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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
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Henry mehr als 450
Jahre lang als gegebene Tatsache hingenommen hatte, einfach vom Tisch zu
wischen. Sie hatte ihn angerufen, ihm Faxe geschickt, ihm per E-Mail
sarkastische Monologe zukommen lassen; sie hatte die Verbindung zu ihm
aufrecht erhalten und sich einen Dreck darum geschert, was Vampire im
allgemeinen taten und was nicht.
    So waren sie beide Freunde geblieben, ganz einfach, weil
Vicki es so und nicht anders hatte haben wollen.
    „Über die Entfernung hinweg sind wir Freunde", gab
Henry zu und lenkte den Wagen vorsichtig auf einen Weg, der noch schlechter war
als die Staubstraße. „Körperliche Nähe ist etwas ganz anders."
    Du hast nicht die Beherrschung verloren, erinnerte ihn die
innere Stimme. Du warst nur wütend, und wenn du sie nicht provoziert hättest,
hätte sich vielleicht auch Vicki beherrschen können, trotz ihrer Jugend. Sie
war sich dessen so sicher, und wie du genau weißt, reicht das bei Vicki in den
meisten Fällen aus.
    Das werden Sie jetzt nie erfahren.
    „Halt den Mund!" Mit einer wütenden Handbewegung
schaltete Henry den Motor aus und starrte auf das winzige Blockhaus, das im
Licht seiner Frontscheinwerfer vor ihm stand. Die Dachfenster schienen sich unter
ihren tiefgezogenen Gauben über ihn lustig zu machen.
    „Was geschehen ist, ist geschehen", murmelte Henry,
schaltete auch die Scheinwerfer aus und trat in die Nacht. Hier würde er
bleiben, bis Vicki den Fall gelöst hatte. So würde er sie wenigstens nicht
stören, ihre Konzentration nicht beeinträchtigen, wie es der Fall wäre, wenn
sie sich im selben Revier aufgehalten hätten. Von Vicki hing das Leben
Unschuldiger ab. Jetzt war einfach nicht die Zeit, Grenzen zu testen, die die
Tradition ihnen setzte.
    Der Geist war Henry erschienen, und deshalb war Henry
verantwortlich für die Tode, die er verursachte. Man hatte Henry im zarten
Alter von sechs zum Duke of Richmond and Somerset gekrönt; Verantwortung war
etwas, das er sehr ernst nahm.
    Celluci trat aus der Duschkabine in das Handtuch, das
Vicki ihm hinhielt, und seufzte zufrieden. „Das wurde höchste Zeit."
    „Ich weiß." Sie schnippte ihm einen Tropfen Wasser
ins Gesicht. „Du fingst schon an zu riechen."
    „Ich dachte, du magst meinen Geruch."
    „Du magst auch den Duft von Leder und hängst dir trotzdem
keine Kuhhaut unter die Nase." Vicki fuhr mit dem Finger durch die nassen
Haare um Mikes Bauchnabel und seufzte tief, die Augen halb geschlossen.
„Glaub' mir, jetzt riechst du wesentlich appetitlicher."
    Er versuchte, nach ihr zu greifen, aber sie entwand sich
ihm mühelos. „Vicki, ich muß erst mal eine Nacht schlafen. In einem Bett, das
sich nicht bewegt."
    „Soll ich aufhören?"
    Der Finger zog Kreise, die immer weiter wurden, und Mike
rang nach Luft. „Das habe ich nicht gesagt." Wenig später, draußen im
Flur, stellte er sich erneut auf die Hinterbeine. „Aber nicht in Fitzroys
Bett!" Kurz darauf erbebte Tonys Bett unter dem Gewicht von zwei Körpern,
und Celluci mußte Vicki am Kinn packen, um ihren Kopf von seinem Körper loszureißen.
„Wenn du ihn abbeißt", murmelte er, „kannst du nie wieder damit
spielen!"
    Tony hatte das größte Schlafzimmer der Wohnung, und in dem
Licht, das durch die Fensterwand drang, die sie und Celluci von der Stadt trennte,
konnte Vicki die Gegenstände im Zimmer so klar erkennen, als seien alle Lampen
im Raum eingeschaltet. Sie schlüpfte unter Cellucis Arm hervor, schüttelte die
Kissen so auf, daß sie sich bequem gegen die Wand lehnen konnte und setzte sich
auf. „Es ist schon komisch, daß ich jetzt hier bin."
    Celluci rollte sich auf die Seite und ließ ein kaum
wahrnehmbares Grummeln hören: „Warum?"
    „Weil ich um das Revier gekämpft und verloren habe.
Trotzdem ist Henry abgereist." Sie zog ihre Knie an, schlang die Arme
darum und sah stirnrunzelnd in die Nacht. „Ich will dieses Revier nicht, aber
ich habe das Gefühl, es erobert zu haben. Nur, daß ich das nicht habe. Henry
hat gewonnen. Aber ich bin hier. Ergibt das irgendeinen Sinn?" Sie wartete
gar nicht erst auf eine Antwort. „Ich habe das Gefühl, daß irgend etwas fehlt,
aber ich weiß nicht, was. Es fühlt sich irgendwie falsch an, und ich weiß
nicht, was ich tun muß, damit es sich richtig anfühlt. Oh Gott!" Sie ließ
den Kopf sinken. „Da dichte ich schon wieder ein Schmalzlied. Es geht mir auf
den Geist, wenn ich so rede."
    Mike murmelte etwas, was Spott gewesen sein mochte, und
sein Atem strich warm über die Haut an Vickis

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