bis man das ganze übelriechende Chaos auf einen Rechner
übertragen konnte — aber es war wirklich unnötig, diese Marotte auch noch in
den Büros weiterzuführen. Die Messinglampe warf einen Teich aus Gold auf den
Schreibtisch, aber Dr. Sagaras Gesicht selbst lag im Schatten. Er blickte sich
nach einem Wandschalter um, konnte aber keinen sehen.
„Nun?" Dr. Sagara trommelte mit den Fingern
einer Hand auf ihre Schreibtischunterlage. „Was glaubt Professor Leigh, daß Ihr
Projekt mit mir zu tun hat? Er war am Telefon eigentümlich unbestimmt."
„Ich muß etwas über Dämonenfürsten
herausfinden." Seine Stimme nahm den Rhythmus des Pochens an.
„Dann brauchen Sie ein Zauberbuch."
„Ein was?
„Ich sagte", sie sprach sehr langsam und
deutlich, wie zu einem Idioten, „daß Sie ein Zauberbuch brauchen; ein uraltes,
praktisch mythologisches Buch der Dämonenkunde."
Norman beugte sich vor und blinzelte ein wenig, als
er in Reichweite der Tischlampe kann. „Haben Sie eines?"
„Nun, Ihr Professor Leigh scheint das zu
glauben."
Norman knirschte mit den Zähnen und wünschte, daß
die Uni von Toronto es mit den Pensionierungsregelungen genauer nehmen würde.
Die alte Dame war eindeutig senil. „Haben Sie eines?"
„Nein." Sie verschränkte die Finger ineinander
und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Aber wenn Sie wirklich eines wollen,
dann schlage ich vor, daß Sie zu einem jungen Mann namens Henry Fitzroy Kontakt
aufnehmen. Er hat mich besucht, als er gerade nach Toronto gezogen war. Seinem
Vater als junger Mann wie aus dem Gesicht geschnitten. Sein Vater hatte eine
große Vorliebe für Antiquitäten, insbesondere Bücher. Hat eine Reihe der Bücher
gespendet, die wir hier in unserer Sammlung haben. Gott allein weiß, was der
junge Henry alles geerbt hat."
„Dieser Henry Fitzroy hat ein Zauberbuch?"
„Bin ich Jesus? Ich weiß nicht, was er hat, aber er
ist Ihre beste Chance in der
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