Huff, Tanya
eingemeißelt.
CHRISTUS RESURREXIT! Christus ist auferstanden.
Henry Fitzroy, Vampir, als guter Katholik erzogen, fiel wieder auf die Knie und
sagte das Ave Maria - nur für den Fall.
Coreen schlüpfte nur Augenblicke vor Beginn der
Vorlesung durch die Doppeltüren und ging durch den Vorlesungssaal zu einer
Gruppe ihrer Freunde. Ihre Augen hatten das zerbrechliche, durchscheinende
Aussehen von wenig Schlaf und vielen Tränen. Selbst das leuchtend rote Gewirr
ihres Haars schien gedämpft zu sein.
Die Gruppe öffnete sich und ließ sie ein. Sie
ließen sie in der Sicherheit ihres Kreises sitzen und empfingen sie mit Mienen
des Erschreckens und der Sympathie. Obwohl Janet allen von ihnen eine Freundin
gewesen war, hatte Coreen sie zuletzt gesehen, und das gab ihrem Schmerz eine
Direktheit, die die Trauer ihrer Freunde nicht haben konnte.
Keiner von ihnen, am wenigsten Coreen, war sich des
Ausdrucks des Hasses bewußt, der jedesmal über Norman Birdwells Gesicht
wanderte, wenn er in ihre Richtung blickte.
Wie kann sie es wagen, noch am Leben zu sein, wenn
ich gesagt habe, daß sie sterben muß.
Das Pochen war irgendwann in der Nacht
zurückgekehrt, jedes Pulsieren versicherte Norman, daß er immer noch die Macht
hatte, jedes Pulsieren verlangte, daß Coreen bezahlen mußte.
Coreen war zum Symbol für jeden geworden, der ihn
jemals ausgelacht hatte. Für jede Schlampe, die ihre Beine für das
Football-Team breitgemacht hatte, aber nicht für ihn. Für jeden Schwanz, der
ihn beiseite schob, als ob er gar nicht da wäre. Nun, er war da, und er würde
es beweisen. Er würde seinen Dämon auf sie alle loslassen - aber erst mußte
Coreen sterben.
Sehr vorsichtig bewegte er seine bandagierte Hand
aus seinem Schoß auf die Armlehne des Stuhls. Nachdem er eine praktisch
schlaflose Nacht verbracht hatte, hatte er vor der Vorlesung im medizinischen
Versorgungszentrum für Studenten haltgemacht. Wenn das alles war, wofür er mit
seinen Studiengebühren bezahlte, war er nicht sonderlich beeindruckt. Erstens
hatten sie ihn warten lassen, bis zwei andere Leute, die vor ihm gekommen
waren, dran gewesen waren — obwohl er ganz offensichtlich mehr Schmerzen hatte
- und dann hatte die blöde Kuh ihm
auch noch weh getan, als sie den Mull mit Pflaster
festgeklebt hatte. Sie hatten noch nicht einmal die Geschichte, wie er dazu
gekommen war, hören wollen, die er sich ausgedacht hatte.
Er balancierte den Aktenkoffer ungeschickt auf
seinen Knien und zog das kleine schwarze Buch heraus, das er in der High School
gekauft hatte, um die Telefonnummern von Mädchen darin zu notieren. Die ersten
vier oder fünf Seiten waren grob herausgerissen worden, und auf der ersten
verbliebenen Seite schrieb er unter das Wort Coreen: Das medizinische
Versorgungszentrum für Studenten.
Von jetzt an würde Norman Birdwell mit allen
abrechnen.
Er verstand nicht, was letzte Nacht schiefgelaufen
war. Er hatte das Ritual fehlerlos durchgeführt. Irgend etwas hatte es gestört,
hatte den Dämon aufgehalten, hatte seinen Dämon aufgehalten. Norman blickte
finster. Offensichtlich gab es Dinge, die stärker als die Kreatur waren, die er
rief, damit sie seinen Befehlen gehorchte. Das gefiel ihm nicht. Das gefiel ihm
überhaupt nicht. Wie konnte etwas wagen, ihn zu stören?
Es gab nur eine Lösung. Er mußte einen stärkeren
Dämon bekommen.
Nach der Vorlesung ging er nach vorne und stellte
sich zwischen den Professor und die Tür. Im Lauf der Jahre hatte er gelernt,
daß es der beste Weg war, um Antworten zu bekommen, wenn man den Fluchtweg
versperrte.
„Professor Leigh? Ich muß mit Ihnen reden."
Resigniert stellte der Professor seinen schweren Aktenkoffer
zurück auf das Pult. Er versuchte, für sie da zu sein, wenn seine Studenten ihn
brauchten, da ihm klar war, daß ein paar Augenblicke mit der Beantwortung von
Fragen die Arbeit eines ganzen Semesters klarstellen konnten, aber Norman
Birdwell würde ihn in die Enge treiben, nur um zu zeigen, wie clever er war.
„Was ist, Norman?"
Was war? Das Pochen war so laut geworden, daß es
fast schwierig wurde zu denken. Mit einiger Anstrengung gelang es ihm
herauszuplatzen: „Es geht um mein Seminarthema. Sie sagten einmal, daß es
ebenso wie Heerscharen minderer Dämonen auch Dämonenfürsten gäbe. Kann ich
davon ausgehen, daß die Dämonenfürsten die mächtigeren sind?"
„Ja, Norman, das können Sie." Er fragte sich
kurz, was der junge Mann mit seinen Fingern angestellt hatte. Wahrscheinlich
hat er sie
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