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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 01 - Blutzoll
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wissen.
    Sie verschob sein Gewicht etwas und schloß die
Augen. Außerdem, wenn man alles in Betracht zog, würde sie so bald nicht mehr
alleine schlafen. Es würde schön sein, wenn jemand Warmes sie halten würde,
wenn die Alpträume kamen.
     Die Bäume, die den Friedhof umgaben, legten
sich fast flach im Wind, ihre Umrisse waren wild und struppig. Henry
schauderte. Drei Nächte des Wartens hatten ihn reizbar gemacht, und er sehnte
sich nach einer Konfrontation irgendwelcher Art. Sogar zu verlieren wäre noch
besser, als noch lange so weiterzumachen. Dämonenkunde überließ viel der Phantasie,
und seine Phantasie füllte dies zuvorkommenderweise aus.
    Der Pfad der Macht, der immer noch auf eine
Verankerung wartete, pulsierte träge, gedämpft durch Ostersonntag und die
symbolische Auferstehung Christi.
    Dann veränderte er sich.
    Das Pulsieren beschleunigte sich, und die Dunkelheit
vertiefte sich zu etwas mehr als Nacht.
    Irgendwo, wußte Henry, war das Pentagramm
gezeichnet worden, das Feuer war entzündet worden, und die Beschwörung hatte
begonnen. Er straffte sich, alle Sinne gespannt, bereit, sein eigenes
Pentagramm beim ersten Anzeichen zu schließen. Das war es. Der mindere Dämon,
dann, wenn er ihn nicht aufhalten konnte, der größere, und mit ihm das Ende der
Welt. Seine rechte Hand erhob sich zum Kreuzzeichen. „Herr, gib mir
Kraft", betete er.
    Das nächste, was er bewußt wahrnahm, war, daß er
auf dem feuchten Boden kniete und Tränen aus seinen lichtempfindlichen Augen
strömten, während Nachbilder voller Herrlichkeit auf der Innenseite seiner
Augenlider tanzten.
    Der dritte Blutstropfen traf die Kohlen, und die
Luft über dem Pentagramm zitterte und veränderte sich. Norman sank auf seine
Fersen zurück und wartete. Heute nachmittag hatte er herausgefunden, wo Coreen
wohnte — es war fast beleidigend einfach gewesen, sich in die Studentenakten
von York zu hacken. Heute nacht würde es keine Fehler mehr geben, und sie würde
für das bezahlen, was sie ihm angetan hatte.
    Das Pochen in seinem Kopf nahm zu, bis die ganze
Welt davon zu beben schien.
    Er runzelte die Stirn, als das Schimmern deutlicher
wurde und der verschwommene Umriß des Dämons erschien. Er schien fast gegen
irgend etwas zu kämpfen und auf einen unsichtbaren Gegner einzuschlagen. Sein
Mund öffnete sich zu einem lautlosen Kreischen, und plötzlich war das
Pentagramm leer.
    Im gleichen Augenblick flammten die Kohlen im Hibachi
so stark auf, daß Norman sich nach hinten werfen mußte, um nicht in Flammen aufzugehen.
Das Pochen wurde zu einem hohen Winseln. Er schlug auf seine Ohren ein, aber
es ging immer und immer weiter.
    Nach drei oder vier Sekunden mit ein Meter achtzig
hohen Flammen zerschmolz der gehärtete Stahl des Hibachi zu Schlacke, die
Flammen verschwanden und ein Windstoß aus dem Zentrum des Pentagramms blies
nicht nur die Kerzen aus, sondern schleuderte sie an die gegenüberliegende
Wand, wo sie in Stücke brachen.
    „Das ist nicht m-möglich", stammelte er in die
plötzliche Stille. In seinen Ohren hallte es immer noch wider, aber selbst das
Pochen hatte aufgehört und nur eine schmerzende Leere zurückgelassen, wo es
gewesen war. Während ein Teil seines Verstandes sich vor Furcht zusammenkauerte,
konnte ein anderer seinen Augen nicht trauen. Hitze, die ausreichte, um den
gußeisernen Hibachi zu schmelzen, hätte auch das gesamte Appartementhaus
zerstören müssen.
    Er streckte eine zitternde Hand aus und berührte
die Pfütze aus Metall, alles, was von dem winzigen Grill übriggeblieben war.
Seine Fingerspitzen zischten, und einen Herzschlag später fühlte er den
Schmerz.
    Es schmerzte zu sehr, um zu schreien.
     Als er schließlich wieder sehen konnte, zwang
Henry sich aufzustehen. Einen derartig heftigen Schlag hatte er sei
Jahrhunderten nicht erhalten. Warum er nicht angenommen hatte, daß es der
Durchbruch des Dämonenfürsten war, konnte er sich nicht erklären, aber er
hatte es nicht, noch nicht einmal während des ersten panischen Moments der
Blindheit.
    „Was also war es?" fragte er, sank gegen einen
Zementengel und klopfte sich den Schmutz von seinen Knien. Er konnte gerade
noch so eben die Machtsignatur des Namens fühlen. Sie hatte sich so weit wie
möglich zurückgezogen, ohne ganz in die Hölle zurückzukehren. „Haben Sie
irgendeine Ahnung, Mister, Miss..." fragte er und drehte sich um, um den
Namen auf dem Grabstein zu lesen. In dem Stein zu Füßen des Engels fand er die
Antwort

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