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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 01 - Blutzoll
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in seiner
linken ein altes Buch. Er hätte genauso idiotisch wie seine Speichellecker
aussehen müssen. Er tat es nicht. Seine hellen Augen brannten, und seine
Persönlichkeit, die er im Salon sorgfältig im Zaum gehalten hatte, loderte auf
und setzte das ganze Gemach in Brand. Er benutzte seine Stimme, um die jungen
Männer zur Raserei anzustacheln. Im einen Augenblick füllte er mit ihr den
Raum, im nächsten senkte er sie, umhüllte sie damit und zog sie in seine Nähe.
    Henrys Abscheu wuchs mit der Hysterie. Er stand in
den tiefsten Schatten, weit von den Fackeln entfernt, und sah zu. Ein Gefühl
der Gefahr hielt ihn dort fest, ein Prickeln, das seine Wirbelsäule hinauf- und
hinunterlief. Es sagte ihm, daß, ganz egal, wie lächerlich das alles aussah,
zumindest der Doktor kein Spiel spielte und das Böse, das sich vom Altar aus
ausbreitete, sehr real war.
    Um Mitternacht hielten zwei der anonymen,
schwarzgekleideten Gestalten eine sich heftig wehrende Katze über den Stein,
während eine dritte das Messer führte.
    „Blut. Blut! BLUT! BLUT!"
    Henry fühlte, wie sich sein eigenes Verlangen
steigerte, als der Blutgeruch sich mit dem Geruch nach Rauch und Schweiß
mischte. Der Singsang nahm an Lautstärke und Intensität zu, pulsierte wie ein
Herzschlag und hämmerte auf ihn ein. Die Roben begannen zu fallen, sie
enthüllten Fleisch und, direkt unter der Oberfläche wogend, Blut... und Blut...
und Blut. Seine Lippen zogen sich von seinen Zähen zurück, und er trat vor.
    Dann, über der Masse der sich windenden Körper
zwischen ihnen, trafen sich seine Augen mit denen des Doktors.
    Er weiß es.
    Entsetzen brach durch die Blutgier und trieb ihn
aus dem Haus. Nur in die Robe gekleidet und verängstigter, als er es in
dreihundertfünfzig Jahren jemals gewesen war, machte er sich auf den Weg zurück
zu seiner Zuflucht. Er erreichte sie kurz vor Morgengrauen und fiel in den Tag
mit der Erinnerung an das Gesicht des Doktors vor seinen Augen.
    In der nächsten Nacht ging er zurück, so ungern er
das auch wollte. Man mußte sich der Gefahr stellen. Und sie beseitigen.
    „Ich wußte, daß Sie zurückkommen würden." Ohne
sich von seinem Schreibtisch zu erheben, bot Dr. O'Mara Henry einen Stuhl an.
„Bitte setzen Sie sich."
    Mit zum Zerreißen gespannten Sinnen ging Henry
langsam in das Zimmer. Außer den schlafenden Dienstboten im dritten Stock war
der Doktor das einzige Leben im Haus. Er konnte ihn töten und verschwinden,
ohne daß jemand etwas merkte. Statt dessen setzte er sich, da ihn die
    Neugier zur Zurückhaltung zwang. Woher kannte
dieser Sterbliche ihn, und was wollte er?
    „Sie fügen sich gut ein, Vampir." Der Doktor strahlte
ihn herzlich an. „Hätte ich nicht bereits von der Existenz ihrer Art gewußt,
hätte ich nicht auf das Geplapper des jungen Alfred geachtet. Sie haben einen
ziemlichen Eindruck auf ihn gemacht. Und auf mich. Von dem Augenblick an, als
mir klar wurde, was Sie sind, mußte ich Sie bei mir haben."
    „Sie haben Charles ermordet, um Platz für mich zu
machen."
    „Natürlich habe ich das. Es kann niemals mehr als
zwölf geben." Als Henry seiner Abscheu Luft machte, lachte er nur. „Ich
habe Ihr Gesicht gesehen, Vampir. Sie wollten es. All diese Leben, all dieses
Blut. Frische junge Kehlen, die Sie aufreißen können. Und Sie hätten sich mit
Freuden in Ihre Zähne begeben, wenn ich es befohlen hätte." Er beugte
sich vor, die hellen Augen wie kalte Flammen. „Ich kann Ihnen das geben, immer
wieder, Nacht für Nacht."
    „Und was gebe ich Ihnen?"
    „Ewiges Leben." Die Hände wurden zu Fäusten,
und die Worte klangen wie eine Glocke. „Sie werden mich so machen, wie Sie
sind."
    Das war genug. Mehr als genug. Henry warf sich aus
dem Stuhl und an die Kehle des Doktors.
    Nur um gegen eine unsichtbare Barriere zu prallen,
die ihn wie eine Fliege im Netz festhielt. Er konnte dort, wo er stand, um sich
schlagen, aber konnte weder vor noch zurück gehen. Einen Moment lang kämpfte er
mit all seiner Stärke dagegen an, dann hing er da, keuchend, mit gebleckten
Zähnen, und ein lautloses Knurren verzog sein Gesicht.
    „Ich hatte fast vermutet, daß Sie sich weigern
würden, zu kooperieren." Der Doktor kam um den Schreibtisch herum und
stand so nah, daß Henry seinen Atem fühlen konnte, als er sprach. „Sie
dachten, ich wäre nur ein Idiot, der anderen etwas vormacht, nicht wahr,
Vampir? Sie dachten niemals, daß ich wahre Macht besitzen könnte: Macht, die
durch unaussprechliche Mittel aus

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