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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 01 - Blutzoll
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vielleicht
schreckhaft. Ich denk', ich hätt' gehört, daß du nachts nie mehr
arbeitest."
    „Nicht mehr", korrigierte Vicki ihn abwesend,
während ihr Herz sich wieder zu einem normalen Rhythmus verlangsamte. „Und sehe
ich aus, als ob ich arbeite?"
    „Du siehst immer aus, als ob du arbeitest."
    Vicki seufzte und musterte ihn. Körperlich sah er
nicht allzu gut aus. Die Patina aus Schmutz, die er trug, sagte ihr, daß er im
Freien übernachtet hatte, und sein Gesicht hatte das spitze Aussehen, das ihr
sagte, daß seine Mahlzeiten in letzter Zeit unregelmäßig waren. „Du siehst
nicht so toll aus."
    „Es lief schon besser", gab er zu. „Könnte
'nen Burger und 'n paar Pommes brauchen."
    „Warum nicht." Henrys Anrufbeantworter bestand
darauf, daß er immer noch nicht da war. „Du kannst mir erzählen, was du in
letzter Zeit so getrieben hast."
    Er rollte mit den Augen. „Seh' ich vielleicht aus,
als ob ich verrückt bin?"
     Die drei Kohlen brannten in der gußeisernen
Bratpfanne, die seine Mutter ihm gekauft hatte. Es war das erste Mal, daß er
sie je benutzt hat' te. Das Gold, der Weihrauch, die Myrrhe — alles war
dazugegeben worden. Die drei Tropfen Blut zischten in der Hitze, und Norman
wich schnell zurück, nur für den Fall.
    Etwas hatte den Dämon vergangene Nacht daran
gehindert, sich zu materialisieren, aber da dies das erste und einzige Mal
gewesen war, daß dies vorgekommen war, sollte der Dämon statistisch gesehen in
der Lage sein, heute Nacht durchzudringen. Norman glaubte sehr an Statistiken.
    Die Luft im Zentrum des Pentagramms zitterte.
Normans bandagierte Finger begannen zu brennen, und er fragte sich, ob es
wieder geschehen würde. Das sollte es nicht. Statistisch gesehen sollte es das
nicht.
    Es geschah auch nicht.
    „Ich habe dich gerufen", erklärte er
vorspringend, als der Dämon sich vollständig gebildet hatte. „Ich bin dein
Meister."
    „Du bist Meister", stimmte der Dämon zu. Er
wirkte ein wenig zahm und blickte ständig hinter sich.
    Norman grinste höhnisch über sein jämmerliches
Werkzeug. Nach heute nacht würde er einen richtigen Dämon beherrschen, und
nichts würde ihn dann noch aufhalten können.
     
    Zwölf
    „Weißt du, was ein Zauberbuch ist?"
    „Ja, Meister." Er kauerte sich exakt in der
Mitte des Pentagramms nieder, immer noch mißtrauisch nach dem Schmerz, der ihn
bei der letzten Beschwörung zurückgeschleudert hatte.
    „Gut. Du wirst hier hingehen."
    Der Meister zeigte ihm ein Gebäude, das auf einem
Stadtplan markiert war. Er übersetzte die Information in sein eigenes Bild von
der Stadt, eine weitaus komplexere und weniger beschränkte Ansicht.
    „Du wirst auf dem direktesten Weg zu diesem Gebäude
gehen. Du wirst das Zauberbuch aus Wohnung 1407 holen und es auf dem gleichen
Weg sofort zurück in das Pentagramm bringen. Laß dich von keinem Menschen sehen."
    „Muß trinken", erinnerte er seinen Meister
verdrossen.
    „Ja, okay, dann trink unterwegs. Ich will das
Zauberbuch so schnell wie möglich. Hast du verstanden?"
    „Ja, Meister." Bald würde er von dem trinken,
der ihn gerufen hatte. Man hatte es ihm versprochen.
    Er konnte fühlen, wie der Dämonenfürst, dem er
diente, wartete. Konnte fühlen, wie der Zorn wuchs, weil er sich weiter vom
Pfad des Namens entfernte. Wußte, daß er diesen Zorn noch deutlicher spüren
würde, wenn er aus der Welt zurückkehrte.
    Auf diesem Weg gab es Leben im Überfluß, und da er
so viele zur Auswahl hatte, würde er zumindest dort trinken, wo das Leben
enden würde, um den Namen eines anderen Dämonenfürsten zu bilden. Der Name
würde bis zur Vollendung weitere sechs Todesfälle brauchen, aber vielleicht
würde dieser zweite Dämonenfürst ihn vor dem ersten schützen, wenn er die
Chance bekam, das Tor zu kontrollieren.
    Er kannte Hoffnung nicht, denn Hoffnung ist der
Dämonenrasse fremd, aber er kannte die Gelegenheit, daher tat er, was er konnte.
    Er trank also schnell und reiste vorsichtig, damit
er nicht die Aufmerksamkeit der Macht erregte, die in der Nacht zuvor die
Beschwörung unterbrochen hatte. Die Dämonenrasse hatte diese Macht in der
Vergangenheit bekämpft, und er hegte nicht den Wunsch, es jetzt zu tun, ganz
allein.
    Er konnte das Zauberbuch fühlen, als er sich dem
Gebäude näherte, das der Meister ihm bezeichnet hatte. Mit ausgebreiteten
Flügeln schwebte er näher, ein Schatten gegen die Sterne, und ließ sich auf dem
Balkon nieder. Der Ruf des Buches wurde stärker, die dunkle Macht

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