Huff, Tanya
Profit erzielen?"
„Genau. Sie müssen auch Gangster anheuern, um Spender zu
beschaffen, die dann ja nicht freiwillig spenden würden, und ich nehme an, ein
verläßlicher Gangster, wenn es so etwas überhaupt gibt, ist auch nicht gerade
billig."
Chou ignorierte den Versuch, das Interview auf eine etwas
weniger dramatische Ebene zu heben und fuhr fort: „Also hat die Leiche, die
man im Hafenbecken fand, eine Leiche, der man operativ eine Niere entfernt
hatte, nichts mit Organdiebstahl zu tun?"
Auf diese Frage, erkannte Mike, war das ganze Interview
ausgerichtet gewesen.
Mr. Swanson spreizte die Hände, und seine gepflegten
Fingernägel glitzerten im grellen Studiolicht. „Für die operative Entnahme
einer Niere kann es eine ganze Reihe von Gründen geben, Ms. Chou. Der menschliche
Körper braucht nur eine."
„Sie glauben nicht, daß in diesem Fall jemand anderes die
andere brauchte?"
„Ich glaube, daß genau diese Art unverantwortlich
reißerischer journalistischer Berichterstattung dafür verantwortlich ist, daß
ein gefährlicher Mangel an Organspendern herrscht und Menschen wie meine Frau
sterben müssen."
„Aber es gibt doch bestimmt Leute, die bereit wären, auch
zu zahlen ..."
Der Bildschirm wurde schwarz, und Henry legte die
Fernbedienung zurück auf den Beistelltisch.
Celluci bekam Henrys Anwesenheit im Zimmer erst mit, als
dieser sich direkt zwischen ihn und den Fernseher stellte. Der Detective
versuchte, einen Haufen Muskeln zu lockern, die sich bei Fitzroys plötzlichem
Auftauchen völlig verkrampft hatten, und zischte wütend: „Mußten Sie das
tun?"
„Nein, mußte ich nicht." Henrys Tonfall machte klar,
daß er genau die Wirkung erzielt hatte, auf die er es abgesehen hatte. „Wo ist
Vicki?"
Celluci blickte über Henrys Schulter zur Küchentür
hinüber, schlug die stumme Warnung in den Wind, die Tony deutlich im Gesicht
geschrieben stand, und sagte langsam und deutlich: „Jagen."
„Jagen." Henrys Stimme klang ausdruckslos und
enthielt doch Millionen Botschaften.
„Als Sie sie baten, herzukommen, wußten Sie doch genau,
daß das passieren würde."
„Ja." Henry verschränkte die Finger beider Hände eng
ineinander, denn er hatte Angst, die Beherrschung zu verlieren und womöglich
mit der Faust durch die Scheibe des Glastischs zu fahren. Er trat ans Fenster
und starrte hinaus auf die Lichter Granville Islands. „Ich wußte, daß es so
kommen würde."
„Aber deswegen muß es Ihnen ja noch lange nicht
gefallen."
„Sie brauchen gar nicht so überheblich zu tun,
Detective."
„Überheblich? Ich?"
In der Küche zuckte Tony zusammen. Er fragte sich, ob
lange Jahre im Polizeidienst einem Menschen wohl die Illusion verliehen,
persönlich unverletzbar zu sein oder ob man diesen Glauben bereits mitbringen
mußte, wenn man sich für den Polizeidienst bewarb. Wie dem auch sein mochte:
Detective Sergeant Mike Celluci schien sich bei seinem Flirt mit dem Tod prima
zu amüsieren.
„Sie weiß, daß Sie ihren Angriff gestern bewußt provoziert
haben. Ich habe es ihr gesagt." Mike war nicht so entspannt, wie er nach
außen hin wirkte und beobachtete aufmerksam die Muskeln, die sich unter Henrys
rohseidenem Jackett spannten und wieder lockerten. Einen direkten Angriff würde
er nicht überleben. Auch keinen halbherzigen, wenn er ehrlich sein wollte - was
bei der einen Rangelei, die zwischen ihm und Henry stattgefunden hatte,
eindeutig unter Beweis gestellt worden war.
„Wenn Sie gerade versuchen, mich von Vicki abzulenken und
sich selbst als Opfer anzubieten, Detective, dann kann ich Ihnen versichern,
daß das nicht nötig ist. Wir haben gar keine Wahl, wir müssen zusammenarbeiten,
wenn wir diese Erscheinung zur Ruhe betten wollen, und wie es scheint, muß ich
mir wohl eingestehen, daß es durchaus möglich sein könnte, die
Revierbezogenheit, die unsereins innewohnt, zu überwinden."
„Das ist ja wirklich großzügig von dir."
„Verdammt noch mal, Vicki!" Celluci sprang so rasch
auf, daß er das Gleichgewicht verlor, auf den Knien aufschlug und
jeansbekleidete Knochen auf blankpoliertes Hartholz trafen. „Müßt ihr euch immer
derart an einen anschleichen?" Stöhnend kam der Detective wieder hoch.
„Erst er und dann du!"
Vicki legte die Hände auf die Rückenlehne des Stuhls, aus
dem sich Celluci eben erst unsanft erhoben hatte, und zwang sich
gleichermaßen, dem Freund ein Lächeln zu schenken und den Blick von Henry zu
lösen. „Du solltest dir nicht soviel Koffein
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