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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
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noch eine Runde Rollschuh
zu laufen, das Mountainbike zu bewegen oder mit dem Kajak auf die offene See
hinauszusteuern. Wäre Vicki besserer Laune gewesen, hätte sie es witzig
gefunden. So ging ihr der Anblick dieser Menschen auf die Nerven.
    Vielleicht war das mit der Denman ja ein Fehler gewesen.
Vicki starrte zwei junge Männer in flotten Leinenhosen an, bis sie ihr den Weg
freigaben. Sie suchte nach etwas leicht Gefährlichem, nach etwas, womit sie
ihre Anwesenheit in Henrys Revier eindeutig und ein für alle Mal unter Beweis
stellen konnte. Daß auch nie eine Rockerbande da rumhängt, wo man sie braucht.
    Dann sah sie ihn.
    Er saß in einem der Cafes, allein, ganz auf das Notizbuch
konzentriert, das vor ihm auf dem Tisch lag. Ein schlanker Schatten inmitten
all der Muskelmänner. Er wirkte vertraut.
    Er sah Henry auffallend ähnlich.
    Beim näheren Hinsehen erwies sich die Ähnlichkeit als rein
oberflächlich. Der Mann trug Schwarz, seine Haut war blaß, aber das blonde
Haar war zu lang und das Gesicht eher rechteckig, ohne die Rundungen des Hauses
Tudor. Im Stehen war er höchstwahrscheinlich auch wesentlich größer als Henry.
    Dennoch ...
    Als der Mann aufsah, fing Vicki durch das Fensterglas
hindurch seinen Blick, hielt ihn einen Moment lang und verschwand dann in der
Nacht. Sie verbarg sich im Schatten zwischen zwei Häusern und beobachtete lächelnd
die Tür des Cafes. Sie kannte solche Männer. Sie wußte, daß er zu denen
gehörte, die immer meinen, es müsse da noch etwas geben, mehr, etwas anderes,
ganz gleich, was der gesunde Menschenverstand dazu sagte. Solche Männer wollten
glauben, all die Mythen seien wahr.
    Wollten sie so gern glauben, taten es aber letztlich doch
nicht.
    Die Tür ging auf, und der Mann stand auf dem Bürgersteig.
Vicki konnte sein Herz heftig schlagen hören, und als er die Augen schloß,
wußte sie, daß er nach dem winzigen Moment suchte, den sie beide zusammen
erlebt hatten, nach dem Geheimnisvollen. Ein älterer Mann mit deutlich

slawischem Akzent, der den Arm um eine gutgekleidete Dame
gelegt hatte, bat ihn, von der Tür wegzutreten. Der junge Mann mußte sich
sichtlich anstrengen, in die Realität seiner Gegenwart zurückzufinden. Er
entschuldigte sich bei dem Paar und ging dann, ein leicht wehmütiges Lächeln
auf den Lippen, die Denman entlang. Eine Hand ließ er hängen und fuhr damit
sanft durch die Blätter der Grünpflanzen, die die Terrasse des Straßencafe's
vom Bürgersteig trennten.
    Vicki ließ den Hunger hochkommen.
    In sicherem Abstand folgte sie dem Lied des Blutes, bis
der Mann dann die breiten Stufen zu einem vierstöckigen Viktorianischen
Sandsteingebäude an der Barclay Street emporzusteigen begann. Als sein
Schlüssel im Schloß der Haustür steckte, trat Vicki aus der Nacht hervor, legte
dem jungen Mann die Hand auf die Schulter und drehte ihn zu sich um. Irgendwo in
den Tiefen seiner Augen, die fast so silbergrau leuchteten wie Vickis eigene,
sah sie, daß er sie erwartet hatte.
    Denn er wollte so gern an das Geheimnisvolle glauben.
    Also schenkte sie ihm ein Geheimnis, an das er würde
glauben können.
    „Was meinst du: Wer von beiden ist zuerst wieder da?"
    „Henry." Celluci zappte durch diverse Kanäle und
fragte sich verärgert, warum sich jemand, der so viel Geld hatte wie Fitzroy,
keinen besseren Fernseher kaufte. Für seine Stereoanlage hatte er, so wie es
aussah, ein kleines Vermögen bezahlt. „Es ist Montag nacht, da wird da oben in
den Bergen nicht viel Verkehr sein, und er kommt gut durch."
    „Er wird wahrscheinlich trinken wollen, ehe er herkommt,
denke ich. Damit er nicht überreagiert."
    „Wegen Vicki? Soll ich mal raten: Das hat sie mit
einkalkuliert. Henry erwartet Vicki hier, wenn er eintrifft, also wird sie
dafür sorgen, daß sie nicht da ist, auch wenn sie sich auf der anderen
Straßenseite verstecken muß, damit sie auf jeden Fall mitbekommt, wie er
vorfährt." Celluci zappte durch drei Fernsehkomödien - alle vom selben
Produzenten gedreht, zwei davon aus den siebziger Jahren —, eine Episode der
klassischen Version von Raumschiff Enterprise, die er bestimmt schon hundert
Mal gesehen hatte und mußte danach zu allem Überfluß feststellen, daß vier
    verschiedene Sender das gleiche Fußballspiel übertrugen.
„500 Kanäle, und auf 499 läuft immer nur Scheiße. Was ist das hier?"
    Tony steckte den Kopf durch die Küchentür, wo er die Reste
ihrer gemeinsamen Mahlzeit beseitigte. „Eine regionale Talkshow", sagte
er,

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