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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
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hätte er jetzt gerne gewußt, ob die
Freundin je daran gedacht hatte, daß Henry unter Umständen ja recht haben
mochte. Leider konnte er die Frage nicht laut stellen, obwohl sich die Worte in
seinem Mund förmlich darum prügelten, ausgesprochen zu werden: Vickis Gesicht
zeigte ganz klar, daß sie diese Möglichkeit durchaus in Erwägung gezogen hatte
und immer noch in Erwägung zog.
    „Im ganzen Haus hängt sein Geruch", murmelte sie
gerade finster, und ihre Nasenflügel bebten.
    „Sag mir nicht, daß er hier in die Ecken pinkelt!"
    Vickis Zähne schienen länger als gewöhnlich, und sie
zischte: „Das habe ich nicht gemeint."
    „Das sollte ein Witz sein!" Als sie herumwirbelte, um
ihn wütend anzustarren, hob Celluci besänftigend die Hände. „Ich wollte uns
nur aufheitern."
    „Ach so." Die Fahrstuhlglocke kündigte den 14. Stock
an. Vicki wirbelte erneut herum und stellte sich vor die Tür.
    Kopfschüttelnd folgte Celluci ihr auf den Flur. „Du
brauchst dich nicht zu bedanken." Ihrer beider Namen hatten auf einer
Liste gestanden, die dem Wachmann am Eingang vorlag, und so hatte man sie
einfach durchgelassen, ohne vorher in Henrys Wohnung anzurufen. Es war ihnen
nicht klar, was sie erwartete, und wenn Henry so dumm, gewesen war, zu Hause zu
bleiben, konnte es nach Vickis bisherigem Verhalten zu urteilen ein recht
stürmischer Abend werden. Mike ertappte sich bei einem sehnsüchtigen Gedanken
an seine Dienstwaffe, die er in Toronto gelassen hatte, auch wenn er nicht
hätte sagen können, wen er damit erschießen wollte.

„Sie kommt." Henry wandte sich zur Tür, und Tony
dachte bei sich, wie sehr er einer Katze glich, die auf irgendwelche Bewegungen
im tiefsten Schatten starrte, die außer ihr niemand auch nur wahrnehmen konnte.
Wenig später erschütterten drei gleichmäßige Schläge gegen die Tür -aufmachen,
Polizei - die erwartungsvolle Stille und verwandelten sie in lauter kleine,
ungeheuer spitze Einzelteile.
    „Mach du auf." Henry verschränkte die Arme hinter dem
Rücken und trat in die hinterste Ecke des Wohnzimmers. „Es ist wohl am besten,
wenn ich Abstand wahre."
    Tony kam es so vor, als müsse er befürchten, sich an den
Erwartungssplittern zu verletzen. Er trat zur Tür, holte tief Luft und
öffnete.
    Celluci, der gerade zum zweiten Mal hatte klopfen wollen,
senkte den Kopf.
    Vicki, die auf den Flur hinausgestarrt hatte, drehte sich
rasch um.
    Tony teilte nun seit bereits mehr als zwei Jahren die
Wohnung mit einem Vampir, und das war auch gut so, denn sonst wäre er in diesem
Moment schreiend davongelaufen. So räusperte er sich nur, hinderte seine
weichen Knie erfolgreich daran, unter ihm nachzugeben und zwang sich zu einem
Begrüßungslächeln. Zumindest hoffte er, daß die Grimasse als Begrüßungslächeln
durchgehen würde. „Hi Prima siehst du aus."
    Seine Stimme verriet, wie sehr er sich fürchtete. Nun gab
es einige Menschen, deren Angst Vicki großes Vergnügen bereitete, aber Tony gehörte
nicht dazu. Willst du Henry gleich hier und jetzt beweisen, daß er recht hat?
schalt sie sich wütend und rang um Fassung. Ich lasse mich nicht von blindem
Instinkt steuern!
    Tony sah den silbernen Glanz aus Vickis Augen schwinden
und warf Celluci einen erschöpften Blick zu, den dieser mit einem vielsagenden
Achselzucken beantwortete. Ehe jedoch einer der beiden Männer etwas sagen
konnte, hatte Vicki ihre Stimme wiedergefunden.
    „Ich war vier Tage im Auto unterwegs. Ich muß ganz
dringend duschen, und ich sehe aus wie Scheiße, aber vielen Dank für die nette
Lüge." Vicki legte den Kopf schief und sah sich Tony genau an. Zu dessen
Verwunderung kam er sich unter diesem prüfenden Blick keineswegs wie ein rohes
Steak vor. „Du wiederum siehst wirklich toll aus. Du bist nicht mehr so mager,
hast ein wenig Farbe bekommen ..." Vicki runzelte die Stirn. „Aber dein
Haar ist viel zu kurz."
    „Das ist jetzt Mode", protestierte Tony beleidigt und
fuhr sich mit der Hand über den kurzrasierten Schädel.

Vicki seufzte. „Tony, auch Keanu Reeves sah mit dem
Bürstenschnitt nicht wirklich gut aus. Willst du uns nun hereinbitten oder
sollen wir im Flur stehenbleiben?"
    Mit roten Ohren trat Tony einen Schritt zurück.
„Entschuldigung."
    „Genauso unsere Schuld wie deine", gab Vicki zu. Sie
warf einen wohlwollenden Blick in den Eingangsbereich der Wohnung, die Henry
gekauft hatte, nachdem Vicki nach Toronto zurückgekehrt war - und trat auf einen
säulengetragenen Rundbogen zu. „Zum Wohnzimmer

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