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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
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zwei
angeblich denkende, fühlende Wesen!" Vicki und Henry interessierten sich
plötzlich auffallend für ihre Fußspitzen. „Die Zeiten ändern sich. Ändert euch
mit ihnen oder gesteht euch ein, daß ihr das nicht könnt und hört auf, hier
meine Zeit zu verschwenden. Davon habe ich nämlich, verdammt noch mal, viel
weniger als ihr."
    Den Blick immer noch zu Boden gerichtet murmelte Vicki:
„Ich mache dir einen Vorschlag, Henry. Ich verspreche dir, ich veranstalte
keine kindischen Raubzüge durch dein Revier, wenn du mir versprichst, daß du
ein wenig lockerläßt."
    „Das wird nicht einfach sein."
    „Nichts, was es wirklich wert ist, ist je einfach."

„Verschon mich bloß mit Platitüden", murmelte
Celluci.
    Henry trat vom Fenster weg, und Vicki wich einen Schritt
zurück, sorgfältig darauf bedacht, den Abstand zwischen ihnen beiden zu
wahren. Henry blieb einen Augenblick lang stehen, als wolle er die Distanz zwischen
sich und den anderen erproben. Als weder Celluci noch Vicki Anstalten machten,
näherzukommen, seufzte er müde und sagte: „Im Keller sind die Sachen, die du
brauchst, um das Fenster nebenan zu sichern. Sieh dir doch mit Celluci die
andere Wohnung an, während Tony und ich sie heraufbringen."
    Mit Mühe konnte Vicki, als Henry an ihr vorbeiging, dem
Bedürfnis widerstehen, ihn anzuknurren. So nickte sie nur, denn ihrer Stimme
mochte sie nicht trauen. Celluci warf einen kurzen Blick in das Gesicht der
Freundin und zog sie dann vorsichtig an sich. Sie riß ihren Arm los, blieb aber
dicht bei ihm. Sein Duft sollte Henrys Geruch überlagern können.
    „Also!" sagte sie dann, als sich die Tür schloß und
sie mit Mike allein war. „So schlimm war's ja gar nicht. Wir sind doch wirklich
weitergekommen."
    „Dann lockere mal deinen Unterkiefer."
    An Vickis Kiefer zuckte ein Muskel. „Noch nicht."
    Als genug Zeit verstrichen war und sie auf ungestörten
Abzug aus der Wohnung rechnen konnten, begaben sich die beiden hinüber in die
Nummer 1409.
    „Jesus, Maria!"
    „Und Josef und alle Heiligen!" ergänzte Vicki.
    Marmorverkleidete Wände; vier verschiedene Vorhangkordeln
an jedem Fenster; alle Möbel sahen aus, als trügen sie einen Überzug aus Rohseide;
nur Perserteppiche auf dem Boden. Zwei- und dreidimensionale Kunstwerke,
sorgsam verteilt, um ordentlich Eindruck zu schinden: Die Wohnung 1409 sah aus,
als habe man sie extra für die Photographen des Vancouver Life Magazine
eingerichtet.
    „Ich hätte nie gedacht, daß es wirklich Menschen gibt, die
in so etwas leben." Vicki kehrte den Wonnen des Wohnbereichs den Rücken
und machte sich auf die Suche nach den Schlafzimmern. „Was meinst du: Ist der
Rest der Wohnung auch so?"
    Zwei chinesische Tempelhunde aus Terrakotta bewachten in
der einen Ecke des größten Schlafzimmers einen riesigen Korb mit getrockneten
Rosen. Fünfzig verschiedene Kopfkissen in allen nur denkbaren Größen

und Farben waren am Kopfende des übergroßen Doppelbettes
aufgeschichtet, und die Tagesdecke aus Seidenmoire paßte farblich zur Tapete.
Die Vorhänge waren aus demselben Material wie die Tagesdecke, allerdings um
einiges dunkler.
    „Dieses Zimmer hat wahrscheinlich soviel gekostet wie mein
ganzes Haus", murmelte Mike erschüttert.
    „Auf jeden Fall schicker als das Holiday Inn",
stimmte Vicki ihm vergnügt zu, trat zurück in den Flur und öffnete die Tür zum
kleinsten der drei Schlafzimmer. „Oh Gott!" Sie erstarrte an der Schwelle.
„Hier kann ich nicht schlafen!"
    Celluci blickte ihr über die Schulter und mußte prusten.
    Eine riesige Puppe in einem gehäkelten Röckchen in Rosa
und Weiß thronte mitten auf einer Tagesdecke aus rosa Satin. Der rosa Bettvorleger
paßte genau zu den rosa Rüschen des Fenstervorhangs, der sich wiederum
farblich mit den rosa Rüschen am blaßrosa Lehnstuhl ergänzte. Die
Ankleidekommode und ein Holzkoffer am Fußende des Bettes waren auf antik
getrimmt und weiß, und das Bett selbst war die schrecklichste Scheußlichkeit
in Messing, die Vicki je zu Gesicht bekommen hatte. Überall Schnörkel und
Emailleblümchen, und in der Mitte sowohl des Fuß- als auch des Kopfteils des
Bettgestells prangte je ein riesiges Herz.
    Celluci lachte so sehr, daß seine Beine ihn nicht mehr
tragen konnten und er gegen die Wand sank, wobei er sich den Bauch hielt. „Die
Vorstellung ...", wollte er erklären, blickte wieder von Vicki zum Bett
und zurück und konnte den Satz nicht zu Ende bringen.
    „Die Vorstellung ... " Ein weiterer

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